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Wie kamen Mönche auf den Königstein?

Neue Sonderausstellung über das Kloster auf der Festung lüftet das Geheimnis

Durch eine nachgebildete Klosterpforte schreiten  interessierte Besucher der Festung   jetzt in einer Sonderausstellung in der Magdalenenburg hindurch. Dahinter entdecken sie ein Gewölbe mit Vitrinen, in denen Dokumente zu dem Cölestiner-Kloster gezeigt werden, das der sächsische Herzog Georg der Bärtige 1516 auf dem Königstein gründete. „Doch er hatte wenig Glück mit seiner Idee; denn schon ein Jahr später begann die Reformation, mit der auch die zwölf Mönche und ihr Prior sympathisierten. Sie wollten nicht mehr als Einsiedler auf einem Berg hausen und verließen diesen nach und nach, so dass das Kloster 1524 aufgelöst werden musste“, gibt Festungschefin Dr. Angelika Taube einen Einblick in bisher unbekante Geschichte der Festung. Als der Königstein 65 Jahre später zur Landesfestung ausgebaut wurde, verschwand die einstige Klosterpforte in dicken Mauern, blieb jedoch in einem Hohlraum erhalten. In diesem  20 m tiefen Gewölbe, das nur durch ein „Mannloch“ über steile Eisenleitern zu erreichen ist, blieb sie bis heute verborgen. Doch  mit der Sonderausstellung zur 500jährigen Gründung des Klosters änderte sich das. Herausholen konnte man die Pforte aus ihrem Versteck natürlich nicht. Um das wertvolle historische Relikt trotzdem in einer Ausstellung zu zeigen, beauftragte die Festungsleitung zwei Restauratoren, die Pforte abzuformen und originalgetreu im Maßstab 1:1 in den Ausstellungsräumen aufzubauen. Dieses Vorhaben war auch für Spezialisten wie Tina Dömling und Dawid Wardak aus Dresden eine Herausforderung. Schon im vorigen Jahr begannen sie mit ihrer Arbeit, die zunächst darin bestand, Dampfreiniger, Staubsauger, Bürsten und Pinsel in die Tiefe hinab zu lassen. Die „alte Dame“ hatte in 500 Jahren ziemlich viel Staub angesetzt. Nach einer gründlichen Reinigung gingen sie daran, einen Gipsabdruck als Vorlage für die Reproduktion anzufertigen. Schließlich wurden die einzelnen Gipsformteile mit einer Seilwinde noch oben gehievt. „In der Werkstatt formten wir  danach den 2,20 mal 2,60 Meter großen Torbogen, der ebenfalls wieder in Einzelteilen zur Festung transportiert wurde“, erklären die beiden Restauratoren. Er besteht allerdings nicht wie das Original aus Sandstein, wie   der Kurator und wissenschaftliche Mitarbeiter der Festung Markus Bitterlich, verrät. Dann würde er nämlich zweieinhalb Tonnen wiegen und das hätte die Deckenbelastbarkeit der Magdalenenburg überschritten. Das verwendete Steinersatzmaterial  sieht dem echten Sandstein aber täuschend ähnlich und wiegt etwa 300 kg. Nur die Schwelle besteht aus echtem Postaer Sandstein. Sogar an Schmuckelemente, die für die damalige Zeit typisch waren, haben die Restauratoren gedacht. Dadurch sieht die Klosterpforte, die den Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung in der Magdalenenburg bildet, richtig „schmuck“ aus. Große und kleine Besucher werden gewiss viel Spaß daran haben, bis 1. November  die Vergangenheit zu erkunden. Dazu tragen auch ein Cölestinerlied, ein Comic über den Ablasshandel, ein interaktives Spiel und eine künstlerische Installation aus Licht und Klang bei.  G. Stabenow


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