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Sandro Paufler

Was passiert mit unserem Wald?

Der heimische Wald verändert sich. Doch wie sieht die Forstlandschaft der Zukunft aus? WochenKurier ging dieser Frage nach und sprach mit Fachleuten aus der Branche. Eins ist sicher: Den Wald, so wie wir ihn kennen, wird es künftig nicht mehr geben.
Archivbild. Eine Mammutaufgabe für Revierförster und Waldbesitzer: Die Umgestaltung des Waldes für künftige Generationen. Frank Dietrich vom Sachsenforst und Thomas Sobczyk vom Kreisforstamt des Landkreises Bautzen begutachten die Waldschäden in einem Waldstück bei Großdubrau. Foto: spa

Archivbild. Eine Mammutaufgabe für Revierförster und Waldbesitzer: Die Umgestaltung des Waldes für künftige Generationen. Frank Dietrich vom Sachsenforst und Thomas Sobczyk vom Kreisforstamt des Landkreises Bautzen begutachten die Waldschäden in einem Waldstück bei Großdubrau. Foto: spa

Auf dem 498 Meter hohen Berg, dem Picho, der zwischen dem Dorf Dretschen und der Stadt Wilthen liegt, gibt es eine ungewöhnliche Aussicht ins Tal. Es sind die gerodeten Waldflächen, die für Weitblick sorgen. Auch in anderen Gebieten des Landkreises geht die Umgestaltung des Waldes voran – Kahlschläge bestimmen immer mehr das Waldbild. Kampf gegen Schädlinge Betroffen ist der gesamte Landkreis Bautzen. Im Norden macht der Kiefernprachtkäfer den Kiefern schwer zu schaffen und im Süden treibt der Buchdrucker, eine Borkenkäferart, sein Unwesen in den Fichtenwäldern. Unmengen an Holz aus dem Wald geschafft Trauriger Rekord: Bereits über 279.000 Kubikmeter Schadholz wurden zwischen Sommer 2020 und Frühling 2021 aus den Fichtenwäldern im Landkreis gebracht. Vier Monate später mussten weitere 284.000 Kubikmeter Holz gefällt werden - Tendenz steigend. »Die extrem hohen Schadholz-Zugänge geben Anlass zur Sorge, dass der Höhepunkt des Ausmaßes noch nicht erreicht ist«, erzählt Thomas Sobczyk vom Kreisforstamt Bautzen mit bedenklicher Stimme. Doch welche Baumarten folgen auf den gerodeten Flächen? »Ziel sollte es natürlich sein, Baumarten zu pflanzen, die voraussichtlich den künftig zu erwartenden klimatischen Veränderungen gewachsen sind. Außerdem müssen vermehrt Mischwälder und mehr Laubbäume angestrebt werden. (…) Grundsätzlich geht es nicht darum neue Baumarten zu pflanzen, sondern aus dem vorhandenen Baumartenspektrum die richtigen auszuwählen«, gibt Thomas Sobczyk zu wissen. Fichtenwälder sind menschengemacht Der Revierförster Norman Schaller, der für das Gebiet Sohland und Umgebung verantwortlich ist, ergänzt: »Die Waldung, die wir im Oberland und der gesamten Region haben, ist nicht natürlich. Es sind von Menschen gepflanzte Fichtenwälder, die ein Ziel hatten: die Produktion von Holz. Aus meiner Sicht ist die Fichte in Gefährdung, komplett verloren zu gehen. In 100 Jahren haben wir vorrausichtlich Mischwälder in unsere Region. Zwar wird es in Zukunft noch Fichtenbestände geben, allerdings nicht mehr in dieser Größenordnung.« »Exporte ins Ausland müssen gestoppt werden« Geschäftsführer Thomas Hensel, der ein Säge- und Hobelwerk im Gödaer Ortsteil Seitschen betreibt, appelliert an ein Umdenken in der Holzbranche: »Wichtig ist ein Umdenken in der Waldnutzung und der öffentlichen Wahrnehmung des Werkstoffes Holz. Die extreme Übererntung innerhalb der letzten drei Jahre wird in den kommenden Jahren zu einem massiven Holzmangel führen. Exporte ins Ausland und nach Übersee – vor allem von unverarbeitetem Rohholz – müssen sofort gestoppt werden. Es wäre jetzt wichtig, wieder zu einer regionalen Wertschöpfungskette zurückzukehren, bei der aus heimischen Wäldern wieder vor Ort die Menge Holz verarbeitet und hergestellt wird, die auch in der Region für Handwerker und Baustellen benötigt wird. Das ist echte Nachhaltigkeit, die Waldbesitz wieder lohnend macht, in der Region Arbeitsplätze sichert, bessere Verfügbarkeit von Holzbaustoffen ermöglicht und unnötige, umweltschädliche Transporte vermeidet«, so der Diplom-Ingenieur.


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