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Roberto Rink

Durch Volltunnel nach Prag?

Am 21. August ist die Raumordnerische Beurteilung zur Eisenbahn-Neubaustrecke Dresden-Prag an die DB Netz AG übergeben worden. Dabei wird von der Landesdirektion Sachsen neben einer Volltunnelvariante auch ein teiloffener Streckenverlauf als raumverträglich eingestuft.
Gesamtdarstellung aller geprüften Trassenvorschläge. Nur der Volltunnel-Korridor (BI) und der Korridor G (DB) wurden als raumverträglich eingestuft. Grafik: LDS

Gesamtdarstellung aller geprüften Trassenvorschläge. Nur der Volltunnel-Korridor (BI) und der Korridor G (DB) wurden als raumverträglich eingestuft. Grafik: LDS

Mit dem Raumordnungsverfahren (ROV) ist nun der erste Baustein für die Planung des Großprojektes zur neuen »Eisenbahnstrecke Dresden-Prag« abgeschlossen worden. In diesem von der Landesdirektion Sachsen (LDS) durchgeführten Verfahren wurde zunächst die Verträglichkeit des Bauvorhabens mit dem betroffenen Raum und Umland geprüft. »Die Landesdirektion macht mit dem Abschluss dieses umfangreichen Raumordnungsverfahrens den Weg frei für die Planung einer modernen, leistungsfähigen und umweltfreundlichen Verbindung zwischen Dresden und Prag«, sagt Regina Kraushaar, Präsidentin der LDS. Insgesamt sind sieben Korridorvarianten für den Neubau der Bahnlinie in einer Rekordzeit von acht Monaten geprüft worden. Rund 5.600 Stellungnahmen und Einwendungen der Bürger mussten im Prozess bewertet werden. Bürgerinitiative Nachdem das Sächsische Wirtschaftsministerium ihre teiloffenen Streckenführungen bei der Deutschen Bahn eingereicht hatte, regte sich Widerstand aus der Bürgerschaft der betroffenen Gemeinden. Im Jahr 2018 gründete sich die Bürgerinitiative (BI) »Basistunnel nach Prag«, die ausdrücklich den Neubau der Eisenbaustrecke befürwortet, eng mit betroffenen Bürgern vernetzt ist und in einer überaus professionellen Arbeit eigene Streckenvarianten erarbeitet hat. Sie kommt zum eindeutigen Ergebnis, dass nur eine Volltunnelvariante zum einen raumverträglich ist – also auch Lärm und Schmutz für die Anwohner vermindert – und zum anderen das Elbtal vom Güterzugverkehr entlasten würde.  Im November 2018 stellte sie ihre Streckenvorschläge erstmals der DB Netz vor, welche aber in wichtigen Parametern sehr nachteilig verändert worden sind. Da die Bahn auf Anfragen der Initiative zu besagten Entwurfseingriffen nicht reagierte, reichte die Bürgervereinigung am 12. März 2020 eine öffentliche Stellungnahme zum ROV an die LDS ein. Die Entwürfe der BI werden von der LDS nun zwar berücksichtigt und im Abschlussbericht des ROV wird betont, dass »eine Volltunnel-Variante am besten mit den Erfordernissen der Raumordnung in Einklang zu bringen ist.« Dennoch wird parallel dazu an einer teiloffenen Variante (Korridor G), welche ja ursprünglich vom Wirtschaftsministerium entwickelt wurde, weiter festgehalten. Bei dieser Variante wären allerdings eine Vielzahl an Maßnahmen des Lärm- und Naturschutzes notwendig. Steffen Spittler von der BI sagt: »Wir sind nicht zufrieden und skeptisch und sehen, dass das Bürgeranliegen hier viel zu wenig berücksichtigt worden ist. Es ist zwar positiv, dass die Volltunnelvariante weiter in der Planung berücksichtigt wird, aber diese hätte im ROV eindeutig als Vorzugsvariante benannt werden müssen.« Längster deutscher Tunnel Eins steht aber jetzt schon fest, in unserem Landkreis wird der mit Abstand längste Eisenbahntunnel Deutschlands entstehen. Er wird zwischen 26 und 32 Kilometer lang sein und den hessischen Landrückentunnel um mindestens 14 Kilometer übertreffen. Ein Projekt, welches Grenzen überwinden und den nächsten Generationen dienen soll. Nicht nur der Engpass im Elbtal könnte beseitigt werden, auch die Kapazitäten im Güterverkehr können vergrößert und die Reisezeiten im Personenverkehr verkürzt werden. Nun liegt es in den Händen der DB Netz, die vertreten durch ihren Projektleiter Kay Müller die Raumordnerische Beurteilung von der LDS in Empfang genommen hat. Die Bahn wird nun die konkrete Trassenführung wählen und Feintrassierung erarbeiten, welche im Planfeststellungsverfahren durch das Eisenbahnbundesamt geprüft werden wird. 2024 soll dann die Vorplanung abgeschlossen sein.


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