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Roberto Rink/ck

In Dresden gehen die Lichter aus

Dresden. Um Energie einzusparen, hat die Stadt Dresden unter anderem ihre Nachtbeleuchtung reduziert. Doch es macht sich Kritik in Sachen Sicherheit breit.

Werden die Frauenkirche und die Dresdner Altstadt bald nur noch vom Mond beleuchtet?

Werden die Frauenkirche und die Dresdner Altstadt bald nur noch vom Mond beleuchtet?

Bild: J. Männel

Seit dem 1. September wird die Energieeinsparverordnung des Bundes auch von der Stadt Dresden umgesetzt. In Dresden will man so 33,7 Millionen Kilowattstunden im Jahr einsparen. Zu den von Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen vorgelegten Maßnahmen zählt unter anderem, dass die Außen- sowie Innenbeleuchtungen städtischer Räume und Gebäude gedimmt oder teilweise sogar komplett abgeschaltet werden sollen. So werden alle nicht notwendigen Außenbeleuchtungen abgeschaltet, dazu gehören das Anstrahlen von Gebäuden und die Nachtbeleuchtung von Brücken. Auch die Straßenbeleuchtung soll gedimmt werden. »Geprüft wird auch eine Abschaltung jeder zweiten Leuchte zwischen 22 Uhr und 6 Uhr«, sagt Jähnigen. Zudem sollen auch unnötige Ampeln ausgeschaltet werden. In Städtischen Gebäuden gilt es, die Innenbeleuchtung auf das Nötigste zu begrenzen.

 

Zustimmung und Kritik aus dem Stadtrat

 

Im Dresdner Stadtrat sind die vorgelegten Energiesparmaßnahmen der Umweltbürgermeisterin teils auf Zustimmung, teils aber auch auf heftigen Gegenwind gestoßen. Die CDU-Fraktion beispielsweise begrüßt die Maßnahmen: »Aus meiner Sicht ist es angesichts der aktuellen Energiekrise dringend notwendig, Energie einzusparen. Dazu gehören leider auch Straßenbeleuchtung, Leuchtreklamen und die Inszenesetzung historischer Gebäude«, sagt der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Veit Böhm.

Auch die LINKE-Stadtratsfraktion begrüßt, dass die öffentliche Verwaltung zum Energiesparen angehalten ist: »Denn auch auf die Kommune kommen steigende Energiekosten zu. Mittel, die dann für soziale Projekte nicht mehr zur Verfügung stünden.«

 

Dunkelheit könnte Kriminellen dienen

 

Die vorgelegten Energiesparmaßnahmen sind im Stadtrat teils aber auch auf heftige Kritik gestoßen. So sagte FDP-Fraktionschef Holger Zastrow: »Man fragt sich, welches Ziel die Stadtverwaltung tatsächlich verfolgt, wenn man ankündigt, das Licht in der dunklen Jahreszeit auszuschalten oder stark zu reduzieren. Will man das abendliche Leben in der Innenstadt zum Erliegen bringen? Will man Touristen, die großartig illuminierte Altstadt, vertreiben? Oder will man gar Strolchen und Kriminellen, die im Schutz der Dunkelheit ihr Unwesen treiben, die Arbeit erleichtern?«

Auch die AfD-Fraktion verurteilt die »drakonischen Maßnahmen« aufs Schäfste und sieht einen massiven Einschnitt in die Lebensqualität aller Dresdner: »Für die Stadt und ihre Bürger brechen, nun offiziell und auch sichtbar, finstere Zeiten an. Mit gedimmter und reduzierter Straßenbeleuchtung sinkt das Sicherheitsgefühl der Dresdner noch mehr. Die Zahl von Straftaten und Unfällen droht zu steigen.« Die Freien Wähler im Stadtrat sprechen von »Aktionismus, der an den eigentlichen Ursachen, der desaströsen Politik der Bundesregierung, nichts ändert«, so Stadtrat Jens Genschmar.

Die Dresdner Polizei erwartet indes keinen signifikanten Kriminalitätsanstieg und wird daher zunächst keine zusätzlichen Maßnahmen einleiten. Pressesprecher Thomas Geithner führt weiter aus: »Verschiedene Studien belegen, dass Beleuchtung nachweisbar einen Einfluss auf die Kriminalitätsfurcht, also das Sicherheitsgefühl, hat. Gleichzeitig ist jedoch kein direkter Zusammenhang zwischen Beleuchtung und Kriminalität nachweisbar. Dunkle Orte weisen nicht mehr Zwischenfälle auf als hell beleuchtete, obwohl das Gefühl etwas anderes sagt.«


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