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»Woman without color«

Eine Pirnaerin hilft Kindern in Äthiopien auf die Welt. Dort wird sie »die Frau ohne Farbe« genannt, hier Bianca Kelch.
Bianca Kelch und Schwestern im Wartebereich für Schwangere.                                                            Foto: privat

Bianca Kelch und Schwestern im Wartebereich für Schwangere. Foto: privat

Der Plan für´s weitere Leben stand schon ziemlich zeitig fest. »Erst Hebamme, dann in die Entwicklungshilfe«, lacht Bianca Kelch. Die erste Sache war einfach, die zweite nicht. »Hilfsorganisationen wollen, dass man sich mindestens ein halbes Jahr verpflichtet«, erzählt die 41-Jährige. Das hätte allerdings mit dem Job zu Hause kollidiert. 2012 gab es dann die Gelegenheit mit dem Pirnaer Oberarzt Matthias Kleinschmidt in Äthiopien aufgelaufene Überstunden abzubauen – vier Wochen Zeit, jede Menge zu tun. Das »Attat Hospital«, rund 180 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Addis Abeba,  wird von den »Medical Mission Sisters«, einer Glaubenskongregation, betrieben. Mit Krankenhäusern in unseren Breiten hat es nicht viel zu tun. »Holzpritschen, Blechdächer mit Lücken, ein einziger Operationssaal und ein Einzugsgebiet von gut einer Millionen Menschen«, sagt Bianca Kelch. Es kam häufig vor, dass die Entbindung auf dem Flur stattfand.  »Normalerweise sind in dieser ländlichen Region  Hausgeburten an der Tagesordnung. Die Klinik wurde in der Regel nur aufgesucht, wenn es Komplikationen gab. Das war mitunter zu spät«, erzählt die 41-Jährige weiter. Um die Verpflegung mussten sich die Angehörigen und Verwandte kümmern, bezahlt wurde die Behandlung mit dem, was verfügbar war. Der Gang zum Arzt ist in Äthiopien keine Sache von Minuten oder wenigen Stunden. Viele Patienten kamen laut Übersetzer aus der Nähe. Als Bianca Kelch einmal fragte, was denn Nähe heiße, sagte der Mann »so um die 50 Kilometer« – wohlgemerkt zu Fuß. 2014 und 2016 war die Pirnaerin wieder »unten«. »Die ärztlichen Bedingungen haben sich in dieser Zeit verbessert. Sogenannte Health-Officers sollen in der Region kleine Polikliniken aufbauen«, erzählt Kelch. Ihre nächste Reise nach Attat muss jetzt erst einmal warten. Die Hebamme ist selbst kürzlich Mutter geworden. Wenn sie heute in unseren Wartezimmern immer hört, dass alles viel zu lange dauert, dann denkt sie an Äthiopien. »Das Land hat mich geerdet«, sagt sie.  Tipp: Bianca Kelch erzählt am 7. Februar, 17 Uhr, von ihren Erlebnissen »als Hebamme in Äthiopien«. Der Vortrag findet im ATZE e.V. , Varkausring 1b, statt.


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