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rob/Birgit Branczeisz

Dresden sucht Wohnungen

Dresden. Für die Kriegsflüchtlinge werden Unterkünfte gebraucht - und Handwerker gesucht, die Wohnungen schnell flottmachen.
Flüchtlingsnotunterkünfte

Flüchtlingsnotunterkünfte

Bild: LHD Daniel Heine

"Turnhallen können nur eine Übergangslösung sein", sagt Sozialdezernentin Kristin Kaufmann entschieden. Zwölf Turnhallen sind von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine belegt, zwei weitere dienen als Verpflegungspunkte. Auch wenn Dresden nun ein Ankunftszentrum in der Messe hat - hier bekommen sie einen Gesundheitscheck mit Corona Test und TBC-Screening. Allen Verantwortlichen ist aber klar, nun muss man die Ankommenden durchdacht unterbringen. Ein Blick auf die Zahlen verrät schnell warum: Mit Stand Donnerstag, 24. März, sind 1.915 Menschen privat untergebracht, nur 25 haben bereits eine eigene Wohnung, 1.803 schlafen dagegen in Notunterkünften wie Turnhallen, aber auch der Messe und in Hotels. Gerade Letztere - mit 887 Betten - können ihre Kapazitäten höchstens bis Ostern oder Ende April zur Verfügung stellen. Die Tourismus-Saison beginnt. Die Sozialdezernentin rechnet aber in Kürze mit 9.200 Menschen in der Stadt, die möglichst normal wohnen sollen. Normalität meint für offenbar längere Zeit und mit Kindergarten- und Schulplatz, weil die Ankommenden eben vor allem Frauen mit Kindern sind. Bis Donnerstag wurden 1.353 ukrainische Kinder registriert.
 
Dresden fordert Steuerungsfunktion des Landes ein
 
Dresden fordert daher unbedingt die Steuerungsfunktion des Landes ein, das gesamte Umland müsse zudem mitziehen und der Freistaat das Ganze koordinieren. Eine Forderung, die auch Alexander Müller vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. (vdw Sachsen) aufmacht. In Sachsen gibt es nach seiner Rechnung über 1.000 freie Wohnungen, Dresden hat etwa 200. Bis zu 3.000 weitere Wohnungen will die Wohnungswirtschaft flottmachen. Dafür benötige man pro Wohnung aber rund 3.000 Euro, um Medien anzuschließen und das Notwendigste hineinzustellen. "Uns fehlen aber die Handwerker, um das umzusetzen", so Müller. Auch juristischer Rat ist gefragt. Können zum Beispiel Wohnungen, die mit Förderung aufwändiger saniert wurden plötzlich als Sozialwohnungen vergeben werden, ohne dass später Fördergelder zurückgezahlt werden müssen? Dafür braucht es zentrale Ansprechpartner und Struktur. "Man muss uns auch helfen lassen!", sagt Alexander Müller. Christian Knappe, in Dresden für die soziale Wohnungsversorgung zuständig, kündigte inzwischen an, dass die Landeshauptstadt bis Mai weitere 250 Wohnungen im gesamten Stadtgebiet anmieten werde, danach nochmals 400. Auf der Homepage der Stadt finden Interessierte eine Checkliste, welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen.
 
Dresden sucht Immobilien
 
Natürlich können registrierte Kriegsflüchtlinge auch selbst Wohnungen anmieten. Wer aber eine bezahlte Sozialwohnung braucht, muss einen möglichen Vertrag vorher vom Sozialamt auf Angemessenheit prüfen lassen. Angesichts so vieler Hürden und steht die Frage nach Wohnheimen, die man eigentlich nicht für ideal hält, doch im Raum. Vor allem auch deshalb, so Sozialdezernentin Kristin Kaufmann, weil auch wieder mehr Menschen aus dem Jemen, Syrien und Afghanistan kommen. Dresden sucht also entsprechende Immobilien und erwartet auch Angebote aus dem Umland, denn die Großstädten Dresden und Leipzig werden das nicht allein stemmen können. Außerdem wird Dresden zwölf Sozialbetreuer finanzieren, die an die vier Träger der Migrations- und Sozialarbeit angegliedert sind und ihrerseits auch den Einsatz der Ehrenamtlichen koordinieren. Schon jetzt ist der erste finanzielle Plan "über den Haufen geworfen", so Sozialdezernentin Kaufmann. Die Kosten sind um 275 Prozent gestiegen. Der Stadtrat wird jetzt ein entsprechendes Budget freigeben.


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