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»Die jungen Mädchen« von Zuschendorf

Pirna. Der März naht und damit auch der Saisonbeginn auf Schloss Zuschendorf. Die traditionelle Kamelienschau beginnt hier am 1. März.

Üppige Kamelienblüte Chandlers Elegans in den Glashäusern.

Üppige Kamelienblüte Chandlers Elegans in den Glashäusern.

Bild: PR

Natürlich stehen die Kamelien mit ihrer Blütenpracht im Mittelpunkt. Aber wie in jedem Jahr hat Matthias Riedel mit seinem Team für die Schau auch wieder ein spezielles Thema gesetzt. »Diesmal haben wir die Dokumentation unserer eigenen Sammlung ausgewählt. Aber keine Sorge, es wird keine trockene Geschichtsabhandlung, sondern für das Publikum wieder mit kurzweiligen Szenen aufgelockert«, verspricht er.

Da gibt es ein großes Glücksrad, umgeben von einer Rummelszene. Es zeigt die vielen Wechselspiele des Lebens – oder anders gesagt, die Gefahren, denen die Kamelien in den letzten reichlich 100 Jahren ausgesetzt waren. Am Ende kann man sagen: »Glück gehabt.«

»Weiter gibt es eine Szene, wo vor dem 13. Februar 1945 ein französischer Feindsender abgehört wird. Mit dem Spruch ‚Achtung Dresden, Johann kauft Kamelien‘ wurden französische Kriegsgefangene vor dem Angriff gewarnt und verließen die Stadt«, erläutert Riedel. Weitere nachgestellte Szenen und unzählige Fotos ergänzen die Schau – immer vor dem Hintergrund, dass großes Glück dazu gehörte, diese empfindsamen, wunderschönen Pflanzen über Jahrzehnte zu erhalten und weiter zu züchten.

 

Kriege, Krisen und Katastrophen überlebt

 

In der Ausstellung wird auf den Lebensweg der weit über 100-jährigen Kamelien zurückschaut. »Klingt alt, ist es aber nicht. Wenn man bedenkt, dass es Kamelien mit einem Alter von 1.000 Jahren gibt, so sind die Zuschendorfer Kamelien heute noch junge Mädchen. Die ‚Wechselfälle des Lebens‘, denen sie ausgesetzt sind, bleiben aber die gleichen und sie mussten schon großes Glück haben, das heutige Alter zu erreichen«, ist Matthias Riedel überzeugt.

Schicksalhafte Ereignisse begleiten die Kamelien seit ihrer Geburt. Als die Zuschendorfer Kamelien im Jahr 1956 das erste Mal unter Schutz gestellt und dokumentiert wurden, waren sie genau 40 Jahre alt. Ihnen wurde also mitten im Ersten Weltkrieg im Jahr 1916 durch Gärtnerhände das Leben geschenkt. »Da gehörte schon eine Menge Weit- und Zuversicht dazu, dass der damalige Inhaber des berühmten Kamelienbetriebes T. J. Seidel, Heinrich Seidel, dies in der wirklich dunklen Zeit veranlasste«, meint Riedel.

In Fotos wird der Werdegang des Betriebes dokumentiert und beispielsweise an die »Flora«, eine große Jubiläumsgartenausstellung 1926 in Dresden, erinnert.

Auch der zweite Weltkrieg und die Nachkriegsjahre hätten das Ende der Kamelien bedeuten können, denn Gemüseproduktion stand im Vordergrund. Letztlich waren es die Menschen, die sie bewahrt haben – leidenschaftliche Gärtner wie Bernhard Lauterbach, der 38 Jahre lang bis 1956 Hüter der heutigen Zuschendorfer Kamelien war.

Immerhin merkte man auch in der DDR, dass man mit Kamelien bei relativ geringem Aufwand gute Devisen verdienen konnte. Neue Sorten wurden aber nicht gezüchtet. 1972 wurden im Dresden-Leipziger Gebiet jährlich 175.000 Kamelien produziert, die meisten in Europa.

1984 wurden die Dresdner Gartenbaubetriebe zu einem eigenständigen Unternehmen, dessen genialer Direktor Günter Hofmann auf der einen Seite die Seidelsche Tradition pflegte und gleichzeitig auf die Moderne setzte. »Günter Hofmann war es auch, der 1988 das ruinöse, aber romantische Landschloß Zuschendorf mit seinem völlig verwilderten Park für den Betrieb erwarb«, erinnert Matthias Riedel.

Auch der nicht leichte Weg nach der Wende, als die Seidelschen Kamelien unter Denkmalschutz gestellt wurden, der Kampf um finanzielle Mittel für den Aufbau neuer Glashäuser und die unermüdliche und bedachte Arbeit der Gärtner ist in der Ausstellung eindrucksvoll nachzuempfinden.

 

Zeit der Blumenschauen ist da

 

Die XXI. Deutsche Kamelienblütenschau in den Räumen des Landschlosses Zuschendorf lädt von 2. bis 10. März ein, wo Besucher die schönste Blüte Deutschlands küren. Die XXI. Sächsische Kamelienblütenschau erwartet vom 1. März bis 14. April ihre Gäste.

Die Ausstellung der Sächsischen Kameliensammlung mit einer Vielzahl historischer Sorten kann auf 1.500 Quadratmetern Schauglasfläche bestaunt werden. Die Hauptblüte ist Ende März zu erwarten. Im April können sich Besucher dann auf die Azaleenschau im Landschloss freuen.

 

Mehr Infos unter: www.kamelienschloss.de


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