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R. Rink

Apotheken streiken am 14. Juni

Pirna. WochenKurier sprach mit der Pressesprecherin der Sächsischen Landesapothekerkammer im Bereich Sächsische Schweiz, Astrid Fabian, über die Gründe des Streiks.

Viele Apotheken werden am 14. Juni nur über den Notdienst erreichbar sein.

Viele Apotheken werden am 14. Juni nur über den Notdienst erreichbar sein.

Bild: R. Rink

 Am 14. Juni werden viele Apotheken in ganz Deutschland geschlossen bleiben. Aufgerufen zum Protesttag hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

Die Gründe dafür sind vielfältig und hängen mit der allgemein höchst angespannten Situation der Apotheken zusammen. Die Sonderbelastungen während der Corona-Zeit haben sicherlich auch einen Anteil daran. Die ungünstige wirtschaftliche Gesamtlage und der gleichzeitige Anstieg der Verlagerung der Arzneimittelproduktion ins Ausland, besonders nach Fernost, haben zu massiven Lieferengpässen bei vielen Medikamenten geführt.

Fehlentwicklungen der letzten Jahre

Für die Apotheken eine zunehmende Belastung, weiß auch Astrid Fabian, Inhaberin der Pharmonie Apotheke im Kaufland Pirna-Copitz und zugleich Pressesprecherin der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK) für den Bereich Sächsische Schweiz: »Es ist ein ganzes Konglomerat auch aus politischen Entscheidungen der letzten Jahre, die zur jetzigen angespannten Lage der Apotheken geführt haben. Die zunehmende Verlagerung der Arzneimittelproduktionen ins Ausland ist dabei nur ein Baustein einer Vielzahl an Fehlentwicklungen.« So bewege sich beispielsweise die Vergütung der öffentlichen Apotheken auf niedrigem Niveau (Fixum 8,35 Euro pro Packung + drei Prozent vom Einkaufspreis), während Strom- und Energiepreise sowie die Personalkosten rapide steigen würden. Ein weiteres Ärgernis stellt die überbordende Bürokratie dar. »Wir müssen alles dokumentieren und intensive Rücksprache bei den Praxen halten, was zusätzliches Personal bindet. Dies führt zwangsläufig zu Verzögerungen bei der Arzneimittelbeschaffung für die Patienten«, kritisiert Astrid Fabian.

Die Lieferengpässe bei den Medikamenten würden durch die Kreativität der einzelnen Apotheken zwar aufgefangen, doch fehle es seitens der Politik an Unterstützung. Bei Versorgung der Patienten durch andere Präparate, welche nicht von vertraglich mit den Krankenkassen gebundenen Firmen stammen, bekommen die Apotheken keine Vergütung bei nicht ausreichender Dokumentation. Zudem sei die Personalsituation seit Jahren prekär und durch die viel zu geringe Anzahl an Studienplätzen kämen zu wenig Apotheker nach. Jeden Tag müssen Apotheken schließen.

Am 14. Juni Zeichen setzen

»Leider konnten sich nicht alle Apotheken im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge auf eine Schließung der Apotheken und ausschließliche Notversorgung am Protesttag einigen. Wir werden dennoch am 14. Juni ein deutliches Zeichen setzen. Die Verteilung von Flyern an unsere Patienten sowie die Dämmung der Beleuchtung unserer Filiale sind geplant«, sagt Fabian.

Die ABDA hat einen Zehn-Punkte-Forderungskatalog an die Politik verfasst, in dem sie unter anderem den Bürokratieabbau, das Ende der Null-Retaxationen und eine gerechte Anpassung der Vergütung fordert.


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