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Ich staune über die Ruhe der Dynamo-Fans

Dresden. Das Interview der Woche mit Dynamos Rekord-Torschütze Torsten Gütschow.

Torsten Gütschow

Torsten Gütschow

Bild: Schmidt

Die Dynamos haben nach wochenlanger Erfolglosigkeit endlich wieder einmal in der 3. Liga gewonnen. Doch der mit 169 Treffern beste schwarz-gelbe Torschütze Torsten Gütschow ist trotzdem unzufrieden nach dem 2:1 gegen die Zweite von Hannover 96. Warum?

Ich habe vor einem halben Jahr mit meinem damaligen Verein Bremer SV gegen diese Mannschaft gespielt, bei der diesmal noch sieben Spieler von damals dabei waren. Wir haben also sozusagen gegen einen Regionalligisten gewonnen und den nicht dominiert – im Gegenteil: Es sah lange sogar nach Niederlage aus.

 

Aber am Ende steht ein Sieg zu Buche…

Dennoch sah es über weite Strecken grauenhaft aus. Diesen Fakt hätte ich mir auch im Fazit des Trainers gewünscht: »Klar, Fußball ist ein Ergebnis-Sport, aber spielerisch können wir nicht zufrieden sein.« Stattdessen gab es von Thomas Stamm nur Schönrederei und die üblichen Floskeln.

 

Sie gehören also zu denen, die mit der Arbeit des Trainers unzufrieden sind – trotz des Tabellenplatzes in der Spitzengruppe?

Er ist für mich eher ein Jugendtrainer, aber keiner, der Dynamo perspektivisch nach oben bringt. Doch das geht nun schon seit vier, fünf Jahren so, dass diese wichtige Position so besetzt wird. Ich will nicht sagen, dass zu meiner Zeit alles besser war, aber es herrschte Zucht und Ordnung, wir mussten im Training Gras fressen und das hat sich dann positiv in den Spielen ausgezahlt.

 

Immerhin hat Thomas Stamm mit Tony Menzel ein talentiertes Eigengewächs etabliert, der von seinem Vorgänger ignoriert wurde.

Das ist insgesamt trotzdem zu wenig. Wir haben mit der Walter-Fritzsch-Akademie und dem Trainingsgelände Bedingungen, die mindestens Zweitliga-Niveau darstellen, aber was kam in den letzten Jahren heraus? Die den Sprung geschafft haben, kann man an einer Hand abzählen.

 

Die Fans haben nach dem Sieg trotzdem gefeiert – überrascht Sie das?

Dass sie in den letzten Wochen so ruhig geblieben sind, ist schon komisch. Die Ostdeutschen sind doch sonst so schnell auf der Straße und protestieren, wenn ihnen was nicht passt. Ich hätte mir sogar gewünscht, dass es beim 1:1 geblieben wäre, dann hätte es endlich mal geknallt. So wurschteln wir uns weiter durch, das ist schade.


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