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Das schnelle Vergnügen endet im Fegefeuer

Umjubelte Premiere von Mozarts „Don Giovanni“ an der Semperoper

Es ist ein moderner „Don Giovanni", der am 12. Juni in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg seine gefeierte Premiere an der Semperoper in Dresden erlebte. Und das nicht nur deshalb, weil das Geschehen in einer modernen Büro- und dekadenten Partyatmosphäre spielt, sondern weil es auch in der heutigen Zeit Menschen gibt, die immer auf der Suche nach schnellem Vergnügen und dem nächsten „Kick“ sind.

Dabei dauerte es seine Zeit, bis Mozarts „Don Giovanni“, die dieser als zweite gemeinsame Arbeit mit dem Wiener Hofdichter Da Ponte schrieb, zur „Oper aller Opern“ wurde. In Prag, wo 1787 die Uraufführung stattfand, wurde das für die damalige Zeit neue Werk ein voller Erfolg. Doch in Wien stieß die Aufführung ein Jahr später auf Unverständnis. Das Publikum war die Opera buffa mit einzelnen Nummern gewöhnt, aber keine Oper, in der Musik und Handlung eine Einheit bildeten.  

Don Giovanni, den Lucas Meachem überzeugend spielt und singt, ist skrupellos in seiner Vergnügungssucht und setzt sich über alle moralischen Werte der Gesellschaft hinweg. Er rühmt sich, schon 2.063 Frauen in ganz Europa erobert zu haben. Sein Diener Leporello (Guido Loconsolo) hat alles genau aufgeschrieben und hält Donna Elvira (Aga Mikolaj) in der berühmten „Registerarie“ eine ironische Gardinenpredigt.

Doch in der aktuellen Handlung auf der Bühne hat der Verführer nicht so viel Glück. Bei seinem missglückten Versuch, Donna Anna (Maria Bengtsson) herumzukriegen, schreckt Don Giovanni nicht vor einer Vergewaltigung und dem Mord an ihrem Vater zurück. Donna Elvira liebt ihn zwar, will ihn aber zur Umkehr bewegen. Das einfache Bauernmädchen Zerlina (Christina Bock) kann er zunächst mit seinem Reichtum und seiner Verführungskunst  blenden, aber letztlich kehrt sie doch zu ihrem Bräutigam Masetto (Evan Hughes) zurück.

Es sind starke Frauengestalten mit großen Gefühlen, die sie nuanciert und ausdrucksstark besingen. Dafür gab es vom Premierenpublikum mehrmals Beifall auf offener Szene. Das turbulente Geschehen endet,  wie es Donna Elvira befürchtete – in einer Katastrophe. Der steinerne Gast, die Marmorstatue des ermordeten Comturs, (Georg Zeppenfeld) versucht vergeblich,   Don Giovanni zur Reue zu bewegen. Mit großem Getöse, in Qualm und Feuer zerren ihn dunkle Gestalten unter den entsetzten Augen der Umstehenden  in die Hölle.

Nach diesem effektvollen Schluss brandete begeisterter Beifall auf, der auch dem Inszenierungsteam, der Staatskapelle und dem Staatsopernchor galt. Omer Meir Wellber verstand es hervorragend, die Musik aus dem Graben mit der szenischen Darstellung auf der Bühne zu verbinden. Nach „Cosi fan tutte“ und „Le nozze di Figaro“ komplettierte er mit dieser dritten Oper den Mozart-Da-Ponte-Zyklus erfolgreich am Dirigentenpult der Semperoper. (gs)

„Don Giovanni“ wird wieder am 18., 24. und 29. Juni sowie am 3. Juli und in der neuen Spielzeit ab März 2017 aufgeführt.

Der gesamte Mozart-Da-Ponte-Zyklus wird im Rahmen der „Mozart-Tage“ vom 14. bis 28. April 2017 unter der musikalischen Leitung von Omer Meir Wellber gespielt. 


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