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Sandro Paufler

Zu viel Essen landet im Müll

Christin W. hat eine Bewegung ins Rollen gebracht. Sie möchte Lebensmittel aus Supermärkten vor der Vernichtung retten und ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen. Viele Mitstreiter unterstützen sie dabei.
Susanne Richter (l.) beim Symbolfoto mit Christin W. In der »Grünen Ecke« in Bautzen bleiben fast keine Lebensmittel übrig, weil Nahrungsmittel sinnvoll weiterverarbeitet und nachhaltig eingekauft werden. Foto: sap

Susanne Richter (l.) beim Symbolfoto mit Christin W. In der »Grünen Ecke« in Bautzen bleiben fast keine Lebensmittel übrig, weil Nahrungsmittel sinnvoll weiterverarbeitet und nachhaltig eingekauft werden. Foto: sap

Christin W. ist in Bautzen geboren und aufgewachsen. Ihre Eltern vermittelten ihr schon früh, mit Lebensmitteln sparsam umzugehen und möglichst alles Essbares zu verwenden. Als sie aus beruflichen Gründen nach Köln zog, fand sie ein großes Netzwerk an Lebensmittelrettern - sogenannte »Foodsaver«, die überschüssige Lebensmittel in einem Netzwerk verteilen. Die »Food-saver« gehören zur Initiative der Internetplattform foodsharing.de. Das ist eine europaweit agierende Community mit über 200.000 registrierten Benutzern, die in ihren Bezirken mit Supermärkten kooperieren, überschüssige Lebensmittel abholen und diese kostenlos zur Verfügung stellen.

Christin W. ist mittlerweile wieder nach Bautzen gezogen. Die Idee des »foodsharing« ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie entschloss sich ein »foodsharing-Projekt« in Bautzen zu gründen. Eine Mitbestreiterin hatte sie sofort gefunden. Franziska Zieschang, Religionslehrerin aus dem Bautzener Umland, hatte die gleiche Idee. Die beiden wurden durch die Internetplattform zusammengeführt und bauen seither ein immer größeres Netzwerk in Bautzen und Umgebung auf. Laut Umweltbundesamt landen ein Drittel der Lebensmittel in Deutschland im Müll. Lebenswichtige Ressourcen wie Ackerflächen und Wasser werden unnötig verschwendet. In Privathaushalten entstehen überflüssige Kosten, weil Lebensmittel in der Tonne landen, die vorher gekauft wurden.

Verbraucher lieben volle Regale

Supermärkte tragen nicht die Hauptschuld. Die Discounter haben sich über die Jahre an die Gewohnheiten der Verbraucher angepasst. Volle Regale, auch kurz vor Ladenschluss sind keine Seltenheit mehr. Viele Lebensmittel werden eine Woche vor Ablaufdatum aussortiert und entsorgt. Täglich frische Vielfalt und ein ständiges Überangebot haben ihre Schattenseiten. Christin W. hat das Gefühl, dass das »Mindesthaltbarkeitsdatum bei vielen Menschen als endgültiges Verfallsdatum durch den Einzelhandel suggeriert wird«. Forscher glauben sogar, das Mindesthaltbarkeitsdatum zum Wegwerfen anrege. Unterstützung wurde ihr vom Bautzener Innenstadtverein um Citymanagerin Yvonne Tatzel zugesagt. Sie möchte Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Diese Räume können dann von den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt genutzt werden. Im gegenseitigen Austausch können dort überschüssige Lebensmittel abgegeben und benötigte Lebensmittel abgeholt werden. Beispielsweise wenn die große Urlaubsreise ansteht. Bevor die verderbliche Ware nach dem Urlaub entsorgt werden muss, kann diese vor Reisebeginn für die Öffentlichkeit im »(Fair)teiler« zur Verfügung gestellt werden.

Für weniger Lebensmittel im Müll

Was kann jeder einzelne gegen Lebensmittelverschwendung unternehmen? Christin W. hat wichtige Tipps parat: »Der gute alte Einkaufszettel bewirkt Wunder. Es ist wichtig vor dem Einkaufen zu wissen, welche Nahrungsmittel man wirklich benötigt. Lebensmittelreste sollten, so gut es geht, weiterverarbeitet werden. So lässt sich beispielsweise aus trockenem Brot Paniermehl herstellen und insgesamt die Ressource Lebensmittel mehr schätzen lernen«, so Christin W.. Kooperationen sind gern gesehen. Interessierte Betriebe können sich per Email melden: bautzen.bischofswerda@foodsharing.net


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