Seitenlogo
André Schramm

IPO-Spatenstich schon 2020

Das Engagement Dresdens beim IndustriePark Oberelbe (IPO), ein digitales Geländemodell und jede Menge Kritik. Auf der jüngsten Informationsveranstaltung in Heidenau gab’s viel zu besprechen. Im Gegensatz zu der in Dohna blieb es friedlich. Eine Übersicht.
Zweckverbandsvorsitzender und Bürgermeister von Heidenau Jürgen Opitz begrüßte rund 150 Bürgerinnen und Bürger beim Informationsabend. Foto: Schramm

Zweckverbandsvorsitzender und Bürgermeister von Heidenau Jürgen Opitz begrüßte rund 150 Bürgerinnen und Bürger beim Informationsabend. Foto: Schramm

 Das Vorhaben: Die Städte Dohna, Pirna und Heidenau wollen einen 140 Hektar großen Industriepark am Autobahnzubringer B172a errichten. Vier Ansiedlungsflächen sind dafür vorgesehen, wobei zwei (in Dohna und Großsedlitz) als Gewerbeflächen fungieren. Für das Projekt hatten die drei Gemeinden im letzten Jahr ein Zweckverband gegründet. Wie Manfred Elsner von der Projektleitung erklärte, habe die Landeshauptstadt Dresden – bisher Kooperationspartner – nun angekündigt, Mitglied im Zweckverband werden zu wollen. Grund für die Großinvestition (ca. 110 bis 140 Millionen Euro) ist die vergleichbar schlechte Wirtschaftsleistung des Landkreises. »Wir stehen im harten Wettbewerb mit anderen Regionen«, sagte Elsner. Bis zu 3.000 neue Arbeitsplätze könnten mit dem IPO geschaffen werden, heißt es. Auch demografische Aspekte spielen eine Rolle – Stichwort: Überalterung. Fläche: Das Gebiet im Bereich des Zweckverbandes umfasst insgesamt 260 Hektar, meist landwirtschaftlich genutzter Grund und Boden (die 80 Hektar zusätzlich sind für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgesehen). Sechs Prozent der Fläche befinden sich in öffentlicher, 25 Prozent in privater Hand. Das Gros (68 Prozent) gehört den sechs Agrarbetrieben. Zwangsenteignungen sind laut Verbandssatzung theoretisch möglich, sollen aber nicht vorgenommen werden. Über Teile der Fläche verläuft eine 110 KV-Trasse, die ggf. verlegt werden müsste. In zehn bis 15 Jahren könnte auch die Zugstrecke nach Prag unter dem Gelände (25 bis 40 Meter Tiefe) hindurch führen. Zeitplan: Bis 30. Juni 2020 muss der Zweckverband die Antragsvoraussetzung für GRW-Fördermittel erfüllen. Das heißt: Der Verband muss bis dahin u.a. im Besitz eines Großteils der Flächen sein und einen Bebauungsplan aufstellen. Geplant ist, dass im nächsten Jahr noch der erste Spatenstich erfolgt. »Danach bleiben fünf Jahre Zeit, um die Fördermittel in bauliche Leistungen umzusetzen«, sagte Projektentwickler Christian Flörke. Mit ersten Unternehmensansiedlungen wird ab 2021 gerechnet. Die Hauptansiedlungsphase soll 2023 starten. Rüstungsbetriebe will man nicht, dafür lieber Unternehmen der (Hoch)-Technologiebranche. 3D-Modell: Das Planungsbüro »Kasparetz-Kuhlmann« hat ein 3-D Geländemodell entwickelt. Eingearbeitet wurden u.a. die Gelände-Topografie, Infrastruktur, die Häuser der Siedlungen und für Sachsen typische Industriemusterhallen. »Das Modell soll die gesamte Planung abbilden und wird stetig weiterentwickelt: Es wurde nichts aufgehübscht«, sagte Martina Kasparetz-Kuhlman. Zunächst ist das Geländemodell als einminütiger virtueller Rundflug an den äußeren Grenzen des IPO auf youtube zu sehen. Später soll es eine webbasierte Version geben, durch die sich der Nutzer zoomen und bewegen kann. Das Modell kostete 23.000 Euro und dient künftig auch Marketingzwecken. Kritik/Probleme: Seit 2018 laufen in allen drei Gemeinden Bürgerbegehren zu dem Großprojekt. Ziel ist es, den Menschen in der Region eine Chancen-Risiko-Abwägung zu ermöglichen. Häufigster Kritikpunkt ist die Versiegelung von Ackerflächen, während anderswo offensichtlich viele Industriebrachen vor sich hingammeln. »Wir haben alle Brachen untersucht. Sie sind nur zwischen 0,5 bis 3 Hektar groß. Zudem sind sie von Wohnbebauung umschlossen und nur schwer oder überhaupt nicht mehr zu erschließen«, sagte Christian Flörke. Das Oberflächenwasser am Feistenberg, eine zunehmenden Verkehrsbelastung und eine Ausweitung des Industrieparks im Nachhinein wurden u.a. in Heidenau besprochen. War die Debatte in der Vergangenheit von hohem Misstrauen bestimmt, dass Planer und Zweckverband die Bevölkerung über den Tisch ziehen wollen, hielten sich derlei  Meinungsbekundungen dieses Mal in Grenzen. Der zunehmende Fachkräftemangel, steigende Mieten in den Anrainerkommunen, aber auch die Tatsache, dass es keinen potentiellen Ankermieter gibt, waren weitere Themen.      Öffentlichkeit: Planer und Zweckverband laden regelmäßig zu Informationsveranstaltungen in allen drei Gemeinden ein. Bewährt hat sich die Arbeitsgruppen-Strategie – kleinere Runden mit individuellen Gesprächen zu speziellen Problemen. Im Anschluss gibt es eine gemeinsame Auswertung und die Möglichkeit, offene Fragen zu klären. Die Hinweise aus der Bevölkerung sollen in die Planungen einfließen. Martina Kasparetz-Kuhlmann brachte die Idee einer »städtebaulichen Mitte« für den IPO ins Spiel – eine Art Versorgungszentrum. Der Vorschlag bekam an dem Abend den Arbeitstitel »IPO-Campus«.


Meistgelesen