Birgit Branczeisz

Der "Dresdner Norden" wehrt sich

Dresden-Klotzsche. »Wir sind nicht nur ein Industriestandort – hier leben Menschen«. Die Stadt soll wenigstens ihre Versprechen halten.

Vereint: die Stadträte Bettina Kempe-Gebert und Holger Zastrow, der Ortsvorstand von Weixdorf Alexander Manzke, der Ortsvorstand von Langebrück Christian Hartmann, der Ortsvorstand von Schönborn Torsten Heidel und Ortschafträtin von Langebrück Silvana Wendt.

Vereint: die Stadträte Bettina Kempe-Gebert und Holger Zastrow, der Ortsvorstand von Weixdorf Alexander Manzke, der Ortsvorstand von Langebrück Christian Hartmann, der Ortsvorstand von Schönborn Torsten Heidel und Ortschafträtin von Langebrück Silvana Wendt.

Bild: Branczeisz

 »Willkommen an der Schwimmhalle Klotzsche – genau hier soll sie entstehen und das ist das Versprechen, das dem Dresdner Norden vor langer Zeit gegeben wurde. Dazu gibt es mehrere Beschlüsse, der Stadtrat hat sich ganz klar für diesen Standort ausgesprochen«, begüßt Holger Zastrow die Runde. »Die Entwurfsplanung steht schon – und das alles steht in Frage, es gibt bereits ein negatives Votum aus dem Finanzausschuss. Das Rathaus möchte den Erbbaurechtsvertrag kündigen und damit steht das ganze Projekt in Frage.« Genau deshalb schließt sich der Dresdner Norden zusammen. 

Christian Hartmann, Ortsvorsteher Langebrück und Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag: Der Dresdner Norden ist der Wirtschaftsraum, wo die Großansiedlungen erfolgen und wo in den letzten Jahren am wenigsten für Kultur und Sport getan wurde. Für Langebrück ist es ist völlig inakzeptabel, ohne eine neue Lösung zu haben, den Standort, den man sicher hat, zu beerdigen und dann in die Diskussion zu Alternativen gehen zu wollen.  »Erbpachtvertrag muss bestehen bleiben«, sagt er. 

Der Weixdorfer Ortsvorsteher Alexander Manzke weist darauf hin: Es geht hier um einen Ersatzneubau, keinen Neubau. »Wir erwarten, dass das  auch eingehalten wird«, so Manzke. Der Standort Königsbrücker Landstraße 100  liegt direkt an der Haltestelle, der Einzugsbereich geht bis Ottendorf-Okrilla und in die Innenstadt. Torsten Heidel, Ortsvorsteher von Schönborn, kann dem nur beipflichten. Die Stadt könne die Beschlüsse vom Dresdner Norden nicht einfach ignorieren.

Die Stadt muss endlich Prioritäten setzen

Stefan Bentzin, Stadtbezirksbeirat in Klotzsche, hat die Antwort von Dr. Christian Koitzsch, Geschäftsführer von ESMC, zur Schwimmhalle noch im Ohr. »Wir bauen Chipwerke und keine Schwimmhallen«, hatte er gesagt, als er auf eine Beteiligung angesprochen wurde.  Verständlich, findet Christian Hartmann, denn Förderung für Chipindustrie sei überhaupt erst einmal erforderlich, um international wettbewerbsfähig zu sein. Darüber solle man mal nachdenken. Für ihn liegt das Problem woanders: Stadtrat und Verwaltung müssen Prioritäten setzen! Man könne nicht einen riesigen Einzugsbereich nur als Wirtschaftsort sehen – auch hier leben Menschen. Dabei ist die Schwimmhalle ein Erhalt, keine neue Idee. »Eine Mitwirkung des Freistaates halte ich ausdrücklich für möglich. Das befreit die Stadt aber nicht, ihre Eigenanteile beizusteuern«, so Hartmann. Auch der Landeshaushalt ist mit 25 Milliarden der größte, den es jemals gab. Trotzdem steht ein Defizit von zwei Milliarden. Das liegt seiner Meinung nach daran, dass alles nebeneinander gestellt und gesagt wird, alles ist gleich wichtig. Und das müsse aufhören.

Stadtbezirksbeirätin Bettina Kempe-Gebert erinnert sich, wie froh vor Jahren alle über diesen Standort waren. Soll die Entwurfsplanung  jetzt für den Papierkorb sein? Sie fordert, weiter zu planen und vor allem Eigenmittel in den Haushalt einzustellen – sonst  werden Fördergelder abgelehnt!

Auch Silvana Wendt, Ortschafträtin in Langebrück, sieht das so:  Seit 20 Jahren kämpft sie mit den Freien Wählern für die Schwimmhalle – auch für viele ältere Menschen, die seit 15 Jahren keine Rezepte einlösen können, weil es keine Möglichkeiten gibt. In der neuen Halle würde es ein Reha-Becken geben. Und das würde bis in die Innenstadt hinein gebraucht. Was noch gravierender ist: »Wenn es hier zum Eklat kommt, ist der Schwimmunterricht nicht mehr gesichert – dann werden die Schwimmvereine aus den Hallen heraus müssen, die teilweise vormittags drin sind, um den Unterricht abzusichern. Der ist Pflicht. Das ist keine Kür«, sagt sie.

Für Stadtrat Holger Zastrow ist die Situation hausgemacht. »Wir haben den dicksten Haushalt, den es je gab. Wenn ich mich entscheiden muss, mache ich eine BUGA, die Millionen kostet oder baue ich eine Schwimmhalle – entscheide ich mich für die Schwimmhalle. Es könnte die erste sein, die auch wirtschaftlich läuft, weil sie ein riesiges Einzugsgebiet hat.« Er warnt: »Wir dürfen keinen Meter weichen. Wenn es nur noch Sache der SachsenEnergie ist, was hier passiert, sind wir außen vor. Vielleicht kann sich die bürgerliche Mitte auch mal zeigen und nicht nur Randgruppen.« 

 


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