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Lotsen-System für Patienten gefordert

Heidenau. Was passieren muss, damit die Notfallrettung auch in Zukunft stabil funktioniert, darüber diskutieren die Johanniter am 2. Februar mit Fachleuten bei einem Symposium.

Notfälle richtig einordnen und die entsprechenden Maßnahmen treffen – das wäre Aufgabe einer zentralen Gesundheitsleitstelle.

Notfälle richtig einordnen und die entsprechenden Maßnahmen treffen – das wäre Aufgabe einer zentralen Gesundheitsleitstelle.

Bild: Johanniter / Späthe

Steigende Einsatzzahlen, überfüllte Notaufnahmen, Aggressionen und Gewalt gegen Retter – das ist der aktuelle Zustand. Nicht nur für die bundesweit 6.000 Mitarbeiter der Johanniter auf den Rettungswagen. Was passieren muss, damit die Notfallrettung auch in Zukunft stabil funktioniert, darüber diskutiert die Hilfsorganisation am 2. Februar beim Symposium »Der Patient im Mittelpunkt« in der Johanniter-Dienststelle Akkon Heidenau. Ihr Vorschlag: Die Reform der Notfallversorgung durch ein Lotsen-System für Patienten.

»Findet ein Patient in seiner subjektiven Notlage keine Hilfe beim Hausarzt oder unter der 116-117, bleibt ihm praktisch nichts anderes übrig, als den Notruf zu wählen«, so Kevin Grigorian, Geschäftsbereichsleiter Rettung & Medizinische Dienste im Bundesverband der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. »Die 112 stellt sich für diese Menschen oftmals als einzig verlässliche Lösung dar. Doch nicht für jeden dieser Patienten ist der Rettungsdienst der richtige Ansprechpartner und die Ressourcen werden dadurch knapp. Die Menschen brauchen überzeugende Alternativen zur 112. Dazu müssen wir das jetzige System der präklinischen Versorgung refomieren. Unsere Vision ist, dass die Bürgerinnen und Bürger von einer Zentralen Gesundheitsleitstelle optimal in unserem Gesundheitssystem gelenkt werden. Geschulte medizinische Fachkräfte nehmen die Anrufe entgegen und schicken entweder den Rettungswagen los oder zeigen praktikable Alternativen.«

 

Richtige Nutzung des Rettungsdienstes

 

»Wir müssen dabei auch die Menschen in Sachsen richtig aufklären. Durch die bislang eingeübte umfangreiche Versorgung hat sich bei einigen ein verhängnisvolles Anspruchsdenken entwickelt«, ergänzt Carsten Herde, Mitglied des Vorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. im Landesverband Sachsen. »Gott sei Dank ist es nicht die Regel: Aber unseren Sanitätern begegnen immer wieder Leute, die sich den Weg zum Arzt oder die Wartezeit sparen möchten und mit gepackter Tasche auf ihr ‚Spezialtaxi‘ mit Blaulicht warten. Im schlechtesten Fall ringt ein Patient ohne Hilfe mit dem Tode, während ein hochausgebildeter Notfallsanitäter woanders ein Blasenpflaster klebt. Aus der Erfahrung wissen wir auch: Patientinnen und Patienten schätzen ihre persönlichen ‚Notfälle‘ häufig falsch ein. Hier könnte die Leitstelle kompetent für Aufklärung sorgen.«


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