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Roberto Rink/ck

In Stolpen stinkt es zum Himmel

Stolpen. Bei der umstrittenen Schweinemastanlange in Stolpen ist es schon zu mehreren »Güllehavarien« gekommen. Wann wird sich endlich des Problems angenommen?

Hier wird illegal Gülle in einem Erdloch gelagert. Selbst über zwei Wochen nach der letzten Güllehavarie ist das Loch neben der Stolpener Schweinemastanlage noch nicht abgepumpt worden.

Hier wird illegal Gülle in einem Erdloch gelagert. Selbst über zwei Wochen nach der letzten Güllehavarie ist das Loch neben der Stolpener Schweinemastanlage noch nicht abgepumpt worden.

Bild: Privat

Vielen Bürgern im Stolpener Ortsteil Langenwolmsdorf stinkt es seit Jahren zum Himmel. Und das betrifft nicht nur die enorme Geruchsbelästigung durch die Schweinemastanlage. Nach der bereits zweiten »Güllehavarie« seit 2019 beobachten viele Anwohner Stolpens das Treiben der Anlage an der Alten Napoleonstraße sehr kritisch.

Am 17. August ereignete sich die neueste Havarie, durch die mehreren Umweltschäden befürchtet werden. Wie Augenzeugen berichten und dies auch fotografisch festhielten, ist die Gülle nach dem Austritt aus der Anlage über die Wiese, in die Bahnunterführung und letztendlich in den Dorfbach geflossen. Zudem sind Anwohner am Tag der Havarie auf ein altes Erdloch gestoßen, welches randvoll mit Gülle stand, die vermutlich schon seit längerer Zeit dort hinein geleitet worden ist. Dadurch könnte die Gülle auch ins Grundwasser gelangt sein. Für sie ist das Ganze nicht nur eine Sauerei, sondern ein riesiger Umweltskandal. Die Ursache der Havarie ist dabei bislang ungeklärt. Während Augenzeugen vor Ort einen Schieberdefekt aufgrund zu hohen Drucks übervoller Güllekanäle vermuten, spricht Marten Tigchelaar, der Betreiber der Ferkelaufzuchtanlage, von einem Defekt der Gülleleitung.

 

Schreiben an Landratsamt

 

Nach dieser Havarie ist seitens der Bürgerinitiative »Keine Schweinemast in Stolpen« ein Schreiben an das Landratsamt Pirna (LRA), die Stadt Stolpen, das sächsische Umweltministerium sowie an Umweltverbände und -vereine gegangen. Darin wird gefordert, die Güllegrube abzupumpen und den Boden auszutauschen, bevor noch mehr Gülle ins Erdreich fließen und dadurch Grundwasser verunreinigen kann. Auch die Frage nach der Anlagenüberwachung durch das LRA und möglicher Konsequenzen für den Betrieb werden erfragt.

Bis zum 31. August sind trotz mehrmaliger Nachfrage der Bürgerinitiative keine Antworten eingegangen. Seit mehreren Jahren versuche sie vergeblich, die verantwortlichen Stellen im LRA zu einer Lösung heranzuziehen – bisher ohne Erfolg. Zumindest hat das LRA eine Verunreinigung des Langenwolmsdorfer Baches bestätigt und Marten Tigchelaar angewiesen, vorerst keine weiteren Ferkel zu halten und die Güllegrube unverzüglich zu leeren. Über zwei Wochen nach der Havarie ist diese aber immer noch nicht vollständig geleert worden. Auch die Polizei ermittle in diesem Fall.

 

Betreiber kritisiert Ablehnung des Güllebehälters

 

Betreiber Marten Tigchelaar spricht indes von einer Kampagne gegen ihn. »Die wollen mich hier weghaben«, sagt er. Er suche nach einer Lösung für die Güllegrube. »Vor drei Jahren habe ich eine Baugenehmigung für einen neuen Güllelagerbehälter eingereicht, doch diese ist abgelehnt worden. Es muss was passieren. Das Bauamt war kürzlich bei mir«, sagt er. Im September 2019 hat das Landratsamt Referat Immissionsschutz den Bau eines neuen Güllelagerbehälters abgelehnt, weil er im Vergleich zur bestehenden Güllelagune noch näher an die Wohnbebauung gerückt wäre. Zudem konnte nicht nachgewiesen werden, dass der geplante Güllelagerbehälter genügend Abstand zum Grundwasserspiegel aufweist.

Seit Juni 2017 betreibt die Schweinezucht Pappendorf GmbH & Co. KG die Schweinemastanlage in Stolpen. Seitdem ist es zu mehreren Missständen und Gerichtsverfahren gegen den Betreiber gekommen. Bereits 2013 und 2014 leitete derselbe Betreiber in der Zuchtanlage in Pappendorf Schweinegülle in die Strigis.

 


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