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Generalvikar Kutschke ermutigt zur inneren Vorbereitung

Osterreiter auf dem Weg nach Panschwitz-Kuckau Foto: Daniel Förster/Archiv

Osterreiter auf dem Weg nach Panschwitz-Kuckau Foto: Daniel Förster/Archiv

Wie das Landratsamt Bautzen am Nachmittag des 24. März mitteilte, ist das traditionsreiche Osterreiten in der Oberlausitz von der Landesdirektion Sachsen als Konsequenz der gegenwärtigen weltweiten Corona-Krise untersagt worden. Ostern ist der höchste Festtag im kirchlichen Jahreskreis. Christen feiern an diesem Tag die Auferstehung Jesu von den Toten. Bei den katholischen Sorben wird die Verkündigung dieser Botschaft am Ostersonntag im Brauch des Osterreitens erlebbar. Ostersaatreiten wird die traditionsreiche Prozession am gleichen Tag von Ostritz aus zum Kloster St. Marienthal genannt. Tausende Besucher kommen jedes Jahr in die Oberlausitz, um an diesen Ereignissen teilzunehmen. In diesem Jahr müssen die Prozessionen, deren Ursprung über fünf Jahrhunderte zurückreicht, nun allerdings ausfallen. Generalvikar Kutschke erklärt sein Bedauern Zur behördlichen Anweisung erklärt Generalvikar Andreas Kutschke, der als Osterreiter in den vergangenen Jahren selbst regelmäßig an den Prozessionen teilgenommen hat: „Das Osterreiten oder Kreuzreiten und auch das Saatreiten sind althergebrachte, wertvolle Traditionen und ein lebendiges Glaubenszeugnis, besonders in den katholischen Pfarreien des sorbischen Sprachraums und der Oberlausitz. Das Bistum ist dabei nicht der Veranstalter. Anweisungen staatlicher oder kommunaler Behörden ist in jedem Fall Folge zu leisten. Als Osterreiter habe ich mit sehr großem Bedauern die vom Landkreis Bautzen bekanntgegebene Entscheidung der Landesdirektion Sachsen zur Kenntnis genommen, dass das Osterreiten in diesem Jahr untersagt ist. Man bezieht sich dabei auf die Allgemeinverfügungen, die eine strenge Ausgangsbeschränkung regeln und öffentliche und nichtöffentlichen Veranstaltungen sowie Versammlungen von Menschen untersagen. Eine Auslegung dieser Bestimmungen obliegt nicht dem Bistum, sondern den Behörden. Ich kann nur alle ermutigen, sich im derzeit möglichen Rahmen auf das Osterfest vorzubereiten, der inneren Haltung entsprechend: Osterreiter ist man das ganze Jahr, Ostern auf dem Pferd und sonst im Alltag: Zeuge des österlichen Glaubens an die Auferstehung. Wie wichtig gerade auch in diesen Tagen! Aber natürlich wird uns allen mit einem Ostern ohne Osterreiten sehr viel fehlen.“ Stichwort: Osterreiten

Die Osterreiter tragen traditionell zum Ostersonntag in Prozessionen die Botschaft von der Auferstehung Christi in die Nachbarpfarrei. Es ist bekannt, dass bereits Ende des 15. Jahrhunderts zwischen Hoyerswerda und Wittichenau solche Prozessionen stattfanden. Die Wurzeln dieses Brauchs reichen wahrscheinlich bis in vorchristliche Zeiten zurück. Durch Feldumritte glaubte man, die jungen Saaten vor der Missgunst des Bösen schützen zu können. Unter dem Einfluss des Christentums wandelten sich die Ritte wohl in christliche Prozessionen, die heute ein öffentliches Bekenntnis zum christlichen Glauben darstellen. Eine Regel gilt bei allen Prozessionen: Nur Männer dürfen in der Prozession im Sattel sitzen. In der Oberlausitz gibt es neun Osterreiterzüge, in denen überwiegend Sorben mitreiten. Lediglich in der Wittichenauer Prozession gibt es auch einen deutschsprachigen Teil. Hoch zu Ross singen die Männer Lieder, die von der Auferstehung Christi künden. Unter dem Läuten der Kirchenglocken und mit Gesang führt die Prozession normalerweise dabei von der Heimatkirche aus um die Felder bis ins nächste Dorf. Außerhalb der Ortschaften betet die Reiterschar den Rosenkranz und andere Gebete. In ihrer Prozession führen sie das Kreuz, Kirchenfahnen und die Statue des Auferstandenen mit. Alle Reiter tragen Schwarze Zylinder und Gehrock sowie weiße Handschuhe. Auch die Pferde werden für das Osterreiten besonders geschmückt. Die Osterreiter umreiten dreimal die Kirche und den Friedhof. So verkünden sie auch den Verstorbenen die Auferstehung Christi und beten für sie. Einen ähnlichen Hintergrund wie das Osterreiten hat das Ostersaatreiten von Ostritz. Jedes Jahr am Ostersonntag schwingen sich rund hunter Reiter in Frack und Zylinder vor den Türen der Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ in Ostritz in den Sattel, um über Felder und Fluren zum Kloster St. Marienthal an der Neiße zu reiten. Sie sind Ostersaatreiter und verkünden vom Pferderücken aus die christliche Osterbotschaft. Seit 1993 wird der Brauch in ökumenischer Gemeinschaft gepflegt. Von den Osterreitern in der sorbischen Lausitz unterscheidet sich der Ritt in Ostritz dadurch, dass neben dem Verkünden der Osterbotschaft die Bitte um gutes Wachstum der Saat auf den Feldern und um Gottes Hilfe für Mensch und Natur im Vordergrund steht.


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