Birgit Branczeisz

Seidels Nachfahren liefern Rhododendron für den berühmten Seidel-Park

Dresden-Striesen. Hermann Seidel gehörte zu den "Striesener Gärtnern", die im 19. Jahrhundert den Stadtteil maßgeblich pägten.
Der Ur.Ur.Enkel des Gründers Rudolf Seidel der Baumschule Seidel in Grüngräbchen bei der Begutachtung von 6 jährigen Rhododendron - Beständen.

Der Ur.Ur.Enkel des Gründers Rudolf Seidel der Baumschule Seidel in Grüngräbchen bei der Begutachtung von 6 jährigen Rhododendron - Beständen.

Bild: Privat

Historische Wege wurden erneuert, Bänke aufgestellt, Trinkbrunnen aufgestellt und echte Seidelsche Rhododendren gepflanzt. Die Pflanzen stammen aus der Gärtnerei Rudolf Seidel in Grüngräbchen. Damit wird die Verbindung zur Entstehungsgeschichte des Hermann-Seidel-Parks weiterhin erlebbar sein.

Denn das Gelände des Parks war Teil der ehemaligen Seidelschen Gärtnerei des 19. Jahrhunderts. Denn hier wurden vor allem Azaleen, Kamelien und Rhododendren vermehrt und gezüchtet. In "unwegsamer, wilder Gegend", an der heutigen Ermel-/Eisenacher-/Pohlandstraße legte Hermann Seidel seinen Rhododendronpark an.

Schon sein Großvater Heinrich Seidel war königlicher Hofgärtner. Sein Enkel Hermann Seidel hatte den ambitionierten Gedanken, dass kein Garten, kein Park ohne Rhododendron sein sollte. Doch die Pflanzen erfroren immer wieder im Winter. In einem abgelegenen Kieferwald gelang es Seidel schließlich winterharte Stauden zu züchten. Etwa 50 seiner Arten wurden im Schutz des Waldes winterhart, zwölf sogar im freien Gelände.

Nach Umzug der Seidelschen Gärtnerei ins damals ländlichere Laubegast Ende des 19. Jahrhunderts übernahm die Stadt Dresden das Gelände. Viele andere Gärtner zogen ebenfalls weg aus dem schnell wachsenden Striesen, vielen gaben ganz auf. Die "Striesener Gärtner" waren größtenteils weitgereist, Seidels waren im 30-jährigen Krieg aus Böhmen nach Sachsen geflüchtet. Der Bau der Erlöserkirche wurde vor allem von ihnen vorangetrieben und bezahlt.

Ab 1920 wurde das Areal der Gärtnerei zu einem Volkspark ausgebaut Die Rhododendronzüchtungen Seidels, die an ihrem Standort verblieben waren, bildeten den Grundstock für eine neue Bepflanzung. Bis 1930 wurde sogar Eintritt genommen und für soziale Zwecke verwendet. Mehrere Jahre betrieb Pfunds Molkerei hier einen Trinkpavillon. Die aktuelle Sanierung nimmt Bezug auf die frühestmöglich auffindbaren Unterlagen von 1927, verantwortet vom Planungsbüro M. E. König aus Dresden.

Die Planung für den Trinkbrunnen übernahm die Planungsgruppe Brücken-, Ingenieur- und Tiefbau Partnergesellschaft aus Kesselsdorf. Mit der Bauausführung wurde die Firma Hoch Tief, Niederlassung Dresden, beauftragt. Vorhandene Bänke arbeitete der Verein Lebenshilfe e. V. auf. Die Kosten beliefen sich auf rund 250.000 Euro. Hinzu kommen 60.000 Euro für die Planungsleistung und Bauüberwachung.

Der Stadtbezirk Blasewitz unterstützte das Vorhaben großzügig und stellte bereits 2019 für die Planungsphase mit der denkmalschutzrechtlichen Zielstellung 70.000 Euro zur Verfügung. Im Jahr 2021 folgten weitere Mittel in Höhe von 63.000 Euro für Schutzmaßnahmen und Bänke und im Jahr darauf 15.000 Euro für einen Nachtrag in der Planung sowie die Einordnung des Trinkbrunnens. Alle weiteren Kosten übernahm das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft.

www.baumschule-seidel.de/historie


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