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Sandro Paufler

Wolfsregulierung - Ja oder Nein?

Jeweils eine Pro- und eine Contra-Stimme kommen zu Wort.
Landrat Michael Harig und Marie Neuwald vom Bundesverband NABU äußern sich über die Wolfsregulierung. Foto: privat

Landrat Michael Harig und Marie Neuwald vom Bundesverband NABU äußern sich über die Wolfsregulierung. Foto: privat

Kaum ein anderes Tier spaltet die Gemüter so wie der Wolf. Laut Veröffentlichungen des Bundesamtes für Naturschutz leben in Deutschland 128 Wolfsrudel, 35 Paare und circa zehn territoriale Einzeltiere (Stand 2020). Die meisten Tiere wurden in Brandenburg, Sachsen und Niedersachsen gesichtet. In den 1990er Jahren konnten durch Schutzmaßnahmen Wölfe wieder angesiedelt werden. Doch durch die steigende Population des Wolfsbestandes haben sich auch die Nutztierrisse auf den Weideflächen gehäuft. Es werden Stimmen laut, die den Wolfsbestand reguliert haben wollen. Doch macht die Regulierung des Wolfes überhaupt Sinn? Zu dieser Thematik haben sich eine Für- und eine Gegenstimme geäußert. Pro: Michael Harig, Landrat Landkreis Bautzen »Unser Anliegen ist nicht die Ausrottung der Spezies Wolf in unseren Breiten. Es geht vielmehr um die Schaffung eines verbesserten Regulierungs- und Schutzniveaus im Sinne eines Interessenausgleiches zwischen Artenschutz und Weidewirtschaft. Eine Koexistenz von Wolf, Nutztier- und Wildbestand ist dauerhaft nur mit einer breiten Akzeptanz in der Bevölkerung möglich. Die Population ist in ihrem Bestand weder örtlich noch global bedroht. Mit Blick auf die Unzulänglichkeit und zunehmende Unzumutbarkeit von Schutzmaßnahmen zu Gunsten der heimischen Nutztiere gibt es zu einer Regulation der Wolfsbestände keine zufriedenstellenden Alternativen mehr. Die bereits realisierte, alleinige Aufnahme der Spezies Wolf in das Jagdrecht ist ohne die Überführung des Wolfs in den Anhang V der FFH-Richtlinie in der Praxis wirkungslos. Eine wirksame Entnahme von Wölfen, welche sich Viehweiden, Tiergehegen und menschlichen Ansiedlungen nähern, ist in der gelebten Wirklichkeit unmöglich.Der bereits bis jetzt durch den Wolf verursachte Schaden an unserer Kulturlandschaft ist irreversibel. Auch im Bereich des Wildbestandes wirkt der Wolf nicht in der mit seiner Einwanderung erhofften und unterstellten regulierenden Nützlichkeit. Der Wildbestand und dessen Verhalten haben sich durch den Wolf deutlich verändert.« Contra: Marie Neuwald, Wolfsreferentin NABU-Bundesverband »Der Knackpunkt in der Koexistenz von Wölfen und Menschen ist der Herdenschutz – Wölfe stellen ein Risiko für Weidetiere dar, die nicht ausreichend z.B. durch Elektro-Zäune geschützt sind. Der finanzielle und zeitliche Aufwand für guten Herdenschutz ist nicht zu unterschätzen, deshalb begrüßen wir jedwede Förderung, auch der Weidewirtschaft und ihrer wichtigen Funktion an sich. Was jedoch den Weidetierhaltern nicht helfen kann, ist eine Regulierung von Wölfen, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Denn, ob in einer Region nun beispielsweise acht oder durch Abschuss bzw. Bejagung nur noch sechs Wölfe ansässig sind, ändert nichts an der grundlegenden Notwendigkeit, Herdenschutz anzuwenden. Regulierung mag nach einer einfachen Lösung klingen, ist es aber nicht. Über die Änderung des Schutzstatus von Wölfen wird auf EU-Ebene in langwierigen Prozessen entschieden. Herdenschutz jedoch findet lokal und jetzt statt – und hier muss angesetzt werden. Am besten zusammen, Naturschutz und Weidetierhaltung gemeinsam. Grabenkämpfe erweisen beiden einen Bärendienst: den Wölfen und der Weidetierhaltung.«


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