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Daniel Förster

Schnellste Frau der DDR gestorben

Sie war die erste Frau in der DDR, die die 100 Meter in unter 12 Sekunden bezwang: Elfriede Preibisch aus Pirna ist nun im Alter von 94 Jahren gestorben.
Elfriede Preibisch trug sich 2016 ins Goldene Buch der Stadt Pirna ein. Foto: Daniel Förster

Elfriede Preibisch trug sich 2016 ins Goldene Buch der Stadt Pirna ein. Foto: Daniel Förster

Die einst schnellste Läuferin der DDR, Elfriede Preibisch, geborene Stäps, ist tot. Das haben Angehörige der früher erfolgreichen Leistungssportlerin bekannt gegeben. Nach Angaben ihrer Familie starb die gebürtige Pirnaerin im Alter von 94 Jahren in einem Seniorenpflegeheim im bayerischen Amberg (Oberpfalz). Dort war sie erst vor zehn Monaten hingezogen, um ihren Lebensabend in der Nähe ihrer Tochter verleben zu können. Jahrzehntelang war Pirna-Copitz der Lebensmittelpunkt vom Elfriede Preibisch. Unter zwölf Sekunden Die Ausnahmesprinterin Elfriede Preibisch hatte eine steile Sportlerkarriere hingelegt. Für Furore sorgte sie dabei im September 1952 beim Länderkampf in Rumäniens Hauptstadt Bukarest, als sie die 100 Meter in 11,9 Sekunden zurücklegte. Damit war sie damals die erste Frau aus der damaligen Deutschen Demokratische Republik (DDR), die auf dieser Strecke unter 12 Sekunden blieb. Schon im zweiten Weltkrieg, Anfang der 40er Jahre, hatte sich die Sportlerin der Leichtathletik verschrieben. Bereits 1942 nahm sie an den Deutschen Jugendmeisterschaften in Breslau teil und erreichte dort den Endlauf. 1945 musste sie ihre Laufbahn zunächst unterbrechen. Die Familie, die damals im Rundhaus in Pirna-Copitz lebte, war dort am 19. April ausgebombt worden. Erst nachdem sie sich ein neues Zuhause geschaffen hatten, setzte sie 1947 ihre Karriere fort. Und zwar zunächst beim ESV Lokomotive Pirna und später in Leipzig. Olympia in Helsinki tabu Gerade mal wieder drei Jahre im Training feierte sie 1950 erste große Erfolge, errang den DDR-Meister-Titel in allen drei Sprintdisziplinen (100 Meter, 200 Meter, 4x100-Meter-Staffel). Im Jahr darauf wurde sie bei den Weltfestspielen in Berlin zweifache Studenten-Weltmeisterin. Im 100-Meter-Sprint ihrer Paradedisziplin landete sie mit 12,0 Sekunden zunächst einen DDR-Rekord und stellte zugleich einen Studenten-Weltrekord ein. Außerdem triumphierte sie in der 4x200-Meter-Staffel gemeinsam mit Alice Krager (Alice Karger-Köckritz), Linde Anders und Irmgard Piep. In ihrem Erfolgsjahr 1952 musste sie allerdings einen bitteren Wermutstropfen verschmerzen. Bei der Olympiade in Helsinki durften DDR-Sportler und somit Elfriede Preibisch nicht starten*. Letzte Ruhe in Graupa Wie ihr Sohn Ullrich berichtet, beendete seine Mutter 1956 die aktive Laufbahn und war danach als Sportlehrerin tätig. Zunächst unterrichtete sie fünf Jahre lang an der Goethe-Schule in Pirna und dann ab 1961 bis zu ihrem Ruhestand 1986 an der Pestalozzi Oberschule in Copitz. Zu ihrem 90. Geburtstag vor vier Jahren wurde ihr eine Ehre zuteil. Sie durfte sich im Goldenen Buch der Stadt Pirna verewigen. Ihre letzte Ruhe wird Elfriede Preibisch auf dem Friedhof in Graupa finden, kündigt ihre Familie an. Dort wurde vor zehn Jahren bereits ihr Ehemann Gunther - ebenfalls Sportlerlehrer - zu Grabe getragen. *Bei den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki waren die BRD und das Saarland vertreten. Sportler aus der DDR waren nicht dabei, weil das Nationale Olympische Komitee (NOK) der DDR vom IOC nicht anerkannt wurde. Zudem scheiterten auch Verhandlungen mit dem NOK der BRD. Zeitungsberichte aus jener Zeit legen nahe, dass in der BRD nur wenig Interesse bestand, ostdeutsche Sportler bei Olympia dabei zu haben. So ließ man beispielsweise ein Treffen in Kopenhagen platzen, weil die Sportfunktionäre aus der DDR mit Verspätung eintrafen. Die Passauer Neue Presse vom 7. Juli 1952 merkte an:   „[..] Deutschland entsendet nach 16-jähriger Pause erstmals wieder seine Sportler. Mit deutscher Gründlichkeit, mit Fleiß, Ausdauer, Begeisterung und Können wurde unsere Auslese für die olympischen Tage vom 19. Juli bis 3. August vorbereitet. Wir wissen, daß unsere Sportler aller Fachrichtungen Deutschland ehrenvoll in der größten Familie der Nationen bei den Olympischen Spielen vertreten werden. Leider müssen die deutschen Sportler der sowjetisch besetzten Ostgebiete abseits stehen, da stärkere politische Kräfte eine gesamtdeutsche Mannschaft scheitern ließen.[..]"


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