Seitenlogo
Silke Richter

Jahrgangsbester ohne Plan B

Vincent Mittelstraß hat in seinem Jahrgang am Beruflichen Schulzentrum Konrad Zuse (BSZ) mit einem Notendurchschnitt von 1,2 am besten abgeschlossen. Er könnte bald einer oder gar der jüngste Tankstellenbesitzer in der Region sein.
Zum ersten Mal in der Geschichte des BSZ konnte die Schulleitung wegen der Corona-Pandemie den Absolventen ihre Urkunden nicht persönlich übergeben. Glückwünsche, Blumen und Feierstimmung gab es natürlich trotzdem.  Schulleiterin Kathleen Stephan ist stolz auf den Jahrgangsbesten Vincent Mittelstraß. Foto: Silke Richter

Zum ersten Mal in der Geschichte des BSZ konnte die Schulleitung wegen der Corona-Pandemie den Absolventen ihre Urkunden nicht persönlich übergeben. Glückwünsche, Blumen und Feierstimmung gab es natürlich trotzdem. Schulleiterin Kathleen Stephan ist stolz auf den Jahrgangsbesten Vincent Mittelstraß. Foto: Silke Richter

Im Beruflichen Schulzentrum Konrad Zuse ist Prüfungszeit. In wenigen Wochen werden wieder viele Schüler mit einer soliden Ausbildung in der Tasche und gestärkter Persönlichkeit die Berufswelt erobern. Das BSZ würde, ohne der Corona-Pandemie, im nächsten Monat sein 25-jähriges Bestehen feiern. Die Jubiläumsparty fällt aufgrund der prekären Lage aus.

Entspannt zum Abschluss
 
Seit mehr als zwei Jahrzehnten umfasst das Bildungsangebot eine breite Palette - angefangen von Fachschule, Berufliches Gymnasium, Fachoberschule, Berufsfachschule, Berufsschule, Berufsgrundbildungsjahr bis hin zu Angeboten in der Berufsvorbereitung.
Vincent Mittelstraß hat vor wenigen Tagen seine letzte schriftliche Prüfung am BSZ geschrieben. Und obwohl das Ergebnis noch aussteht, wirkt der Absolvent sehr entspannt. Der 23-Jährige zählt zu jenen Menschen, die sich für Tests dieser Art nicht unbedingt langfristig vorbereiten (müssen). Der junge Mann aus Leippe hat sich erst einen Tag vor der schriftlichen Prüfung noch einmal mit dem Schulstoff, insbesondere mit Formeln, intensiver beschäftigt, wie er berichtet. Das erklärt auch, warum Vincent Mittelstraß die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann verkürzt absolvierte und mit einer Durchschnittsnote von 1,2 im schulischen Teil seiner Ausbildung die Auszeichnung Jahrgangsbester tragen darf.

Aus der Not heraus die Liebe zur Tankstelle entdeckt

Das, was andere Schüler in drei Jahren leisten, meisterte der 23-Jährige innerhalb von nur zwei Jahren. Ein weiterer Grund für seinen Erfolg ist aber sicherlich auch der Aspekt, dass er sich im BSZ sehr wohl fühlte. Die Schule bietet sehr moderne Lernbedingungen, gutes Schulklima, nette Lehrer und das Gefühl, als »verspäteter Klassenneuling« in der Gemeinschaft sofort angenommen und akzeptiert worden zu sein. »Das Berufliche Schulzentrum war für mich eine sehr gute Wahl«, blickt Vincent Mittelstraß etwas wehmütig zurück. Denn vor wenigen Tagen endete für den gebürtigen Eilenburger offiziell die BSZ-Ära. In den nächsten Tagen stehen nur noch die mündlichen Prüfungen an, bevor das Schuljahr abgeschlossen ist.
In den letzten zwei Ausbildungsjahren wurden für den 23-Jährigen auch die Weichen für sein zukünftiges Berufsleben gestellt. Wenn auch eher zufällig und aus der Not heraus. Die Schüler müssen auch berufspraktische Erfahrungen sammeln und sich dafür einen geeigneten Ausbildungsbetrieb suchen, der nicht immer so leicht zu finden ist. Seine Wahl fiel kurzfristig auf die OIL-Tankstelle in Schwarzkollm. Dass diese Entscheidung seine spätere Wahl maßgeblich beeinflussen würde, daran hat damals wohl noch keiner gedacht. »Mir hat die Arbeit dort sehr viel Spaß gemacht. Auch die Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen, so dass ich mich bald dazu entschlossen hatte, nach meiner Ausbildung eine Tankstelle führen zu wollen«, blickt Vincent Mittelstraß zurück und nach vorn.  

Die Region hat viel zu bieten

Der gebürtige Eilenburger könnte sich auch sehr gut vorstellen in der Region zu bleiben. Und das hat nicht nur etwas mit seiner Mitgliedschaft bei den Hoyerswerdaer »Volleyballfreunden Blau Weiß« zu tun. »Ich finde hier in der Umgebung als junger Mensch alles, was ich brauche und was mir wichtig ist«, sagt Vincent. Wenn es mit seinem Berufswunsch hier in der Umgebung nicht funktionieren sollte, ist der er spontan und flexibel genug, um seinen Traum als zukünftiger Tankstellenbesitzer auch in einer anderen Region auszuleben. Denn einen Plan B gibt es für ihn nicht.
Schulleiterin Kathleen Stephan freut sich indes auch sehr über das Ergebnis von Abiturientin Adriana Lachmann. Die angehende Industriekauffrau folgte Vincent Mittelstraß an zweiter Stelle mit einem Notendurchschnitt von 1,4. Sie wird ein Studium in der Landeshauptstadt Dresden beginnen.


Meistgelesen