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André Schramm

S 177: "Wir brauchen die Ortsumgehung, jetzt!"

Die Wünschendorfer wünschen sich nichts sehnlicher als die Ortsumgehung (S 177). Der BUND hält an seiner Klage gegen das Bauvorhaben fest. Eine außergerichtliche Einigung mit dem Freistaat platzte zuletzt. Was wird nun aus Dresdens Ostumfahrung?

»Man muss es leider so sagen: Die Klage des BUND war eine beschissene Nachricht für alle hier im Ort«, sagt Jens-Ole Timmermann, Bürgermeister von Dürrröhrsdorf-Dittersbach. Viele LKW und Autos fädeln sich Tag für Tag über die enge Straße in der 300-Seelengemeinde nahe der Landkreisgrenze, und mit der Fertigstellung der S177 nördlich von Pirna wurden es immer mehr. Kurz vor Wünschendorf verebbt Dresdens künftige Ostumfahrung im Feld. Ein Zustand, an dem sich seit Ende 2014 nichts geändert hat.  »Währenddessen werden bei uns Dachrinnen mitgenommen und Häuserwände abgefahren. Die Stuben der Anliegerhäuser beben regelmäßig«, weiß der Wünschendorfer Siegmund Rietschel zu berichten.  Derzeit läuft eine Petition, um wenigstens die Laster aus dem Ort zu bekommen. Ausgang: offen. Umweltverband fordert Grünbrücke Das weitaus größere Problem ist die Ungewissheit, ob und vor allem wann es mit dem Bau der Ortsumgehung Wünschendorf/Eschdorf weitergeht. Im April 2018 reichte der BUND besagte Klage gegen das 5,6 Kilometer lange Teilstück ein. Der Umweltverband befand zahlreiche Naturschutzbelange nicht ausreichend berücksichtig. Man könnte auch sagen, keiner der Vorschläge der Umweltschützer aus dem Planungsverfahren wurde am Ende berücksichtigt. So hatte der Verband u.a. eine Verlegung der Trasse gefordert, um Flora und Fauna im Klemnitztal zu schützen. Statt Dämmen in der Schullwitz  Niederung, sollten lieber Brücken gebaut werden. Knackpunkt ist aber die geplante Schneise durch den Doberberg, genauer noch die Brücke obendrüber. Planfestgestellt ist eine Querung, die für den landwirtschaftlichen Verkehr völlig ausreicht. Der BUND besteht allerdings auf einer 30 Meter breiten Grünbrücke für Tiere, u.a. die Mopsfledermaus. "Kleine Autobahn" »Wir reden hier über eine kleine Autobahn, die die A17 mit der A4 verbinden soll. Der Verkehr wird immens zunehmen und damit auch die Belastungen für die Natur«, meint Dr. David Greve,  Landesgeschäftsführer des BUND Sachsen.  Man dürfe nicht nur über Artensterben reden, sondern müsse auch etwas dagegen tun, schiebt er noch hinterher. Seinen Worten nach befinde man sich nach wie vor im Klageverfahren gegen den Freistaat. Beide Seiten hatten bereits Gelegenheit zur Erwiderung.
Außergerichtliche Einigung Parallel fanden allerdings auch Gespräche im Sächsischen Wirtschaftsministerium (SMWA) statt, um einen Kompromiss zu finden. Laut BUND soll man sogar vor einer außergerichtlichen Einigung gestanden haben, Grünbrücke inklusive. »Warum das SMWA einen Rückzieher gemacht hat, weiß ich nicht«, sagt Dr. Greve.  In der Auseinandersetzung geht es offenbar noch um mehr. Der BUND will sich die Gesprächs-/Kooperationsbereitschaft der Behörden juristisch erstreiten. »Uns macht das sicherlich keinen Spaß, sich immer erst auf dem Klageweg treffen zu müssen«, so Sachsens BUND-Chef. Die Chancen, das Verfahren zu gewinnen, schätzt er als hoch ein. Behält er Recht, müsste höchstwahrscheinlich das Planungsverfahren wiederholt werden. »Das wäre eine Katastrophe. Wir brauchen die Ortsumgehung und zwar so schnell, wie möglich«, meint Anwohner Rietschel. Rein baurechtlich könnte losgelegt werden, denn die Klage hat keine aufschiebende Wirkung. Ausschreibungen und erste Arbeiten Wie das Landesamt für Straßenbau und Verkehr auf Nachfrage (LaSuV) mitteilte, sollen Munitionssuche und Bergung sowie die archäologischen Grabungen im Oktober beginnen. Notwendige Baumfällungen sind für November 2019 vorgesehen. Die Ausschreibung für die Errichtung zweier Regenrückhaltebecken erfolgt im September 2019, womit ein Baubeginn in 2019 noch möglich wäre. Die Abrissarbeiten am Objekt »Drahtziehwerk in Königstein« (Kompensationsmaßnahme) laufen schon seit dem 19. August.  Weitere Abschnitte Das Planfeststellungsverfahren für die Verlegung südlich von Großerkmannsdorf wurde beantragt. Die Unterlagen liegen seit 12. Juli 2019 bei der Landesdirektion Sachsen. Die öffentliche Auslegung in den betroffenen Gemeinden erfolgt im Zeitraum 5. September bis 4. Oktober 2019. Die Einwendungsfrist endet am 5. November 2019. Für die beteiligten Träger öffentlicher Belange gilt der gleiche Zeitplan. Gut vorwärts geht es unterdessen im Abschnitt zwischen Radeberg und A4 (Neubaustrecke). Alle Ingenieurbauwerke sind im Bau oder bereits fertiggestellt. Die Straßenbauarbeiten südlich der BAB A 4 und die Hochwasserrückhaltebecken werden in diesem Jahr ausgeschrieben, sodass ab 2020 gebaut werden kann. Die Straßenbauarbeiten nördlich der BAB A 4 sollen im nächsten Jahr ausgeschrieben werden, teilte das LaSuV mit. 


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