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Rainer Könen

Kurzarbeit statt Hochsaison

Wegen der Corona-Krise stehen bei regionalen Bustouristikern wie »Reise-Wünsche« aus Schwepnitz derzeit die Busse still.
Bustouristiker wie die Brüder André (li.) und René Boinski von »Reise Wünsche« haben derzeit keinen Grund zur Freude. Hier zeigen die Inhaber des Schwepnitzer Reiseunternehmens Plakate, die sie auf einigen Demos mitführten. Ganz rechts die Mutter des Brüderpaares, Marie-Luise Boinski, die bis vor kurzem noch das mittelständische Busunternehmen leitete. Foto: Rainer Könen

Bustouristiker wie die Brüder André (li.) und René Boinski von »Reise Wünsche« haben derzeit keinen Grund zur Freude. Hier zeigen die Inhaber des Schwepnitzer Reiseunternehmens Plakate, die sie auf einigen Demos mitführten. Ganz rechts die Mutter des Brüderpaares, Marie-Luise Boinski, die bis vor kurzem noch das mittelständische Busunternehmen leitete. Foto: Rainer Könen

 Die Corona-Krise hat auch das Geschäft der Bustouristiker im Land lahmgelegt. In zahlreichen Unternehmen wurden die Busse abgemeldet. Wer nur Bustouristik im Programm hat, für den sieht es in diesen Tagen trübe aus. René Boinski, der mit seinem Bruder André das Reisebüro & Busunternehmen »Reise-Wünsche« leitet, erzählt, dass man aber mit dem Linienverkehr noch ein zweites Standbein habe. Dieser Mix zahlt sich nun aus.

Touristik-Branche fordert Unterstützung

Eigentlich beginnt jetzt die Hochsaison für Busreisen. Die Busse des mittelständischen Reiseunternehmens aus Schwepnitz wären voll gewesen, denn »wir haben Anfang des Jahres mehr Buchungen reinbekommen als in den Jahren zuvor«, so René Boinski. Aber dann kam Corona, der Lockdown, das Fahrverbot für Reisebusse. Und das Brüderpaar musste Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, auch einen Teil der Busfahrer.
In den vergangenen Wochen hatten sich die Schwepnitzer an einigen Demos beteiligt, auf denen die Branche von den Politikern nicht nur finanzielle Unterstützung sondern auch eine Perspektive fordert, wann mit Lockerungen für die Reisebranche zu rechnen ist. Denn nach einer Umfrage des Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer war die Lage bereits Anfang April für mehr als 80 Prozent der Unternehmen existenzbedrohend.
Der Kamenzer Norbert Behnisch hat hingegen die Saison bereits abgeschrieben. Man sei ein kleiner Familienbetrieb mit zwei Reisebussen, so Behnisch, und in diesem Jahr habe man das 25-jährige Bestehen des Unternehmens feiern wollen. Sollte man aber tatsächlich bald wieder mit den Bussen fahren können, so Behnisch weiter, dürften die Auflagen weitere Probleme bringen. Etwa der Mindestabstand von 1,5 Metern. Da könne er ja, so René Boinski, kaum noch Leute mitnehmen. »Da haben ja in einem Bus mit 44 Plätzen höchstens 15 Fahrgäste Platz.« Das lohne sich gar nicht.
Mindestabstand, Hygieneregelungen, darunter werde, diese Auffassung vertritt man bei Schmidt Reisen in Radibor, »die Reisequalität auf jeden Fall leiden«.

Reiseplanungen sind auf Vorlauf angewiesen

Was René Boinski und die anderen Bustouristiker seit Wochen monieren, ist, dass ein konkreter Termin fehlt, wann und wie wieder gestartet werden kann. Denn um Reisen sicher planen und bewerben zu können, braucht es einen mehrwöchigen Vorlauf.  »Ich plane vorsichtig fürs zweite Halbjahr«, so René Boinski. Der darauf setzt, dass die zunehmenden Proteste der Branche Erfolg haben werden. Darauf, dass die Politik auf die Forderungen – Exitstrategie, Soforthilfen, Senkung der Mehrwertsteuer sowie die Schaffung eines Hilfsfonds für Touristiker – eingehen wird.
Die jüngste Möglichkeit, die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, war ein bundesweiter Aktionstag, zu dem einige Verbände der Touristikbranche aufgerufen hatten. Der fand am Mittwoch dieser Woche in Berlin statt. Mit dabei war auch der Schwepnitzer René Boinski. Und die Hoffnung, dass man vielleicht im Sommer wieder Menschen zu Urlaubszielen im In- und Ausland fahren kann.


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