Ulrich Nelles/ck

Neue Ideen nach Schließung der Kinderstation

Freital. Nach der Schließung der Freitaler Kinderstation läuft die Suche nach Alternativen. Die Gruppe »Konservative Mitte« wagt einen Vorstoß im Kreistag.
Am Helios-Klinikum Freital könnten künftig wieder Kinder und Jugendliche medizinisch behandelt werden.

Am Helios-Klinikum Freital könnten künftig wieder Kinder und Jugendliche medizinisch behandelt werden.

Bild: Nelles

Für Peter Pfitzenreiter, Vereinsvorsitzender Konservative Mitte e.V., ist klar: »Freital soll zukunftsfähig bleiben. Deshalb müssen wir die Versorgung von Kindern und werdenden Müttern weiter gewährleisten. Wenn sich junge Familien für Freital entscheiden, ist die medizinische Versorgung ein wichtiger Punkt.«

Aus diesem Grund gab es von seinem Verein kürzlich einen Anlauf auf politischer Ebene. Er stellte im Kreistag den Antrag, Alternativen zur 2024 vorgenommenen Schließung von Geburtensaal, Frauenklinik und Kinderstation in der Weißeritzstadt zu finden. Der Krankenhaus-Betreiber Helios hatte Mitte November das Aus für die drei Bereiche zum 1. Dezember bekannt gegeben und heftigen Protest geerntet. Dennoch hielt man an der Entscheidung fest.

 

Perspektiven des Krankenhauses Freital

 

Mit ihrem Antrag im Kreistag wollte die Konservative Mitte erreichen, dass es einen Dialog zwischen Landrat und Helios geben soll. Dabei solle es um Möglichkeiten der Wiedereröffnung der geschlossenen Stationen gehen. Darüber hinaus solle der Landkreis eine Machbarkeitsstudie erstellen, in der die Übernahme des Krankenhauses durch den Landkreis geprüft werde. Dieser lehnte diesen Vorstoß mit der Begründung ab, dass bereits andere sächsische Landkreise schlechte Erfahrungen mit dieser Form der Beteiligung gemacht hätten.

Schon jetzt ist jedoch klar: Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge musste für dieses Jahr bereits Investitionen streichen und Budgets kürzen. Da ist die Idee zur Übernahme eines ganzen Krankenhauses unrealistisch. Der Antrag der Konservativen Mitte wurde abgelehnt.

 

Vorschriften zu Fallzahlen und Mindestmengen

 

Ein vom Bundestag verabschiedetes Gesetz regelt die Fallzahlen. Die nötigen Fallzahlen, um operieren zu dürfen, wurden in der Freitaler Gynäkologie, zum Beispiel bei Brustkrebserkrankungen, nicht erreicht. Alle drei Abteilungen – Geburten, Kinder und Gynäkologie – hat Helios deshalb in Pirna konzentriert. Beispiel Entbindungsstation: Dort waren die Geburtenzahlen rasant gesunken, von knapp 500 Kindern im Jahr 2019 auf noch nicht mal 200 Neugeborene im vergangenen Jahr. Die geringeren Geburtenzahlen führten zu weniger Behandlungsfällen auch im Bereich der Kinderklinik. Hinzu kommen neue gesetzliche Regelungen im Zuge der Krankenhausreform. Aus dem sächsischen Hebammenverband heißt es dazu, dass sich werdende Mütter bewusst an Kliniken mit mehr Geburten wenden würden. »Wenn die Frauen hören, dass beispielsweise nachts nur eine Hebamme im Dienst ist, fragen sie lieber in Dresden oder Pirna nach.«

 

Auftrag an Landkreis

 

Der Landkreis erhielt nun den Auftrag, nach Alternativen für Geburten sowie für die Kinder- und Jugendmedizin zu suchen. Das könnten beispielsweise ein Geburtshaus oder ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) sein, in dem sich Hebammen und Ärzte einmieten können. Das Landratsamt soll sich demnach mit den Oberbürgermeistern von Freital, Sebnitz und Dippoldiswalde zusammensetzen, den Kliniken im Landkreis, potenziellen Trägern, dem sächsischen Hebammenverband sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS) und gemeinsam eine Lösung erarbeiten. »Es werde eingespart und abgewickelt – die Gesundheitsversorgung zieht sich aus der Fläche zurück«, so Kreisrat Peter Pfitzenreiter.

Allerdings schätzt das sächsische Sozialministerium die medizinische Versorgung trotz der drei geschlossenen Abteilungen in Freital weiterhin als sicher ein. Die Fallzahlen seien zurückgegangen und würden gemäß der Bevölkerungsentwicklung weiter abnehmen.

 

Hebammen könnten Kreißsaal betreiben

 

Für denkbar hält das Landratsamt ein anderes Modell – einen sogenannten hebammengeführten Kreißsaal. Der könnte in den vorhandenen, freigewordenen Räumlichkeiten in Freital entstehen. Die Atmosphäre eines Geburtshauses und die Sicherheitsstandards einer Klinik würden dabei kombiniert. Die Voraussetzung sind jedoch entsprechende Gespräche und Vereinbarungen mit Helios. Zudem müssten idealerweise interessierte Hebammen gewonnen werden. Im Sozialausschuss des Kreistags sollen 2026 erste Zwischenergebnisse der Prüfung vorgestellt werden.


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