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Tradition nicht nur aller fünf Jahre leben

Dresden. Das Interview der Woche mit Museums-Chef Jens Genschmar.
Jens Genschmar

Jens Genschmar

Bild: Schmidt

In den letzten Wochen feierte Dynamo seinen 70. Geburtstag. Mittendrin und besonders gefragt: Jens Genschmar, Chef des Dresdner Fußball-Museums. War es eine anstrengende Zeit?

Ja, aber genau dafür lebe ich meinen Museumstraum. Die Dokumenten-Ausstellung im Stadtarchiv und »70 Jahre - 70 Trikots« im Kaufpark Nickern sind schon Highlights, für die sich der Aufwand gelohnt hat.

 

Wieviele Trikots umfasst Ihre Sammlung insgesamt?

Es sind mehr als 200 und es kommen immer neue dazu. Heim- und Auswärtstrikots, die der Torhüter, besondere Outfits für besondere Spiele, Sonderdrucke für Extra-Sponsoren... Man hat immer das berühmte gelbe Oberteil mit dem schwarzen Längsbalken aus den 70er Jahren vor Augen, aber auch in dieser Zeit gab es etliche Hemden, die daneben getragen wurden.

 

Sie sind ja seit kurzem offiziell der Traditions-Beauftrage der SGD. Was macht das aus?

Vornweg: Es war überfällig, dass es den im Verein gibt. Bei Sachsenring Zwickau oder Energie Cottbus wird diesbezüglich schon länger vorbildlich gearbeitet. Es ist wichtig, dass sich ein Traditionsverein, wie wir es einer sind, auch außerhalb von runden Jubiläen um seine Geschichte kümmert. Für mich ist es schön, dass ich jetzt nicht nur als Jens Genschmar oder als Chef des Dresdner Fußball-Museums auftreten, sondern richtig im Namen von Dynamo agieren kann, wenn es um die Historie, deren Aufarbeitung und Pflege geht. Die Reaktionen waren durchweg positiv.

 

Wie sieht es aus mit einer festen Austellung und entsprechenden Räumlichkeiten?

Da sind wir dran. Die Exponate, die im Stadionbereich gezeigt werden, stammen ja aus meiner Sammlung, also dem Fußball-Museum. Aber das ist nur ein Bruchteil. Wir wollen einen Platz finden und das nicht erst zum 75. Geburtstag. Der wäre ein Anlass für die Eröffnung, aber wir müssen schon jetzt daran arbeiten und nicht aller fünf Jahre neu anfangen.

 

Was sagen Sie zur aktuellen sportlichen Situation?

Für eine realistische, fachliche Einschätzung bin ich zu sehr Fan und zu wenig Experte. Aber klar: Die Testspiele stimmen optimistisch - nicht nur wegen der Resultate, sondern auch, wie und mit welchen spielerischen Leistungen die zustande kamen. Trotzdem ist das alles Schnee von gestern am 5. August, an dem nur noch die Partie gegen Bielefeld zählt.

 

Was macht Ihnen Hoffnung?

Es hat sich im Frühjahr eine Supermannschaft eingespielt, die zu großen Teilen zusammengeblieben ist und punktuell gut ergänzt wurde. Trotz des verpassten Aufstiegs ist nicht mehr diese Leere wie nach den Relegations-Spielen gegen Kaiserslautern 2022 da. Fußball-Dresden hatte schon immer ein Gespür dafür, wenn etwas geleistet, wenn ehrlich gearbeitet wurde, auch wenn das Ziel letztlich verfehlt wurde. Mit den Fans im Rücken kann es diesmal klappen.


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