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Weihnachtsbaum wird Ostertanne

Ach du dickes Ei: Dieser Weihnachtsbaum ist jetzt eine Ostertanne: Anstatt einer Birke hat Christine Tamm (71) die nach Wochen noch sattgrüne Nordmanntanne fürs Osterfest bunt geschmückt – eine witzige Idee für ein außergewöhnlichen, farbenfrohen Hingucker in verwirrenden Zeiten in Krippen
Die Lichterketten am Weihnachtsbaum sind längst verschwunden. An deren Stelle hat Christine Tamm jetzt mehr als bunte Ostereier gehängt. Ihr Enkel hat ihr dabei geholfen. Die Nordmanntanne hat als „Osterbaum“ noch Verwendung bis er ausgedient hat. Foto: Daniel Förster

Die Lichterketten am Weihnachtsbaum sind längst verschwunden. An deren Stelle hat Christine Tamm jetzt mehr als bunte Ostereier gehängt. Ihr Enkel hat ihr dabei geholfen. Die Nordmanntanne hat als „Osterbaum“ noch Verwendung bis er ausgedient hat. Foto: Daniel Förster

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum wie grün sind (immer noch) deine Blätter und dazu die Äste mit Ostereiern bunt geschmückt. Diese Nordmanntanne im Bad Schandauer Ortsteil Krippen hat keine Wurzeln. Seit der Adventszeit steht das Bäumchen auf einer kleinen Wiese an der Friedrich-Gottlob-Keller-Straße nahe dem neuen Feuerwehr-Gerätehaus. Lediglich ihr Stamm wurde in eine Hülse, die im Erdboden versenkt wurde, reingestellt. Jetzt ist der Christbaum eine Ostertanne! Dazu hat Christine Tamm (71) das Nadelgewächs kurzerhand gemacht. „Das war unser Adventsbaum für draußen“, erklärt die Ur-Krippenerin. Weil die Familie keinen Vorgarten vor ihrem Haus hat und es doch ringsherum etwas besinnlich haben wollte, bot sich die Freifläche am Krippenbach geradezu an. Ihr Ehemann platzierte ihn dort. Schließlich hätten alle, die vorbeikommen, etwas davon. „Er war schön beleuchtet bis rauf zur Spitze. Im Finstern sah das richtig gut aus, einfach toll.“ Lob dafür hätte nicht lange auf sich warten lassen. Viele im Ort hätten gesagt: „Mensch euer Bäumel ist ja wirklich schick, einfach lieb.“ Auch ihre Enkel hätten sich jedes Mal gefreut, wenn sie mit dem Bus zur Schule an ihm vorbei gefahren sind. Das machte die Seniorin und ihren Ehemann stolz. Eigentlich waren die Tage der Tanne längst gezählt. „Als wir den Baum nach Weihnachten abschmücken wollten, war er immer noch schön, haben uns gesagt, wir lassen ihn stehen, so lange er hält.“ Es wäre ja schade gewesen, ihn in die Tonne zu geben. Und jetzt rückte die Osterzeit näher. „Eigentlich wollten wir ihn aus der Hülse nehmen und wie im Vorjahr eine Birke aufstellen.“ Aber die Nordmanntanne hatte nicht geschwächelt. Auch nach Wochen sieht sie sattgrün aus. Das Ehepaar Tamm war findig. „Nein. De bleibt noch ein bisschen, wir lassen ihn diesmal auch noch Ostern stehen“, so Christine Tamm. Warum nicht einfach aus dem Weihnachtsbaum einen Osterbaum machen? Lautete ihre witzige Idee. „Das ist mal was ganz anderes! Und er hat einen doppelten Nutzen. So hat es sich für ihn gelohnt, frisch zu bleiben und gar noch etwas zu wachsen.“ Mehr als 60 Oster-Eier ziert nun der Weihnachtsbaum. Gemeinsam mit ihrem Enkel hat Christine Tamm sie an die Zweige gehangen: „Über die Jahre haben sich bei uns eine Menge angesammelt. Manche sind schon über 30 Jahre alt. Die marmorierten hat meine Tochter mal gestaltet.“ Das bunte Ensemble im Krippental fällt auf. Kaum einer geht einfach so an dem „Osterbaum“ vorbei. Als zeitweilige Attraktion zieht er die Blicke auf sich. Viele schauen dorthin, weil es außergewöhnlich ist. Jung und Alt sind gleichermaßen begeistert. „Manch einer wird es vielleicht als Kitsch abtun. Ich denke, aber der Anblick belebt. Es ist eine kleine Geste, die Heimatgefühl vermittelt, gerade jetzt in einer verwirrenden Zeit.“ Wenn Ostern dann vorbei ist, dürfte die Gnadenfrist der Nordmanntanne jedoch abgelaufen sein. „Auch wenn er seine Nadeln noch nicht abwirft, an einigen Stellen werden sie allmählich braun…“ Daniel Förster


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