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André Schramm

Bad Schandau: Sanduhr ade

Mit einem simplen Knopfdruck bekamen heute 1.800 Haushalte in Bad Schandau schnelles Internet. So einfach wie es am Ende aussah, war es nicht.

Was kostet ein Zimmer? Haben Sie WLAN? Zumindest bei der zweiten Frage hatte Stefanie Ballschuh, Inhaberin des Lindenhofs Bad Schandau, in der Vergangenheit kein gutes Gefühl. Ihre Hotelgäste und Mitarbeiter sind bislang im Schneckentempo durchs Netz gekrochen. Die Übertragungsraten rangierten im einstelligen MBit-Bereich. Der Frust war groß, das Verständnis meistens gering.  »Bei 100 Gästen können Sie sich vorstellen, was da ging bzw. nicht ging. Die Sanduhr war unser ständiger Begleiter«, schmunzelt sie. Die miese Zuleitung ist nun Geschichte. Seit Juli 2017 ausgebaut
Stefanie Ballschuh war die erste, die die 100 MBit/s orderte. Seit Juli 2017 hatte die Telekom ihr Glasfaser-Netz in Bad Schandau und den Ortsteilen ausgebaut. Insgesamt wurden 29 Kilometer Glasfaserkabel verlegt, 17 Multifunktionsgehäuse und elf Glasfaserverteiler aufgestellt. Auf einer Strecke von drei Kilometern waren auch Tiefbauarbeiten notwendig. »An 15 Stellen mussten Hochwasserfolgeschäden behoben werden«, sagte der Projektverantwortliche Thomas Irrgang. Gut für die Tourismusbetriebe Bad Schandau gehört damit zu den ersten Kommunen im ländlichen Raum, die in dieser Größenordnung angeschlossen wurden. Dementsprechend froh war auch Bürgermeister Thomas Kunack: »Wem nützt schon WLAN, wenn die Zuleitung schlecht ist? Deshalb freue ich mich für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die Tourismusbetriebe, dass es nun flotter geht«, sagte er. Mit Blick aufs Kirnitzschtal sei aber noch einiges zu tun, so Kunack. Glasfaser bis ins Büro Der geförderte Ausbau (Gesamtkosten: 560.000 Euro) kommt insgesamt 1.800 Haushalten in Bad Schandau, Krippen, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Schmilka und Waltersdorf zugute. Nach Telekom-Angaben seien zunächst Geschwindigkeiten bis zu 100 MBit/s möglich, später auch 250 MBit/s.  Angeschlossen wurden auch 26 Gewerbebetriebe. »Dort verläuft die Glasfaserleitung direkt bis ins Büro, was Übertragungsraten von bis zu 1 GBit/s möglich macht«, sagte Kai Gärtner, Regionalmanager der Telekom. In den letzten Monaten hatte der Bonner Konzern außerdem 435 Haushalte in Bad Schandau auf eigene Kosten angeschlossen. Wo geht´s weiter? Als nächstes sind Königstein und Gohrisch an der Reihe. Hier solle der Breitbandausbau bis Jahresende abgeschlossen sein, sagte Gärtner.  In Rosenthal-Bielatal ist die Telekom ebenfalls unterwegs. Urlaubsregion, aber kein mobiles Netz Suboptimal bleibt dagegen die LTE-Versorgung im Oberen Elbtal. Auf weiten Strecken ist nur der schwache Übertragungsstandard "Edge" zu empfangen oder überhaupt kein mobiles Netz. "Das Problem ist, dass wir uns hier im Nationalpark bewegen und nicht überall Funkmasten aufstellen können", sagte Kai Gärtner. Hinzu komme, dass die Tschechen ihre Fernsehübertragung noch auf den Bandbreiten senden, die in Deutschland fürs mobile Internet genutzt werden. "Das heißt, wenn wir Masten aufstellen, darf das Fernsehprogramm bei unseren Nachbarn nicht gestört werden", so Gärtner weiter. Man bewege sich bei dem Thema Frequenzen schnell in bundeshoheitlichen Gefilden, schob er hinterher. Zuletzt war Anfang August in Sebnitz ein neuer Mobilfunkmast ans Netz gegangen. Am 29. August, 18 Uhr findet im Haus des Gastes eine Informationsveranstaltung der Telekom zum Thema "Schnelles Netz in Bad Schandau" statt.


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