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Großer Gegenwind zur Impfpflicht

LK SSOE. Einrichtungsbezogene Impfpflicht: Diese gehe zu Lasten von Patienten und gehöre vom Tisch, so die Meinung vieler.

»Leidtragende sind am Ende die Patienten, die nicht mehr oder voll umfänglich versorgt werden, da für sie dann zu wenig oder schlimmstenfalls kein Personal mehr da ist«, sagt eine Frau, die den Protest von Ärzten, Medizinern, Pflegern und Therapeuten gegen die »einrichtungsbezogene Impfpflicht« - ab 16. März deutschlandweit Gesetz - unterstützt. Jeder sei irgendwann Patient. Doch dass müsse jedem klarwerden, sagt Stefan Haustein, Sprecher vom Therapeutennetzwerk im Kreis. Der Pirnaer und viele seiner Kollegen sträuben sich gegen die Corona-Impfpflicht im Gesundheitswesen. Nach Regierungsbeschluss, sollen in der Branche, in der ohnehin täglich sämtliche Beschäftigte getestet werden - nur noch Menschen, die geimpft sind, arbeiten dürfen. Ungeimpften droht ein Betretungsverbot.
 
Versorgungsengpass drohe
 
Das Impfpflicht-Gesetz sei »völlig realitätsfern und so keineswegs durchführbar«.Unzählige bangen nicht nur um ihren Arbeitsplatz, sondern sehen einen »drohenden Versorgungsengpass«, befürchten einen Gesundheits- und Pflegenotstand. Haustein macht sich für eine »freie Impfentscheidung« stark: »Jeder soll das für sich selbst entscheiden. Und das sollte akzeptiert werden!«
 
Sobald Mitarbeiter wegfallen, sei das »ein Riesenproblem«. Nicht nur für die Kliniken und die Praxen, die die bisherige Anzahl ihrer Patienten nicht mehr versorgen können oder im Extremfall schließen müssten, sondern vor allem für jene, die auf Behandlungen angewiesen sind. Erschwerend: Nicht nur, dass es an geeigneten Bewerbern mangelt, ab Mitte des Monats dürfen keine Ungeimpften mehr eingestellt werden. Sich einen neuen Job suchen, könne nahezu jeder. Werfen betroffene Therapeuten im Kreis das Handtuch, müssten Patienten wöchentlich auf 13800 Behandlungen verzichten. In der Pflege beträfe es immerhin 550 Beschäftigte. In Praxen und Kliniken würde Personal für rund 7000 Arztbesuche pro Woche fehlen, rechnen Mediziner vor.
 
Neben Briefen an Politiker, trugen hunderte Pflegekräfte, Ärzte, Therapeuten sowie Mitarbeiter vom Rettungsdienst und von der Feuerwehr ihren Protest auch auf die Straße – so in Pirna und in Dresden. So entzündeten sie vor dem Landratsamt Kerzen und steckten hunderte Kopien ihrer Berufsurkunden mit Statements versehen in den Briefkasten des Rathauses Pirna, oder warfen sie im Gesundheitsministerium ein.
 
Bisher haben die Aktionen kaum etwas bewegt. »Wertlos« sei am Dienstag auch eine Diskussion mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der Dresdner Uniklinik (der Minister kam eine halbe Stunde zu spät), an der einige Betroffene aus Dippoldiswalde teilnahmen, verlaufen. Unnachgiebig wolle er das Gesetz durchsetzen, die Folgen seien ihm egal, drohte knallhart mit Konsequenzen. Selbst die Impfpflicht zu verschieben, wie von Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) unterstützt, sei keine Lösung, »sie gehöre für alle vom Tisch«, so Stefan Haustein.
 


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