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Kreative Bürgerbeteiligung in der Straßenbahn

Auf Schienen in die Zukunft fahren? So wie Marty McFly, der 1985 im silbernen Sportwagen ins Jahr 2015 reiste. Eine gute Idee.

Einsteigen, reinsetzen und mitmachen! Im Rahmen der Aktion Zukunftsstadt, in der es bis zum nächsten Frühjahr darum geht, für Dresden nachhaltige Visionen zu entwickeln, waren zwei Straßenbahnen der Verkehrsbetriebe auf ihren planmäßigen Strecken im Linienbetrieb unterwegs. Die Mitfahrenden waren aufgerufen, ihre Vorstellungen zu notieren, was sie sich für ihre Stadt im Jahr 2030 wünschen. Das Unterfangen klang spannend. Der erste Versuch, die richtige Straßenbahn am Bahnhof Mitte zu erwischen, ging schief, im zweiten Anlauf klappte es aber. Beim Einstieg fielen sofort die vielen Zettel an den Scheiben ins Auge. Fahrgäste hatten ihre Wünsche darauf verewigt. Jeder konnte sie lesen. „Eine friedliche Stadt“, „Seniorenfreundlicher Radverkehr“, „Bezahlbare Wohnungen“, „Ein Dynamo-Stadion mit 80.000 Zuschauern“. Hier war Schmunzeln angesagt, andere Visionen regten dagegen zum Nachdenken an. „Es sind alle möglichen Themen vertreten“, sagt Ben, der ein gelbes T-Shirt trägt. „Dresden, wie wir leben wollen“ steht darauf. Er ist Mitarbeiter der Universität und befragt einen Fahrgast dazu. Der winkt zunächst ab. Ben gibt nicht gleich auf und es folgt doch ein Gespräch. Fünf Minuten später hat der Herr sein kleines Stück Papier beschriftet und ans Fensterglas geklebt. „Vielen fällt es schwer, spontan eine Vision zu nennen oder diese zu formulieren“, sagt er. Andere glauben nicht, dass es etwas bringt. „Die tun das sowieso nicht umsetzen“, flüstert eine junge Frau ihrem Begleiter zu. Die Anzahl der angeklebten Zettel beweist, dass nicht alle so denken. „Man merkt, dass die Idee auf Interesse stößt“, berichtet Ben. Sie sollte sogar regelmäßig stattfinden, hört er oft. Je mehr Zettel kleben, desto öfter schnappen sich einsteigende Mitfahrer ohne Aufforderung neugierig eines der Klemmbretter, die überall herumliegen. Norbert Rost, der das Projekt der Zukunftsstadt bei der Stadt koordiniert, freut sich darüber. „Es geht hier um eine neue Form, die Dresdner an Gedankenprozessen zu beteiligen, warum nicht auch in einer Straßenbahn.“ Doch was passiert mit den Visionen? Sie werden statistisch ausgewertet, online gestellt und dienen als Inspiration für weitere Veranstaltungen, die bis Anfang 2016 zur „Zukunftsstadt 2030“ stattfinden. Fotos: Pohl


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