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Sandro Paufler

Corona Landkreis Bautzen: „Die Lage ist sehr ernst“

Der Landkreis Bautzen gehört seit wenigen Tagen zu den Top 3 Corona-Hotspots deutschlandweit. Binnen weniger Wochen gingen die Neuinfektionen explosionsartig in die Höhe. Das Gesundheitsamt arbeitet unermüdlich im Schichtsystem und auch die Bundeswehr steht unterstützend zur Seite, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Verschärfte Maßnahmen wird es zunächst nicht geben.
Oberstleutnant Eric Gusenburger ist Sprecher der Bundeswehr Sachsen und mit insgesamt 280 Soldaten sachsenweit im Einsatz, um die Landkreise bei der Pandemiebekämpfung zu unterstützen. Foto: Sandro Paufler

Oberstleutnant Eric Gusenburger ist Sprecher der Bundeswehr Sachsen und mit insgesamt 280 Soldaten sachsenweit im Einsatz, um die Landkreise bei der Pandemiebekämpfung zu unterstützen. Foto: Sandro Paufler

Mehr als 300 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen. Es ist genau der Landkreis, der im Frühjahr von Covid-19 größtenteils verschont geblieben ist. Jetzt sind die Neuinfektionen vergleichbar mit denen aus Berlin oder Teilen Bayerns.  Wo vergangener Tage in Bautzen noch Corona-Demos abgehalten wurden, verschärft sich die Lage in den Krankenhäusern immer mehr. Krankenhäuser füllen sich langsam mit Covid-19 Patienten Der Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken, Reiner E. Rogowski gibt einen kurzen Überblick in seine beiden Kliniken in Bautzen und Bischofswerda. In Bautzen werden derzeit 32 Patienten in Folge einer Covid-19 Erkrankung stationär behandelt, 7 davon liegen auf der Intensivstation. In Bischofswerda werden 8 Patienten wegen einer Corona-Infektion behandelt, davon liegt ein Patient auf der Intensivstation. Der Altersdurchschnitt liegt bei 50-70 Jahren – allerdings wurde erst kürzlich eine 21- jährige Frau in das Krankenhaus eingeliefert. Derzeit sind die Kliniken in Bischofswerda mit 87 Prozent und in Bautzen mit 75 Prozent ausgelastet. In Bautzen stehen 16 Intensivbetten zur Verfügung. Diese können im Bedarfsfall auf 25 Betten ausgeweitet werden. 7 Intensivbetten stehen in Bischofswerda zur Verfügung. Es ist möglich, um drei weitere Betten aufzustocken. Das wären allerdings OP-Plätze und demzufolge könnten in Bischofswerda keine Operationen mehr stattfinden - für Reiner E. Rogowski ein „worst case“ Szenario. Mitarbeiter im Gesundheitsamt massiv aufgestockt Um wieder Kontrolle über die Pandemie zu bekommen, arbeiten 185 Mitarbeiter in der Kontaktnachverfolgung. Die Bundeswehr ist seit Freitag, den 6. November im Einsatz. Es gibt Abteilungen die arbeiten im Schichtsystem „rollende Woche“ sieben Tage durchweg. Bei Bedarf könnten weitere 120 Mitarbeiter eingesetzt werden. Sachsenweit sind 280 Soldaten in den verschiedensten Landkreisen und Kommunen im Einsatz. Oberstleutnant Eric Gusenburger ist Sprecher der Bundeswehr in Sachsen und findet klare Worte: „Wir sind hochmotiviert der Bevölkerung und unserem Land zu helfen. Wir möchten einen eheblichen Teil dazu beitragen, die Pandemie einzudämmen.“ Welche Maßnahmen möchte der Landkreis in Erwägung ziehen? Landrat Michael Harig hält es derzeit für nicht nötig, dass Schulen und Kitas geschlossen werden. „Schulen und Kitas tragen kaum zum Infektionsgeschehen bei“, so Harig. Der Landkreis Bautzen hält an den Allgemeinverfügungen des Freistaat Sachsen fest und möchte mit dem Ordnungsamt sowie der Polizeibehörde enger zusammenarbeiten. Es ist denkbar, dass es verstärkt zu Kontrollen und Überprüfungen der Hygieneregeln kommt. Der Krisenstab wird sich künftig Woche für Woche treffen und die Situation neu bewerten. „Nur gemeinsam schaffen wir das“ Es gehe jetzt vor allem darum, Kontakte stark einzuschränken und die Neuinfektionen zu reduzieren, findet der Landrat. Auch hier betont Harig, wie wichtig die Zusammenarbeit der Bevölkerung ist. „Nur gemeinsam können wir das schaffen.“ – auch im Hinblick, die Weihnachtstage relativ normal verbringen zu können. Die Erklärung wo und warum genau sich so viele Menschen hierzulande angesteckt haben, ist noch nicht eindeutig geklärt. Die Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, sind im ganzen Landkreis verteilt. Es gibt wenige Hotspots. Die bekannten liegen in der Region um Hoyerswerda und Wittichenau. In Wittichenau ist auch ein Pflegeheim betroffen. Die Amtsärztin Dr. Jana Gärtner geht davon aus, dass sich viele Menschen im familiären Umfeld anstecken. Die Erklärung, dass durch mehr Tests, die Zahl in die Höhe steigt, ist folgerichtig. Allerdings erklärt das nicht die explosionsartige Entwicklung. Corona ist und bleibt unberechenbar.


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