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Im Emmaus entsteht ein Wundzentrum

Chronische Wunden werden meist ambulant behandelt. Doch die reine Wundversorgung reicht oft nicht, zur Heilung müssen die auslösenden Ursachen behandelt werden. Das Emmaus-Krankenhaus Niesky will jetzt in der Wundbehandlung neue Wege gehen.
Um chronische Wunden und deren Ursachen effektiv behandeln zu können, müssen Mediziner verschiedener Fachgebiete und Krankenpfleger eng zusammenarbeiten. Am Krankenhaus Emmaus Niesky sind das unter anderem (v.l.n.r.):  Diabetologe Rainer Stengel (Chefarzt Innere Medizin), Gefäßchirurg Nils Walther (Chefarzt Chirurgie), Schmerztherapeut Dr. med. Jörg Drechsel (Chefarzt Anästhesie), Wundexperte Dr. med. Frank Hübschmann (Leitender Oberarzt Chirurgie) und Wundmanager Stefan Kretschmer. Foto: T. Keil

Um chronische Wunden und deren Ursachen effektiv behandeln zu können, müssen Mediziner verschiedener Fachgebiete und Krankenpfleger eng zusammenarbeiten. Am Krankenhaus Emmaus Niesky sind das unter anderem (v.l.n.r.): Diabetologe Rainer Stengel (Chefarzt Innere Medizin), Gefäßchirurg Nils Walther (Chefarzt Chirurgie), Schmerztherapeut Dr. med. Jörg Drechsel (Chefarzt Anästhesie), Wundexperte Dr. med. Frank Hübschmann (Leitender Oberarzt Chirurgie) und Wundmanager Stefan Kretschmer. Foto: T. Keil

Krankenpfleger Stefan Kretschmer muss sich um die normale Stationsarbeit im Krankenhaus Emmaus in Niesky nicht kümmern. Er ist davon freigestellt, denn er hat eine besondere Aufgabe: Stefan Kretschmer ist der neue Wundmanager des Krankenhauses. »Das so eine Stelle geschaffen wird, ist nicht selbstverständlich. Dazu muss der Träger bereit sein (in dem Fall also die Diakonissenanstalt Dresden als Träger des Emmaus, Anm. d. Red.)«, sagt Rainer Stengel, Chefarzt Innere Medizin am Emmaus. Er hat als Diabetologe oft mit Patienten tun, die sich mit chronischen Wunden plagen. Chronische Wunden werden in Deutschland häufig nur ambulant behandelt – auch über lange Zeiträume hinweg. Dadurch entstehen für das Gesundheitssystem hohe Kosten und für viele Betroffene ein langer, unnötiger Leidensweg. Denn neben der reinen Wundversorgung müssen die eigentlichen Ursachen einer chronischen Wunde fachübergreifend behandelt werden. Deswegen wird im Emmaus jetzt ein Wundzentrum aufgebaut. Die Ärzte hören dabei oft »Das habt ihr doch schon immer gemacht.« Dazu sagt Chefarzt Rainer Stengel: »Natürlich haben wir schon immer Wunden behandelt. Es geht uns aber darum, Abläufe und Standards zu definieren und interdisziplinär an der Behandlung chronischer Wunden zu arbeiten.«

Nach acht Wochen ist die Wunde chronisch

Wunden sollten innerhalb von sechs Wochen abheilen. Dauert der Heilungsprozess acht Wochen oder länger, ist eine Wunde laut der Fachgesellschaft »Initiative Chronische Wunden« (ICW) als chronisch zu bezeichnen. Diese lassen sich durch ausschließlich lokale Behandlungsmaßnahmen, also die reine Wundversorgung, kaum heilen. Stattdessen ist es notwendig, die auslösenden Ursachen herauszufinden: Liegt eine Durchblutungsstörung der Venen oder Arterien zugrunde? Kommt eine Diabeteserkrankung mit Gefühlsstörungen und Druckbelastungen an den Füßen hinzu? Ist die Wunde chronisch durch Bakterien oder Pilze infiziert und daher langwierig entzündet? Ist die Immunabwehr des Patienten geschwächt, der Lymphabfluss gestört oder ist es eine Kombination mehrerer Ursachen? Im Rahmen der sogenannten Kausaltherapie müssen diese zugrundeliegenden Krankheitsbilder behandelt werden. Das Krankenhaus Emmaus Niesky verfügt dafür über die nötigen Voraussetzungen. Hier arbeiten Mediziner und weitere Berufsgruppen, die für eine umfassende Behandlung chronischer Wunden und deren Ursachen notwendig sind, eng zusammen. Im ambulanten Bereich stehen den Patienten eine Spezialsprechstunde für chronische Wunden von Dr. Frank Hübschmann, die Diabetologische Schwerpunktpraxis von Rainer Stengel und die Facharztzentren Niesky mit einer chirurgischen Sprechstunde zur Verfügung. Im Krankenhaus Emmaus koordiniert Wundmanager Stefan Kretschmer alle notwendigen Maßnahmen und stellt den reibungslosen Ablauf zwischen ambulanter und stationärer Versorgung sicher. Von dem Wundzentrum sollen die Patienten nämlich auch profitieren, wenn sie das Emmaus bereits wieder verlassen haben. »Wichtig ist auch die Vernetzung«, sagt Kretschmer. Deswegen gehört es zu seinen Aufgaben, sich mit ambulanten Pflegekräften und niedergelassenen Ärzten auszutauschen, so dass alle an der Behandlung beteiligten immer auf dem gleichen Informationsstand sind und die Wundbehandlung so fortgesetzt wird, wie sie im Krankenhaus begonnen wurde. Stammtische und Schulungen sollen für einen zusätzlichen Informationsaustausch sorgen. Und nicht zuletzt wird der Wundmanager auch immer das Gespräch mit den Patienten und deren Angehörigen suchen und sie aufklären. In der Nähe des Krankenhaus Emmaus wurde in den vergangenen Monaten gebaut. Die Diakonissenanstalt Emmaus hat in Niesky ein Hospiz errichten lassen. Der Grundstein war im Oktober 2018 gelegt worden, am kommenden Freitag wird das Hospiz eröffnet.


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