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Rainer Könen

Fortbewegungsmittel der Stunde

Im Radeberger Umland steigen immer mehr Menschen aufs Fahrrad um. Das liegt auch an Corona.
Laut ADFC wird sich das Mobilitätsverhalten der Deutschen nach der Corona-Krise nachhaltig ändern. Viele Menschen werden aufs Bike umsteigen. Foto: Rainer Könen

Laut ADFC wird sich das Mobilitätsverhalten der Deutschen nach der Corona-Krise nachhaltig ändern. Viele Menschen werden aufs Bike umsteigen. Foto: Rainer Könen

Es ist selbst für einen passionierten Radfahrer wie Rolf Daehne ein noch ungewohntes Bild. Wer in diesen Tagen mit dem Rad im Radeberger Umland unterwegs ist, etwa auf dem zwischen Seifersdorf und Feldschlösschen gelegenen Radweg, wundert sich über die hohe Frequentierung. Auf anderen Wegen und Straßen rings um Radeberg ist das Bild ähnlich. Eine Folge der Ausgangsbeschränkungen, mit der im Freistaat wochenlang das öffentliche Leben lahmgelegt wurde. War so mancher vom Auto aufs Rad umgestiegen, auch, um sich sportiv bewegen zu können. Zum anderen wuchs die Zahl der Radfahrer, da man auf diese Weise dem Virus aus dem Weg gehen kann.

Umdenken durch die Krise

Was sagt jemand wie Rolf Daehne zu dieser Entwicklung? Der 53-jährige Radeberger, der viele Jahre als Grünen-Abgeordneter im Stadtrat saß, hat in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Aktionen initiiert, um die Zweirad-Mobilität in der Bierstadt anzuheben. Die in Radeberg, das hatte der ADFC (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club) einmal ermittelt, bei zwölf Prozent liegt. Ein Wert, der in den vergangenen Wochen beträchtlich angestiegen sein dürfte, meint Daehne.
Durch die Corona-Krise habe ein Umdenken eingesetzt. Nicht nur in Radeberg, sondern auch im Umland steigen mittlerweile mehr Menschen auf ihren Drahtesel. Und das, obwohl das Radwegenetz in der Region alles andere als top ist. Radeln auf dem Lande hat bei den Verkehrsplanern halt (noch) keine Lobby.
So zieht sich etwa die Realisierung des Radweges zwischen Arnsdorf und Wallroda seit fast drei Jahrzehnten hin! Daehne, der in Radeberg das alljährliche An- und Abradeln mitorganisiert, hofft, dass bei den Kommunen ein Umdenken einsetzen wird. Dass mehr Geld in ein gut funktionierendes Radwegesystem in den ländlichen Regionen investiert wird. Aber dazu, so Konrad Krause vom ADFC, müssten lokale Initiativen »unheimlich Druck« machen, um ihre Forderungen durchzusetzen. Der Geschäftsführer des sächsischen ADFC hat in diesen Tagen mit großem Wohlwollen festgestellt, dass »die Leute verstärkt aufs Rad als Fortbewegungsmittel setzen«. Die Corona-Krise werde, wenn sie vorbei sei, bei vielen zu einem Bruch in den Mobilitätsgewohnheiten führen, ist sich Krause sicher. Heißt: Wird so mancher, der bisher aufs Auto gesetzt hat, künftig dem Rad den Vorzug geben.
  
Radverkehr auf dem Land noch stark ausgebremst

Daehne, der täglich mit dem Rad von Radeberg bis nach Dresden-Klotzsche zur Arbeit fährt, weiß um das Zweirad-Potential im Umland. Dabei ist die Ausgangslage für mehr Radverkehr auf dem Lande bundesweit eigentlich keine, die man als gut bezeichnen könnte. Eine vor drei Jahren durchgeführte Regierungsstudie »Mobilität in Deutschland« ergab, dass sich im ländlichen Raum die Menschen für 70 Prozent ihrer Wege ins Auto setzen. Nur sieben Prozent der Fahrten absolvieren sie mit dem Rad. Eine Folge jahrzehntelanger Verkehrsplanung, die das Auto in ländlichen Regionen  bevorzugt. Radfahrer auf dem Lande kämpfen dazu noch mit diversen Problemen wie schlecht ausgeleuchteten Landstraßen, großen Entfernungen sowie fehlenden Anschlüssen an Bus und Bahn.
Es sei jetzt die Zeit, um den Radverkehr auf dem Lande voranzubringen, so ADFC-Geschäftsführer Konrad Krause und Rolf Daehne. Eine »gute Infrastruktur mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen«, so Daehne, sei der Schlüssel, um auch den Radverkehr im Radeberger Umland voranzubringen.


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