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R. Rink

Wie umgehen mit dem Wolf?

LK SSOE. Seit rund 20 Jahren ist der Wolf im Freistaat Sachsen wieder heimisch und breitet sich immer weiter aus. Damit nehmen auch Schädigungen an Haus- und Nutztieren deutlich zu.

Der Wolf ist auch in unseren Gefilden wieder heimisch geworden und breitet sich immer weiter aus.

Der Wolf ist auch in unseren Gefilden wieder heimisch geworden und breitet sich immer weiter aus.

Bild: Pexels

Der Wolf gehört wieder in unsere Wälder. Das ist zumindest ein Zustand, der durch politische Entscheidungen herbeigeführt worden ist. Die zunehmende Population erfreut zwar Naturschützer, bringt aber Nutztierhalter in Bedrängnis. In Sachsen hat sich die Anzahl der durch ein Monitoring erfassten Wolfsterritorien gegenüber 2021 um weitere sieben auf mittlerweile 36 im Jahr 2022 erhöht. 31 Rudel, vier Paare und ein Einzeltier sind dabei ermittelt worden, was schätzungsweise 160 bis 320 Wölfen entspricht.

Nachdem zu DDR-Zeiten zugewanderte Wölfe abgeschossen worden sind, wurde der Wolf nach der Wiedervereinigung unter Schutz gestellt. Nun konnte der Wolf hierzulande wieder sesshaft werden. Dies gelang, als im Jahr 2000 ein Wolfspaar aus Polen nach Sachsen einwanderte und erstmals wieder Welpen in freier Wildbahn großzog. Seitdem ist der Wolf nicht nur in Sachsen, sondern im gesamten Bundesgebiet auf dem Vormarsch. »Deutschland hat schon jetzt die weltweit höchste Wolfsdichte, Risse von Pferden, Rindern und Schafen nehmen rasant zu. Es ist höchste Zeit, zu handeln«, sagt Helmut Dammann-Tamke, Vorsitzender des Deutschen Jagdverbandes.

Wölfe im Landkreis

Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sind zwei Wolfsterritorien erfasst, das Rudel »Hohwald« und das Paar »Stolpen-Hohnstein«. Das Rudel »Massenei« liegt an der Grenze zum Landkreis Bautzen. Im Grenzraum zu Tschechien liegen die Rudelterritorien »Fláje« und »Kyjov«, die allerdings ihren Verbreitungsschwerpunkt im Nachbarland haben. Bei den Schadensmeldungen für den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist in diesem Jahr ein deutlicher Anstieg von vier auf zehn im Vergleich zum letzten Jahr zu verzeichnen. Bei vier Meldungen ist dabei der Wolf hinreichend als Verursacher festgestellt worden. 2021 war es lediglich eine Meldung. Bis Ende November dieses Jahres sind 50 Tiere durch Wölfe geschädigt worden. Im vergangenen Jahr waren es noch zwei. Davon sind 17 Schafe in Pirna getötet und 29 durch Wölfe verletzt worden. In Stolpen ist ein Damwild, in Hohnstein ein Schaf und in Dürrröhrsdorf-Dittersbach ebenfalls ein Schaf getötet und zusätzlich eins verletzt worden.

Schutzmaßnahmen

Doch was kann gegen die weitere Schädigung von Nutztieren unternommen werden? Der Freistaat fördert im Rahmen der Förderrichtlinie »Natürliches Erbe« die Ausgaben von Tierhaltern zur Erfüllung der Anforderungen an die erforderlichen Mindestschutzmaßnahmen für ihre Tiere. Gefördert werden diese Maßnahmen zu 100 Prozent. Auch die Anschaffung von Herdenschutzhunden kann gefördert werden. Zudem können die zusätzlichen laufenden Aufwendungen für den präventiven Herdenschutz bei erwerbsmäßigen Schaf- oder Ziegenhaltern ausgeglichen werden.

Viele Verbände sind dennoch weiter in Alarmbereitschaft. »Wir gehen davon aus, dass eine Vielzahl von Wolfsrissen gar nicht mehr gemeldet wird. Sei es, weil die Anerkennung sehr hohe Hürden aufwirft oder weil viele Betroffene schon resigniert haben. Wölfe sind sehr intelligente Raubtiere, die die in der Sächsischen Wolfsmanagement-Verordnung dargestellten Schutzmaßnahmen mit Leichtigkeit überwinden können«, sagt Thomas Zaeske, Verbandsjurist vom Sächsischen Landesbauernverband. Am 1. Juni 2022 hat sich der Verband an der Übergabe eines offenen Briefes an Ministerpräsident Kretschmer mit beteiligt. Zustimmung findet bei ihm, dass das Europäische Parlament kürzlich einen Entschließungsantrag verabschiedet hat, der die Abschwächung des Schutzstatus für den Wolf vorsieht und die Einstufung als streng geschützte Tierart überprüfen lässt.

Der Landtagsabgeordnete der Sächsischen Schweiz, Ivo Teichmann (AfD), sagt dazu: »Problemwölfe müssen zeitnah noch konsequenter als bisher entnommen werden. Ich würde es begrüßen, dass der Schutzstatus des Wolfes regelmäßig geprüft wird, im Interesse unseres heimischen Wildes und der Nutztierhalter. Das Wolfsmanagement in Sachsen ist zu einseitig ausgerichtet, es muss einen breiten gesellschaftlichen Konsens zum Wolf geben.«


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