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Rainer Könen/asl

Zahl der Nichtschwimmer wächst

Bei der Bautzener DLRG fürchtet man in dieser Badesaison im Landkreis eine Zunahme der Badeunfälle.
Auch wer einen Seepferdchen-Schwimmpass hat, sollte auf jeden Fall weiter an seinen Schwimmkenntnissen arbeiten. Dazu rät man auch bei der DLRG. Foto: Rainer Könen

Auch wer einen Seepferdchen-Schwimmpass hat, sollte auf jeden Fall weiter an seinen Schwimmkenntnissen arbeiten. Dazu rät man auch bei der DLRG. Foto: Rainer Könen

Schwimmen ist in der heutigen Zeit in vielen Bevölkerungskreisen nicht mehr gefragt. Ist »unpopulär« geworden, wie das Michael Weber, der Geschäftsführer des Radeberger Stadtbadvereines bezeichnet. Weber, dessen große Leidenschaft der Schwimmsport ist, begründet das damit, dass in der heutigen Zeit etliche glaubten, es reiche, wenn man sich über Wasser halten könne. Etwas, was in der sommerlichen Badesaison tödlich enden könne. Kein Wunder, dass man im Landkreis beim Bautzener DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) wieder mit »Bauchschmerzen auf diese Badezeit« schaut, so der Vorsitzende des Bezirksverbandes, Robert Hänsel. Die Zahl der Nichtschwimmer steigt ja auch im Landkreis. Seit Jahren sei das ein bundesweiter Trend, so Hänsel weiter. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Zum einen wurden in vielen Kommunen in den vergangenen Jahren Hallenbäder geschlossen, mit der Folge, dass keine Schwimmkurse angeboten wurden. Oder Städte machen aus einem Schwimm- ein reines Spaßbad. Weil das wirtschaftlicher ist, mehr Besucher anlockt. Dort, so Hänsel weiter, »wird meist eh nur rumgeplantscht.« Und jetzt die Corona-Pandemie. Heißt: In diesem Jahr wird es mehr Menschen in die heimischen Gewässer ziehen, geht man häufiger an unbewachten Gewässern baden. Ein Blick in die Statistik zeigt: 80 Prozent aller jährlichen Badeunfälle in Deutschland passieren dort, wo es keine Badeaufsicht gibt. Zahlen, die Michael Weber kennt. Er erzählt davon, dass die schwimmerischen Leistungen bei Weitem nicht mehr so gut seien, wie noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Weber: »Wenn ein Kind heute 200 Meter am Stück schwimmen muss, wird es kritisch.« So müssen in dieser Badesaison die Schwimmmeister im Landkreis also wieder genau hinschauen. Wer kann schwimmen, wer nicht, wer wirkt unsicher? Nach DLRG-Angaben starben im vergangenen Jahr in Deutschland mindestens 417 Menschen beim Baden. Der Großteil, insgesamt 362, an Seen, Teichen und Flüssen. Hinzu komme, dass viele Eltern für ihre Kinder ein schlechtes Vorbild abgäben, so der DLRG-Vorsitzende Robert Hänsel. »Die haben oft desolate Schwimmfähigkeiten«, findet er. Könnten oft nicht schwimmen. Hänsel trauert den vergangenen Zeiten nach. In der ehemaligen DDR habe fast jedes Kind schwimmen können. Weil man in Schulen und Kitas darauf großen Wert gelegt habe. Wer in der ersten Klasse nicht schwimmen konnte, der sei aufgefallen, ein Außenseiter gewesen. Hänsel spricht von einer Werteveränderung in der Gesellschaft. So habe die Playstation, der Computer für Heranwachsende mittlerweile einen höheren Stellenwert als der Besuch eines Schwimmkurses. So schaut man beim Bautzener DLRG alles andere als optimistisch in die Zukunft. Denn, da, das glaubt Robert Hänsel, »wird es noch viel schlechter werden«.


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