

Dresden. »Dresden in Zahlen 2021« liegt vor – und damit auch ein erschreckender Blick auf Corona-Folgen ganz anderer Art. Das Dresdner Jugendamt stellte für 2020 einen erheblichen Zuwachs der Zahl von Kindeswohlgefährdungen fest. 1.005 Kinder und Jugendliche waren akut oder latent betroffen. Das waren über 300 Fälle mehr als ein Jahr zuvor und entsprach einem Anstieg um 51 Prozent.
Das Jugendamt registrierte einen starken Anstieg von Überforderungssituationen, welche auf die pandemiebedingten Maßnahmen zurückzuführen sind. Es häuften sich Fälle mit häuslicher Gewalt, Sucht sowie Überlastung bei Homeschooling. Jeder vierte Fall betraf ein Kind unter drei Jahren. In den beiden Altersgruppen zwölf bis unter 15 Jahren und 15 bis unter 18 Jahren waren Mädchen etwas häufiger betroffen als Jungen. Bei den 15- bis unter 18-Jährigen waren fast doppelt so viele weibliche Jugendliche gefährdet.
Bei Kindern und Jugendlichen äußert sich dies durch Verletzungen, Mangelernährung, unzureichende Hygiene oder Verhaltens-auffälligkeiten. Laut Jugendamt wurde bei mehr als der Hälfe Anzeichen von Vernachlässigung festgestellt (55,7 Prozent). Dazu gehören zum Beispiel mangelnde medizinische Versorgung oder unzureichende Erziehung. Bei jedem achten Fall (12,4 Prozent) hat das Jugendamt psychische Misshandlung festgestellt. Damit ist das Ablehnen des Kindes oder Jugendlichen (Herabsetzung, Stigmatisierung) gemeint. Etwas mehr als 100 Kinder und Jugendliche waren von körperlicher Misshandlung betroffen (10,8 Prozent). 3,2 Prozent aller Gefährdeten waren Opfer sexueller Gewalt. In jedem sechsten Fall (17,8 Prozent) lagen mehrere Gefährdungsarten gleichzeitig vor.
Der Dresdner Kinder- und Jugendnotdienst kann Betroffene bei der Lösung von Konflikten und Problemen unterstützen.
Kinderschutznotruf: Telefon: 0351/2754004, Mail: kinderschutz@dresden.de
Besucheranschrift: Kinder- und Jugendnotdienst I für Kinder unter 13 Jahren, Rudolf-Bergander-Ring 43, 01219 Dresden