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R. Rink

Gefährliche Felsenwelten?

Sächsische Schweiz. Die Bergwacht Sachsen muss immer häufiger ausrücken, um verletzten Wanderern und Kletterern zu helfen. Sie mahnt einen verantwortungsvollen Umgang in der Natur an.
Rettungseinsatz der Berwacht Pirna im Felsengebiet »Labyrinth« bei Langenhennersdorf, die im April 2022 einen verunglückten Mann mit Unterstützung eines Helikopters bergen.

Rettungseinsatz der Berwacht Pirna im Felsengebiet »Labyrinth« bei Langenhennersdorf, die im April 2022 einen verunglückten Mann mit Unterstützung eines Helikopters bergen.

Bild: Marko Förster

Zum wiederholten Male ist es in der Felsformation »Labyrinth« in der Sächsischen Schweiz zu einem Kletterunfall gekommen. Am 16. Februar ging um 13.25 Uhr ein Alarm bei der Bergwacht Pirna ein. Ein fünfjähriger Junge war rund sechs Meter tief gestürzt, als er versuchte, eine Felsspalte zu überspringen. Die Bergwacht und der Rettungsdienst aus Bad Schandau übernahmen die Erstversorgung des Kindes und übergaben es dann dem Notarzt des Rettungshubschraubers »Christoph 62«, der schließlich den Fünfjährigen und seine Mutter in eine Dresdner Klinik flog.

Kletterparadies birgt Gefahren

Das Felsenlabyrinth bei Langenhennersdorf ist ein Kletterparadies für die ganze Familie. Doch obwohl das Labyrinth wegen seiner niedrigen Felsenhöhe, Schluchten und Gänge ein idealer Kletter- und Entdeckerort für Kinder zu sein scheint, birgt es auch Gefahren. Besonders beim Herumtollen auf dem oberen Plateau sollten Eltern ein Auge auf ihre Kinder werfen. Um an alle Enden zu gelangen, müssen oft auch Felsspalten übersprungen werden, die besonders bei Nässe rutschig sein können. Überschätzt man sich, fällt man mehrere Meter tief zwischen diese Spalten.

Immer wieder kommt es daher auch zu Kletterunfällen. »Im Schnitt sind es ein bis zwei Einsätze pro Jahr an dieser Stelle mit Kindern«, heißt es von Kai Kranich, Pressesprecher der Bergwacht unter dem Dach des Deutschen Roten Kreuzes Sachsen (DRK). Doch nicht nur Kinder verunglücken in dem Irrgarten. Auch Erwachsene unterschätzen die Gefahren.

Nach Auswertung der offiziellen Statistiken der Bergwacht gab es in den letzten drei Jahren insgesamt 14 Unfälle im Labyrinth, davon 2021 fünf, 2022 zwei und im vergangenen Jahr sieben. »Uns ist jedoch keine besondere Häufung derartiger Unfälle mit Kindern bekannt«, heißt es vom Pressesprecher des Nationalparks, Hanspeter Mayr. Elf Unfälle waren ältere Jahrgänge, drei Unfälle betrafen Kinder mit einem Sturz in eine Spalte, mit einem Knöchelbruch und einer Kopfplatzwunde. Ein weiterer Unfall eines Kindes ereignete sich im Jahr 2023.

Bergwacht mahnt zur Vorsicht

Die Bergwacht Sachsen mahnt daher zur Vorsicht beim Betreten der Felsformation: »Nur weil es ‚Labyrinth‘ heißt, ist es noch lange kein Spielplatz. Das Verhalten der Eltern und Kinder muss also genauso sein wie in anderen Wander- und Klettergebieten«, so Kai Kranich. Allgemein sind in den letzten Jahren die Einsatzzahlen im gesamten Abschnitt Sächsische Schweiz angestiegen. »Unserer Einschätzung nach liegt das an der Unterschätzung des Elbsandsteingebirges als ernstzunehmendes Gebirge, mangelnder Vorbereitung und fehlende Ausrüstungr, Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und die Ausweitung der Saison auf das gesamte Jahr«, heißt es von der Bergwacht weiter. Ausflugsgäste und Wanderfreunde müssen besser für die Gefahren sensibilisiert werden.

»Das kleine Felsmassiv ist nur wenig erschlossen, ist aber aufgrund der natürlichen Gegebenheiten gut zugänglich. Hier bestehen keine anderen Gefahren, wie sie Wanderer an zahllosen anderen Stellen natürlicherweise in der Sächsischen Schweiz vorfinden«, sagt Hanspeter Mayr. Bauliche Schutzmaßnahmen möchte die Nationalparkverwaltung aber nicht vornehmen: »An diesen zahllosen Stellen Geländer zu bauen, würde den Naturgenuss beeinträchtigen und die Landschaft entstellen.«

Kommt es aber zu Unfällen, ist die Bergwacht zur Stelle und unterstützt bei Rettung und Erstversorgung. Damit dies weiter gewährleistet werden kann, ist die Bergwacht auf die Unterstützung durch engagierte Menschen und Spenden angewiesen.


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