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André Schramm

Wenn die Delfine kommen

Die Hoffmanns sind eine ganz normale Familie. Sie fahren in den Urlaub, haben ein intaktes Familienleben und ein Töchterchen, das viel zu früh auf die Welt kam.
Nele bei der Delfin-Therapie in Curaçao.   Foto: privat

Nele bei der Delfin-Therapie in Curaçao. Foto: privat

Türkisblaues Wasser, Palmen stehen am Rand einer Anlage, die einer Lagune ähnelt. Tausende Menschen kommen hier her – nicht zum Urlaub, sondern zur Therapie. Auch die kleine Nele (9) aus Heidenau war mit ihren Eltern schon mehrmals hier. Hier, das ist Curaçao (Karibik). Papa Uwe zeigt ein Video. Zu sehen ist, wie Nele mit einem Physiotherapeuten Übungen macht, um wenig später ins Wasser zu steigen. Es dauert nur einen Moment und zwei Delfine tauchen auf. »Uns war wichtig, dass wir eine Anlage finden, wo Delfine nicht zu etwas gezwungen werden. Sie können auch raus auf´s Meer«, sagt Uwe Hoffmann. Natürlich, so erzählt er weiter, gäbe es dann Tage, an denen sich keiner der intelligenten Meeresbewohner blicken ließe.  An diesem Tag sind sie da: Nele planscht und lacht, darf die Delfine berühren, mit ihnen schwimmen. Ihre Eltern beobachten alles aus der Ferne. Das ist Vorschrift.   Nele hat seit ihrer Frühgeburt Entwicklungsstörungen, ist gesunden Kindern weit hinterher. Schädel-OP, Hüft-OP und Oberschenkelbruch: In den letzten neuneinhalb Jahren war sie viel im Krankenhaus. Aus eigener Kraft sitzen oder stehen kann sie (noch) nicht. Das Sprechen ist kaum möglich. Die gesamte Kommunikation läuft über Emotionen, die das Mädchen rege zeigt. Neles Eltern freuen sich über kleine Fortschritte, wenn ihre Tochter beispielsweise selbstständig durch die Wohnung robbt oder mit dem Zwillingsgeschwisterchen Ben interagiert, wie neulich im Urlaub. Durch die Akupunktur konnte Nele zuletzt die Medikamente gegen Epilepsie absetzen. Ein kleiner Meilenstein. Ihre Schule in Dresden sei klasse, sagt Mutti Yvonne. Selbst Landheimfahrten werden dort organisiert. Auf der Karibikinsel ist das Programm anstrengend, jeden Tag eine Stunde im Wasser. »Sie wird ruhiger und kontrollierter«, sagt die Mutti. Es sei eines der Dinge, die man nicht genau erklären könne. Die Erfolge seien jedenfalls spürbar, schiebt sie hinterher. Alle zwei Jahre fliegt die Familie rüber.  Das nächste Mal 2020, vorausgesetzt das Geld dafür kommt zusammen. Die Krankenkasse zahlt für derlei Ausflüge nicht.  Zu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse, fehlende Studien. Also müssen die Hoffmanns sehen, wie sie die Euros für die Therapie zusammen bekommen. Dabei erfahren sie viel Unterstützung, vor allem von Schulen. Seit 2016 sammeln Kinder und Lehrer ausgediente Stifte. Für jeden Kuli, Textmarker und Buntstift  gibt es einen Cent von einer Recyclingfirma. »Das klingt im ersten Moment nicht viel. Allerdings sind so schon über 2.000 Euro zusammen gekommen«, freut sich Yvonne Hoffmann. Mutti und Tochter fahren im Gegenzug in die Klassen – nach Pirna oder Liebstadt. Kinder, so sagt sie, seien unbefangen und ehrlich. Es wird über alles gesprochen – ohne Vorbehalte. Demnächst wollen die Beiden nach Sebnitz. Zum Schluss bleibt Papa Uwe noch bei einem Foto hängen. Es zeigt die Familie bei Kaiserwetter auf einer grünen Wiese. Im Hintergrund sind die Gipfel der Alpen zu sehen. Man hat das Gefühl, dass die Hoffmanns glückliche Menschen sind. Infos zur Stiftsammelaktion und zu Nele unter: www.neles-traum.de


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