

In der Sächsischen Schweiz war Bernd Arnold einer der Wegbereiter des Klettersports. Mit mehr als 900 – zum Teil äußerst schwierigen – Erstbegehungen im Elbsandsteingebirge hat er Maßstäbe gesetzt und das Bergsteigen in unserer Felsenwelt populärer gemacht. Sein Markenzeichen war einst, barfuß zu klettern. WochenKurier hat ihn zu einem kleinen Plausch eingeladen.
Wie geht es dir?
Intensiver Sport über Jahrzehnte hinterlässt Spuren. Dementsprechend ist mein körperliches Befinden akzeptabel, gut. Mein Kopf funktioniert noch bestens. Also, wie 75 fühle ich mich wirklich (noch) nicht.
Und du bist stets auf Achse. Was beschäftigt dich derzeit?
Ich bin gerade vom Skifahren aus Österreich zurück. Demnächst will ich den »Hohnsteiner Bergsommerabend« – eine zweitägige Kulturveranstaltung rund um den Bergsport, die corona-bedingt schon zweimal verschoben wurde – wiederbeleben.
Dich prägt ein unerschütterliches Heimatgefühl. Wo bist du am Liebsten?
Natürlich in »meiner« Felsenwelt. Ich bin gern an den Felsen am Begangsteig bei Hohnstein, am Lilienstein oder auch an den Gansfelsen bei Rathen unterwegs.
Klettern?
Selbstverständlich. Meine aktive Zeit ist noch nicht vorüber (lacht) – nur die Leistungsfähigkeit hat sich verändert. Bergsteigen gehört zu mir – das komplexe Erleben aus Sport und Naturverbundenheit, gepaart mit Gemeinschaft und Mitteilung erlebter Freude. Klar, meine Zeiten als jugendlicher Kampfbergsteiger und meine Reifezeit sind vorbei. Je nachdem, wie ich drauf bin, bewege ich mich auch jetzt noch an meiner Leistungsgrenze, der ich mich allerdings anpassen muss.
Wie hältst du dich fit?
Von einem regelmäßigen harten Training, wie früher, ist keine Rede mehr. Mit täglichen Leibesübungen versuche ich, den körperlichen Verfall zu verlangsamen.
Welche Sicht hast du auf den Berg- bzw. Klettersport heute?
So wie sich die Natur und Gesellschaft im ständigen Wandel befindet, unterliegt auch unserer Sport Veränderungen. Als alternder Bergsteiger freue ich mich über jeden, der sich wandernd oder kletternd in der Natur bewegt. Um einer geistigen Alterung vorzubeugen, versuche ich den Kontakt zur Jugend zu halten. Das gelingt schon allein mit meinen vier Enkeln, mit denen ich oft draußen bin. Klettern ist ein Sport fürs ganze Leben, egal für welche philosophische Ausrichtung man sich entscheidet.
Du bist nach wie vor engagiert?
Ich bemühe mich, auch schon über Jahrzehnte hinweg, die unterschiedlichen Lager im Klettersport – Tradition und Sportklettern – zusammenzuführen. Auch der Mensch gehört als natürliches Wesen zum freien Naturraum. Mir liegt auch sehr am Herzen, dass sich mein Heimatort touristisch entwickelt. Das ist wichtig, um als Gemeinde attraktiv zu bleiben.
Wie kann das gelingen?
In einem Konsens mit den Naturschutzbehörden, in dem allen Naturbedürftigen (Wanderern und Kletterer) genügend Lebensraum gegeben bzw. erhalten wird.
Was wünschst du dir?
Hohnstein hat eine Tradition im Klettersport und sollte diese auch in der Zukunft fortsetzen. Außerdem bietet unsere Region viel Raum für touristische Visionen, die es zu entwickeln gilt. Dazu können auch ein naturverträglicher Klettergarten am stadtnahen Burgfels – die ersten Kletterpioniere waren gebürtige Hohnsteiner (Friedrich Hartmann und Otto Ewald Ufer) – genauso wie eine Hängebrücke über das Polenztal (Hockstein – Burgfels) gehören. In ferner Zukunft könnten sich diese Projekte doch noch als machbar erweisen. Ein Glück, dass die Basteibrücke schon 1850 erbaut wurde.
Welche Tipps würdest du einem Bergsportler von morgen mit auf den Weg geben?
Felsklettern hat etwas mit »Langsamkeit« zu tun. Erstmal eine gediegene Grundlage sportlich und beruflich schaffen, dann ergibt sich eine mögliche Entwicklung wie von selbst. Außerdem sollte er Gemeinschaftssinn entwickeln. Denn nur mit Gleichgesinnten lassen sich selbstgesteckte Ziele erreichen. Meine wertvollsten Erlebnisse prägten immer beteiligte Seilgefährten. Zu den noch Lebenden verbindet mich bis heute eine feste Freundschaft. Zu meinem Geburtstag werden wir alle vereint sein.
Nach welcher Weisheit willst du alt werden?
Mit Sanftmut, den anderen neben dir existieren lassen. Mein Wunschtraum dabei: »Schwerter zu Pflugscharen«! Nur so hat die Menschheit eine Überlebenschance. Es war kein Zufall, dass ich 1985 in der Hochzeit des Kalten Krieges einer Erstbegehung den Namen »Weiße Taube« gegeben habe.