R. Rink

Atombunker und Zeitreisen auf der Festung Königstein

Königstein. Auf der Festung Königstein erwarten die Besucher neue immersive Erlebnisse. Diese führen sogar an bisher streng geheime Orte.

Mitten im Festungswald taucht plötzlich eine Rampe auf, die über eine Stahltür nach unten in einen langen Gewölbegang führt. Wo sind wir hier? Plötzlich wird es laut in dem engen Raum, es sind Explosionen und Sirenen zu hören, das Licht flackert, ein Stimmengewirr hallt durch das Gewölbe. Ein beklemmendes Gefühl breitet sich aus.

Zum Glück handelt es sich hier um die inszenierten Effekte einer neuen multimedialen Ausstellung auf der Festung Königstein. Wir befinden uns an einem Ort, der bis 1989 strenger Geheimhaltung unterlag und auch bis heute für die Öffentlichkeit nicht zugänglich war: Ein original erhaltener Atombunker aus der Zeit des Kalten Krieges. Eine weitere Zeitschicht, zum ersten Mal zur DDR-Geschichte, tut sich innerhalb der dicken Festungsmauern auf. Eine spannende, wie bedrückende Zeitreise, die mittels Führungen für kleine Gruppen angeboten wird.

Geheimer DDR-Bunker

Der geheime DDR-Zivilschutzbunker befindet sich in einem rund 7.000 Kubikmeter großen Hohlraum, aus dem bis 1889 Sandstein für die Errichtung eines Kriegspulvermagazins aus den Felsen gesprengt worden ist. Dieser mit einem beschussfesten Gewölbe überdachte Raum eignete sich auch für andere Zwecke, wie später die DDR-Führung erkannte und das massive Bauwerk, geschützt von Festungsmauern und abseits der Stadt gelegen, in den 1960ern zum Luftschutzbunker ausbaute.

»Der Bunker ist hier im Umkreis etwas Besonderes«, sagt Ingo Busse, Museologe und Kurator der neuen Ausstellung. Bis 1989, bevor der Bunker an die Festung Königstein übergeben worden ist, war dieser Bereich streng geheim und unter Verschluss. In den 1980ern ist der Bunker noch einmal generalüberholt worden. Seitdem scheint hier unten die Zeit stehen geblieben zu sein. Die technischen Anlagen, wie das Belüftungssystem, ein Dieselnotstromaggregat, eine Abwasserpumpe und Wasserbehälter, befinden sich daher noch im Originalzustand.

Zeitreise Pulvermagazin

Einen weiteren neuen Höhepunkt auf der Festung Königstein bildet die immersive Ausstellung im »Geschossmagazin Nr. 2«, welches zur Pulvereinlagerung diente. In dem Gewölberaum erleben Besucher mittels einer speziellen Breitwand-Projektion eine Zeitreise in die Vergangenheit der Festung Königstein. Gezeigt wird ein Kurzfilm von Regisseur David Campesino, welcher unter anderem mit Schauspielern des Dresdner Staatsschauspiels, wie Sven Hönig und Linda Berthold, eindrucksvoll inszeniert worden ist.

Über 270-Grad-Aufnahmen, eine Nebelmaschine und Soundeffekte tauchen die Zuschauer in die Geschichte des Pulvermagazins ein, angefangen vom Architekten Jean de Bodt im Jahr 1735 über die Auslagerung der Kunstwerke des Grünen Gewölbes im Siebenjährigen Krieg auf der Festung bis in die Zeit des Jugendwerkhofs in den 1950er Jahren.

»Immersive Inszenierungen zeigen, dass Geschichte mehr ist als Zahlen und Fakten. Sie holen die Vergangenheit als konkretes Erlebnis in die Gegenwart«, sagt André Thieme, Geschäftsführer der Festung Königstein gGmbH.

Für die weitere wissenschaftliche Aufarbeitung des DDR-Zivilschutzbunkers sucht die Festung Königstein über WochenKurier nach Zeitzeugen, die in Berührung mit dem Bauwerk gekommen sind. Kontakt: robertorink@wochenkurier.info


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