Ulrich Nelles/ck

Entscheidung zum Stadtzentrum vertagt

Freital. Bis die Pläne für die neue Stadtmitte stehen, müssen sich die Freitaler Bürger leider noch etwas weiter gedulden.

Als sich Freitals Stadträte kürzlich zur Sitzung trafen, stand eine Entscheidung mit Streitpotenzial auf der Tagesordnung. Entschieden werden sollte, ob ein Bebauungsplan für das neue Stadtzentrum beschlossen werden kann. Doch die Verwaltung strich das Thema von der Tagesordnung und alle Fragen bleiben weiter offen.

Das Areal »Sächsischer Wolf« wird seit 2019 intensiv geplant. So gaben Fachbehörden und Anwohner Stellungnahmen ab, Gebäudehöhen, Zufahrten, Radwege und eine Fußgängerbrücke über die Weißeritz wurden heiß diskutiert.

Nun liegt ein weiterer Entwurf vor. Doch bereits im Vorfeld gab es Kritik an den Plänen. »Das ist eher ein Supermarkt mit Parkplatz als ein Stadtzentrum«, machte FDP-Stadtrat Peter Weinholtz deutlich.

 

Deutschlandweiter Ideenwettbewerb?

 

Und auch Parteikollege Lothar Brandau kritisierte, dass die neuen Pläne nichts mit den ursprünglichen Vorstellungen zu tun haben. »Es müsste noch einmal völlig neu geplant werden, welche Einrichtungen es im neuen Stadtzentrum geben soll«, fordert er. Er könne sich einen städtebaulichen Wettbewerb vorstellen, der deutschlandweit ausgeschrieben wird. »Damit käme Freital positiv in die Berichterstattung«, so die Überlegungen von Lothar Brandau. Würden die jetzigen Pläne so umgesetzt, wäre die Stadt der Verlierer. Darüber hinaus sei es problematisch, so Lothar Brandau, dass sich auf dem gegenüberliegenden Areal hinter der Tankstelle die Supermarktkette Rewe ansiedeln wird. »Zu viel Verkaufsfläche auf engstem Raum funktioniert nicht.«

2014 hatte die Stadtverwaltung Pläne gezeigt, wie auf dem einst industriell genutzten Gelände ein Stadtzentrum entwickelt werden könne. Entstehen sollten Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude, Einzelhandelsbetriebe und Gastronomie. Autos sollten in einem Parkhaus verschwinden.

Inzwischen sind davon zwei große Gebäudekörper übriggeblieben. Während der eine Komplex entlang der Dresdner Straße /Poisentalstraße stehen soll, könnte der zweite, etwas kleinere Bau im rückwärtigen Bereich nahe der Weißeritz liegen. Der einstmals grüne Innenbereich existiert nur noch auf dem Papier.

 

Platz für viele Discounter?

 

Als Mieter stehen fest Edeka, Aldi und die Drogeriekette dm. Zudem sollen einige kleine Läden entstehen. »Um den wirtschaftlichen Zwängen nachzukommen, müssen wir versuchen, die Erschließung des Plangebietes zu optimieren, um das Projekt langfristig zu sichern«, heißt es von Mohamed Younis, Geschäftsführer des Projektentwicklers schoofs Immobilien GmbH aus Frankfurt.

Zumindest an den sozialen Aspekt wurde gedacht. So soll im hinteren Gebäude ein Kindergarten entstehen. Vorgesehen ist, die Einrichtung in den oberen Geschossen unterzubringen, mit Spielfläche auf der Dachterrasse.

Auf dem als »Sächsischer Wolf« bekannten Areal stand früher einen Gasthof, dessen Gründung in das Jahr 1850 fällt. Wechselnde Besitzer bauten das Gebäude aus und erweiterten es zu einer beliebten Kunst- und Veranstaltungseinrichtung. Nach dem Fall der Mauer verfiel der Gasthof immer weiter und wurde nach dem Kauf durch die Stadt Freital im Jahr 2010 abgerissen. Seitdem soll das Gelände, das im Norden und Westen an die Dresdner Straße, im Süden an die Poisentalstraße und im Osten an den Fluss Vereinigte Weißeritz grenzt, neu bebaut werden. Durch die erneute Verschiebung der Abstimmung über den Bebauungsplan ist unklar, wann es einen ersten Spatenstich geben wird.


Meistgelesen