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Sandro Paufler

Tschechien schließt die Grenzen

Die tschechische Regierung um Ministerpräsident Andrej Babis und Innenminister Jan Hamacek macht ernst und lässt in der Nacht vom heutigen Freitag (13. März) zu Samstag, 0 Uhr, die Grenzen für 30 Tage schließen. Außerdem hat der Ministerpräsident in seinem Land den nationalen Notstand ausgerufen. Mit diesen drastischen Maßnahmen will die Regierung die Ausbreitung des Corona-Virus stark eindämmen.
Schlangestehen an der Tankstelle in Schluckenau: Viele Autofahrer aus dem Grenzgebiet nutzen die letzten Stunden vor der Grenzschließung, um noch einmal in Tschechien zu tanken. (Foto: sap)

Schlangestehen an der Tankstelle in Schluckenau: Viele Autofahrer aus dem Grenzgebiet nutzen die letzten Stunden vor der Grenzschließung, um noch einmal in Tschechien zu tanken. (Foto: sap)

Das Einreiseverbot gilt für 15 Staaten, die von der tschechischen Regierung als Risikogebiete eingestuft wurden. Darunter zählen neben China, Südkorea und dem Iran viele europäische Staaten wie Italien, Spanien, Österreich, Schweiz, Norwegen, Großbritannien, Schweden, Holland, Belgien, Dänemark, Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland. Personen aus diesen Risikoländern ist es untersagt, in die Tschechische Republik einzureisen. Auch tschechische Staatsbürger dürfen nicht in die Risikoländer verreisen oder sich dort aufhalten.

Arbeitspendler erhalten Sondergenehmigung

Ausgenommen von diesem Einreiseverbot sind Arbeitspendler, die in der Grenzregion arbeiten. „Es betrifft jene Ausländer nicht, die für mindestens 90 Tage oder auf Dauer Aufenthaltsrecht in der Tschechischen Republik haben“, so der Ministerpräsident Andrej Babis. Tschechische Arbeitspendler, die in Deutschland oder Österreich einen festen Arbeitsplatz haben, dürfen bei Vorlage eines Nachweises vom Arbeitgeber eine Sondergenehmigung erhalten und die Grenzen passieren. Auch der Bahn- und Busverkehr ist betroffen. Die tschechische Staatsbahn Ceske Drahy stellt in der Nacht von Freitag auf Samstag den Bahnverkehr nach Deutschland ein. Länderübergreifende Fernbusverbindungen werden für die Dauer des Einreiseverbotes nicht mehr bedient.

Massenansturm auf Grenzübergang

Stunden nach Bekanntgabe der Grenzschließung ist es am Grenzübergang von Sohland/Spree nach Schluckenau zu erheblichen Verkehrseinschränkungen gekommen. Zahlreiche Menschen aus Deutschland haben sich noch einmal mit Zigaretten eingedeckt und ihr Auto aufgetankt. Der Grenzübergang über Sohland ist seit Jahren ein beliebtes Ziel für günstige Produkte und bringt in der Grenzregion hohe Umsatzzahlen auf der tschechischen Seite. Die Kunden aus Deutschland haben Verständnis für diese tiefgreifende Maßnahme der Regierung. Ein Ehepaar aus Leipzig meint: „Es hätte bei uns auch passieren müssen, unsere Nachbarn handeln nur konsequent“. Ein anderes älteres Ehepaar aus der Region geht regelmäßig in Schluckenau einkaufen. Sie akzeptieren die Maßnahme und ergänzen: „Eigentlich würden wir heute im Flieger nach Ägypten sein, aber wir haben die Reise freiwillig abgesagt, aus Sorge angesteckt zu werden.“ Von Panikmache halten die beiden allerdings nichts. Derzeit gibt es in der Tschechischen Republik über 90 bestätigte Corona-Virus-Fälle. Zahl weiter ansteigend.


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