G. Stabenow

Richard Wagners abenteuerliche Flucht

Flucht, Asyl, Exil - das klingt fast so, als würden sich die 6. Richard-Wagner-Spiele, die am 29. und 30. Juni im Jagdschloss Graupa stattfinden, mit einem ganz aktuellen Thema beschäftigen.
Richard Wagner alias Robby Langer. Foto: D. Förster

Richard Wagner alias Robby Langer. Foto: D. Förster

Dabei liegt das Geschehen in der neuen Open-Air-Inszenierung "Wagners Welt: EXIIL" schon 170 Jahre und mehr zurück. Man schreibt das Jahr anno 1849, als der Hofkapellmeister Richard Wagner, der wegen seiner aktiven Teilnahme am Maiaufstand in Dresden per Steckbrief gesucht wird, in die Schweiz flieht. Länger als 15 Jahre sollte dieses Exil dauern, das dem Autor, Schauspieler und Regisseur Johannes Gärtner genug abenteuerlichen Stoff für seine szenische Lesung bietet. Dazu hat er sich den Schweizer Schauspieler René Schnoz mit ins Boot geholt, so dass Wagners Leben als Flüchtling in Zürich und Tribschen noch authentischer wirkt. Auch seine Reisen durch Europa, seine Kämpfe und Liebesgeschichten bis hin zu seinem Wirken in Bayreuth, das der Bayerische König Ludwig II. aus der Staatskasse finanzierte, werden dargestellt. Schade, dass es heute keine "Märchenkönige" mehr gibt; denn dem Projekt, das bereits 2013 mit der ersten Aufführung begann, wurden in diesem Jahr die Hälfte der Fördermittel gestrichen. So spielen die 80 Profis und Laien aus neun Nationen in erster Linie aus Idealismus. Doch davon allein kann keiner leben. Umso erfreulicher ist es, dass Wagnerdarsteller Robby Langer den Festspielen weiterhin (zum sechsten Mal) treu geblieben ist und die polnische Sängerin Ewa Zeuner wieder die Minna gibt. Neu ist die weißrussische Stipendiatin des Wagner-Verbandes Dresden als Cosima. Gemeinsam hat das Ensemble von drei Schauspielern, zwei Sängerinnen, einem Chor, Alphornensemble und Orchester auch in diesem Jahr trotz knapper Kassen wieder einiges auf die Beine gestellt. Im stimmungsvollen Hof des Jagdschlosses Graupa erwartet die Besucher ein besonderer musikalischer Genuss. Das Festivalorchester, das aus Mitgliedern der Nordböhmischen Philharmonie Teplice und deutschen Musikern besteht, bietet den Zuhörern Wagnerklänge, die Frieder Zimmermann extra für diese Aufführung arrangierte. Im Mittelpunkt stehen Ausschnitte aus den Opern "Tristan und Isolde" und "Die Meistersinger" sowie die Wesendonck-Lieder und das Siegfried-Idyll. Die Einlage des Lausitzer Alphornensembles "Hangfichten" ist dabei eine besondere Attraktion. Ebenso wie das Bühnenbild, das der Maler Michael Donath passend zu den jeweiligen Orten und Landschaften auf große Folien zaubert. Lassen Sie sich einfach überraschen.

Auf einen Blick

6. Richard-Wagner-Spiele im Hof des Jagdschlosses Graupa am Freitag, 29. und Samstag, 30. Juni, Beginn jeweils 20 Uhr.

Wagner-Salon am 29. Juni, 18.30 Uhr, großer Saal: Geigenbauer Steffen Friedel gibt praktischen Einblick in den Instrumentenbau.

Am 30. Juni, 16.30 Uhr: Schlosspark, Workshop mit den Landschaftsarchitekten Kirsten Krepelin und Thomas Thränert.

Tickets sind in allen SZ-Treffpunkten und in den Wagner-Stätten Graupa erhältlich. Sie gelten auch als Fahrschein im Verbundraum des VVO.


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