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Weitere Spekulationen erwünscht

Münzschatz aus Sächsischer Schweiz wird bis 26. August in Pirna gezeigt

„Sie können mich foltern, aber ich kenne den Fundort des Silberschatzes nicht und will ihn auch nicht kennen, um mich nicht zu verplaudern“, gesteht  Sachsens Landesarchäologin  Dr. Regina Smolnik zur Eröffnung der Sonderausstellung „Auf der hohen Kante - 20 Pfund Silbermünzen aus der Sächsischen Schweiz“ im Stadtmuseum. Auch die beiden Bergsteiger aus dem Fränkischen, die den Fund Ende April 2016 machten, bleiben auf eigenen Wunsch anonym.  Auf keinen Fall  sollten Raubgräber angelockt oder inspiriert werden. Aufregend war es für die Finder wie auch danach für die Archäologen, als es um die Bergung und wissenschaftliche Analyse des Fundes ging. „Wenn ein Münzschatz gefunden wird, läuten bei uns alle Alarmglocken. Und wie fast immer bei solchen Ereignissen, fallen die auf einen Freitagnachmittag“, schmunzelt Regina Smolnik. Bis dann aber die Grabungsteams anrückten, verging einige Zeit. Dank guter Kooperation auch mit dem Nationalpark konnte der Schatz in Ruhe geborgen werden. Und da musste einiges weggeschleppt werden. Denn der Münzfund, der zum größten Teil aus Silbermünzen bestand, wog gut zehn Kilo oder 20 Pfund. Die Prägedaten der Fundstücke liegen zwischen den Jahren 1626 und 1819. Jede der einzelnen Münzen selbst war damals gängiges Zahlungsmittel, aber die angetroffene Masse sowie ihre außergewöhn­liche Deponierung machen den besonderen Wert dieses Schatzfundes aus. „Insgesamt waren es 2.275 Münzen, meist in kleinen Nominationen als Kreuzer oder Groschen, die also keinen Sammlerwert besitzen. Dennoch geben sie uns heute Aufschluss über die Münzgeschichte, die Wirtschaftsgeschichte und die Lebensgeschichte. Eines aber konnten wir bis jetzt nicht herausfinden, wie und warum wurden die Münzen dort im Felsen versteckt? Und warum wurden sie nie wieder abgeholt“, fragt sich auch Dr.  Wilhelm Hollstein, Oberkonservator des Münzkabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der mit seinen Kollegen den Münzfund über ein Jahr wissenschaftlich untersuchte. 96 Prozent der Münzen wurden nach dem 7-jährigen Krieg 1763 geprägt, 50 Prozent davon stammen aus Sachsen, andere aus Preußen und der Habsburger Monarchie. Eine der wertvollsten gefundenen Münzen ist ein Friedrichsdor des Preußenkönigs Friedrich II, eine Goldmünze von 1770. „Betrachtet man diese Fakten, könnte es durchaus sein, dass in diesen unruhigen Zeiten, jemand aus Angst vor Diebstahl oder Plünderung die Münzen dort deponierte, die er vorher sorgsam zusammengespart hatte“, überlegt Dr. Hollstein. Aber sie könnten auch  aus Schmuggelhandel stammen oder sie waren Diebesgut? „Weitere Spekulationen sind erlaubt und erwünscht“, so Dr. Wilhelm Hollstein. Heute haben diese Münzen etwa einen Wert von 40.000 Euro. Gemeinsam mit dem Münzkabinett zeigt das Landesamt für Archäologie eine Auswahl der Münzen, die außergewöhnlichen Umstände der Auffindung und die historischen Zusammenhänge. Der Kapitelsaal des Pirnaer Stadtmuseums ist fast nicht wiederzuerkennen durch die ungewöhnliche Präsentation der Ausstellung, die zum dritten Mal gezeigt wird nun erstmals ganz in der Nähe des Fundortes. „Wer ein Gefühl für den Schatz bekommen will, kann einen präparierten Sack von 20 Pfund Gewicht gerne hochheben“, lädt die Kuratorin der Ausstellung Dr. Cornelia Rupp vom Landesamt für Archäologie ein. Sie wird auch am 14. Juni um 17 Uhr sowie am 26. August um 15 Uhr durch die Ausstellung führen und noch viele interessante Details verraten.


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