Carola Pönisch

SLUB erwirbt Silbermann-Handschriften

Schon 2014 konnte die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) das Reisetagebuch von Johann Andreas Silbermann erwerben, nun kehren weitere zentrale Handschriften des Straßburger Orgelbauers und Neffen von Gottfried Silbermann in den Fundus der SLUB ein.  Das zwischen den 1720er und 1780er Jahren angelegte sogenannte „Silbermann-Archiv“ ist eine Fundgrube für Kultur und Wissenschaft und dokumentiert das Familienwissen zum Orgelbau. Johann Andreas Silbermann, dessen Neugierde und Leidenschaft für den Instrumentenbau auf praktisch jeder Seite der sechs Bände spürbar ist, legte eigenhändige Beschreibungen zu 35 Orgeln seines Vaters Andreas Silbermann an, beschrieb 31 Instrumente, die er selbst gebaut hatte, und trug Details zu knapp 250 Instrumenten aus ganz Europa zusammen.  In dem Band „Von den Orgelmachern“ vereint Silbermann biographische Notizen zu gut 180 Kollegen, äußert Wertschätzung und Kritik und schildert persönliche Begegnungen. Hier offenbart sich Silbermanns Charakter und sprüht sein Humor. Ein Band mit dezidierten Geschäftsnotizen gibt detaillierte Auskünfte zu adäquaten Materialien und deren Kosten sowie zu handwerklichen Tätigkeiten. Eingeklebte Briefe, technische Skizzen oder Kupferstiche zeigen, wie Silbermann sein Wissen sammelte.  Die in Mitteldeutschland und dem Elsass ansässige Silbermann-Dynastie prägte den Orgelbau des 18. Jahrhunderts. Kulturstaatsministerin Monika Grütters betont: „Johann Andreas Silbermann hat den legendären deutschen Orgelbau landesweit entscheidend mitgeprägt. Der Erwerb seines Archivs gewährt einen einzigartigen Einblick in die anspruchsvollen Facetten dieser Handwerkskunst im 18. Jahrhundert. Die bedeutenden kulturhistorischen Quellen für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen, ist nicht nur eine große Chance für die Sächsische Landesbibliothek, sondern auch ein bedeutender Gewinn für die deutsche Bibliotheks- und Museumslandschaft insgesamt. Daher habe ich den Ankauf mit Mitteln aus meinem Kulturhaushalt sehr gerne unterstützt.“ Zum Nachlesen und Nachhören Das Silbermann-Tagebuch, ein mit Zeichnungen und Zeitungsausschnitten reich ausgestattetes Notizbuch, hatte die SLUB 2014 bei Sothebys ersteigert. Darin schildert Johann Andreas Silbermann eine Rundreise im Jahr 1741, die ihn von Straßburg über Frankfurt durch die mitteldeutschen Residenzstädte bis nach Berlin und zurück führte. Er beschreibt die bedeutendsten Orgeln Mitteldeutschlands und notiert sorgfältig seine Beobachtungen zum musikalischen Leben im heutigen Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Berlin. Das Reisetagebuch gibts hier, ausführliche Informationen der SLUB dazu hier.    Das digitale Silbermann-Archiv  und ein Podcast der Kulturstiftung der Länder zum Erwerb des Silbermann-Nachlasses sind ebenfalls abrufbar.


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