

2018 feierte die Galerie im Künstlerhaus Hofmannsches Gut in Dittersbach ihren 20. Geburtstag mit einer repräsentativen Ausstellung aller Künstler, die in den 20 Jahren hier zu Gast waren. In diesem Jahr steht wieder ein einzelner Künstler im Mittelpunkt. Bis 14. September ist dort eine Ausstellung mit Malerei und Keramik des Künstlers Michael Horwath (71) aus Coswig mit dem Titel „Die Versuchung“ zu sehen. „Eine Ausstellung mit ihm war schon lange mein Wunsch, aber ich musste ihn sehr lange überreden. Dank unseres gemeinsamen Freundes Heinz Weißflog, der auch die Einführung übernahm, hat es geklappt“, freut sich Helga Luzens. Zum Glück, muss man sagen, denn das was die Besucher in der Galerie zu sehen bekommen, lässt nicht gleichgültig. Opulente Farben – vor allem Blau-, Rot- und Grüntöne prägen seine meist großen Bilder, die oft christliche Themen aufgreifen, aber auch abstrahieren. „Er ist einer der Künstler, den man entweder bewundert oder ablehnt. Dazwischen gibt es nichts“, sagt Helga Luzens. 35 Bilder hängen in der Galerie, dazu kommen etliche wunderschöne dekorative Keramikarbeiten und auch einige Grafiken, auch als Porträts. „Da sieht man, dass er auch ‚richtig‘ malen kann, aber seinen Stil hat er mehr in den flächenhaften Bildern mit kräftigen Farben gefunden.“ Und da jedes Bild von ihm selbst mit einem kleinen Aufkleber mit dem Titel versehen wurde, findet der Betrachter auch leicht einen Zugang, trotz abstrakter, geometrischer Figuren. Es macht sogar Spaß sich dieser Kunstwelt so zu nähern. Etwa bei dem Bild „Treppenhaus“, wo am rechten Bildrand eine einfache Leiter zu entdecken ist und in der Mitte ein lachendes Kindergesicht. Bei Bildern wie „Kartenspieler“ oder „Katzen“ braucht es keine Deutung. Es sind aber nicht nur die Bilder von Michael Horwath, die beeindrucken – auch die Rahmen haben etwas Unverwechselbares. „Alle seine Rahmen baut er selbst, aus einfachen Leisten und bemalt sie oft sehr aufwändig. Sie sind ein Kunstwerk außen herum“, schmunzelt Helga Luzens. Da kommt dem Künstler, der vor seinem Studium an der Kunsthochschule Dresden einen Schlosserberuf erlernte, seine handwerkliche Begabung zugute. Und wer seine Bilder genau betrachtet, wird feststellen, dass sie an einigen Stellen einfach übermalt wurden. Für Horwath etwas ganz Normales. „Ein Bild ist nie fertig. Kunst beginnt erst dann, wenn die Veränderung oder gar Zerstörung etwas Neues, Anderes, Besseres hervorbringt.“ Seine Spuren als Künstler hat er nicht nur in zahlreichen Ausstellungen in Sachsen und ganz Deutschland hinterlassen, sondern auch bei Restaurierungsarbeiten in etlichen Kirchen wie in Dippoldiswalde, der Nikolaikirche Potsdam, dem Berliner Schauspielhaus oder der Dresdner Semperoper. Zur Finissage am 14. September wird der Künstler selbst dabei sein. Bis dahin gibt es aber noch viel zu entdecken, denn gleichzeitig wird die 11. Kabinettausstellung „Russische Lackarbeiten“ gezeigt. In zwei großen Vitrinen hat Helga Luzens wunderschöne farbenfrohe Exponate - angefangen von verschiedenen Holzlöffeln und Dosen über Vasen, Tabletts bis zu einem Teeservice ausgestellt. „Die meisten Stücke habe ich über lange Zeit auf Trödelmärkten entdeckt, einige sind Geschenke und zu schade, nur im Schrank zu stehen“, meint die passionierte Sammlerin und Galeristin. Man sieht ihr die Erleichterung und Freude über diese neue Ausstellung und vor allem den Fortbestand der Galerie an. Denn im vorigen Jahr hatte Helga Luzens ernsthaft überlegt nach der schweren Erkrankung ihres Mannes, des Malers und Bildhauers Herrmann Naumann, die Galerie aufzugeben. Die Pflege ihres Mannes, dem es zurzeit zum Glück besser geht, kostet viel Kraft und eine Galerie am Laufen zu halten, Verträge mit Künstlern zu machen, Sponsoren zu finden, ist ein Riesenbatzen Arbeit für die 78-Jährige. „Ich habe lange mit mir gerungen, aber dann habe ich mich zum Weitermachen entschlossen. Die Galerie wie die Kunst überhaupt ist ein Lebensinhalt von mir. Ich habe ja alles aufgebaut hier und es macht noch immer Spaß. Die Galerie hat Zukunft“, versichert Helga Luzens. Sehr zur Freude der vielen Kunstliebhaber, die sich auch dieses Jahr neben der Ausstellung auf Konzerte und eine Lesung mit dem Schweizer Francesco Micieli freuen können. Ja und dann denkt Helga Luzens schon an das nächste Jahr. 2020 feiert Herrmann Naumann seinen 90. Geburtstag. Natürlich wird es da eine besondere Ausstellung geben und viel Arbeit. Aber das ist schon ein anderes Thema. (caw)