

Herr Michaelis, wann haben Sie von der Gästetaxe erfahren?
Es gab vor einigen Wochen eine Zusammenkunft der Betroffenen. Im Prinzip stand dort schon alles fest. Ich hätte mir gewünscht, dass es im Vorfeld einen Austausch mit den Hoteliers gegeben hätte zum Thema: Brauchen wir eine Gästetaxe und wie soll diese ausgestaltet werden?
Es ist doch keine schlechte Idee, die Touris an den Kosten für die Infrastruktur zu beteiligen, oder?
Ich halte das Instrument für eine reine Geldbeschaffungsmaschine, die vom Verwaltungsaufwand nur lohnt, wenn alle Gäste zahlen. Und da wird‘s problematisch.
Wie meinen Sie das?
Wir haben in Spitzenjahren insgesamt 5.500 Übernachtungen aufgrund dienstlicher Zwecke. Es handelt sich dabei um Geschäftsreisende oder Mitarbeiter, die auf Montage sind. Sie sind keine Touristen, müssten aber trotzdem bezahlen. Die Firmen sehen das nicht ein und werden sich andere Quartiere suchen. Schon heute weisen viele Unternehmen auf Buchungen ausdrücklich darauf hin, dass sie keine Gästetaxe, Bettensteuer bzw. Tourismusabgabe zahlen. Es gibt aber noch andere Gruppen, die uns damit wegbrechen würden.
Welche?
Busreiseveranstalter zum Beispiel. Für sie zählen zwei Dinge – ein vorhandener Busparkplatz am Hotel und die Übernachtungskosten. In dem Geschäft herrscht ein knallharter Preiskampf, da viele Busse einfach nicht mehr voll werden. 2 Euro pro Nacht für den Erwachsenen schlagen hier sofort ins Kontor. Wenn die Busreisen wegbrechen, kann ich zu machen.
Dazu haben wir viele Feiern im Haus. Jene Gäste, die nach der Party bei uns nächtigen, würden auch zur Kasse gebeten, obwohl sie Pirnas Altstadt nicht einmal sehen. Menschen, die bei uns schlafen, um ihre Angehörigen in Kreischa zu besuchen, müsste ich ebenso zwei Euro abknöpfen. Das geht nicht.
Die Bettensteuer soll wohl nun erst Mitte 2019, vielleicht sogar erst 2020 kommen. Wäre da genügend Zeit, um Ihre Kunden dafür zu sensibilisieren?
Nein. Wir sind seit Jahren auf vielen Messen unterwegs. Die Bemühungen zahlen sich aus, aber in der Regel erst zwei Jahre später. Ich kann nicht mit Preisen auf einer Messe werben und dann den Veranstaltern damit kommen, dass übrigens noch eine Bettensteuer von 2 Euro pro Nacht fällig wird. Zudem sind Verträge und Kataloge für 2019 schon durch.
Also sind Sie gegen diese Abgabe?
Ja, sie kann nicht gerecht sein und ich denke, dass die Risiken weitaus höher sind als der Profit, ganz zu schweigen vom Verwaltungsaufwand für die Hoteliers. Pirna hat ohnehin schon eine undankbare Lage zwischen den Tourismushotspots Dresden und Sächsische Schweiz. Zudem sind unsere tschechischen Nachbarn nicht weit. Ob ich nun von dort ins Elbsandsteingebirge fahre oder von Pirna, das macht zeitlich keinen Unterschied, finanziell aber schon. Ich persönlich wäre froh, wenn ich die Kosten pro Nacht um zwei Euro erhöhen könnte. Kann ich aber nicht. Wir sollten das lassen mit der Gästetaxe.