Einem Weißwasseraner flatterte kürzlich ein Inkassoschreiben ins Haus. 500 Euro sollte er löhnen. Er regierte richtig und ließ sich beraten, statt gleich zu zahlen.
Wenn ein seriös aufgemachtes Inkassoschreiben im Briefkasten wartet, ist der Schreck bei Vielen erstmal groß. Insbesondere wenn direkt mit Vollstreckung und Pfändung des Einkommens gedroht wird und die geforderte Summe recht hoch ist. So auch bei einem Verbraucher aus Weißwasser, der sich die Forderung von insgesamt 499,40 Euro nicht erklären konnte und Rat bei der Verbraucherzentrale suchte.
Manchmal sind falsche Inkassoschreiben relativ leicht zu erkennen. Das Fehlen einer korrekten Anrede und viele Rechtschreibfehler sind beispielsweise Hinweise dafür. Doch der aktuelle Fall liegt etwas anders. Das Inkassoschreiben der Firma Arcandor AG mit der Adresse Kurfürstendamm in Berlin mutete seriös an und wies auch eine Registrierung nach § 10 Abs. 1 Nr. 1 Rechtsdienstleistungsgesetz auf. Denn wichtig zu wissen: Inkassounternehmen müssen registriert sein. Zusätzlich war angegeben, dass die Arcandor AG Mitglied im Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen sei.
Nicht registriert, kein Mitglied im Bundesverband
„All dies konnten wir im Rahmen der persönlichen Beratung entkräften und dem Betroffenen die Sorgen nehmen“, erklärt Judith Sibilla von der Verbraucherzentrale in Weißwasser. Die Firma ist weder im Rechtsdienstleistungsregister registriert noch ist sie Mitglied im angegebenen Bundesverband. „Ganz im Gegenteil. Dieser Bundesverband hat nach Rücksprache sogar mitgeteilt, dass sie selbst Strafanzeige gegen diese Firma erstattet haben“, weiß Sibilla.
Bereits 2016 hatte die Verbraucherzentrale Sachsen vor einem ganz ähnlichen Fall gewarnt. Auch damals waren falsche Inkassoschreiben unterwegs, auch damals war Berlin als Sitz der Firma angegeben. Nur der Name lautete anders. Statt der Arcandor AG forderte die Akzepta Inkasso über 600 Euro. Der Unterschied damals: Die Akzepta Inkasso ist tatsächlich ein Inkassounternehmen aus der Hauptstadt, nur hatte sie die Schreiben nicht verschickt. Die Gauner wollten einfach seriös wirken und nutzen den Namen der Firma. Außerdem packten sie noch ein paar andere Logos mit auf das Schreiben, etwa das des Deutschen Anwaltvereins, der Schufa und des Bundesverbandes für Inkasso und Forderungsmanagement. Um zusätzlich Druck zu erzeugen, wurde den Empfängern mit Pfändung gedroht. Die echte Akzepta Inkasso erstattete damals Strafanzeige bei der Polizei in Berlin.
Geld sollte ins Ausland gezahlt werden
Erstes Warnsignal bei unseriösen Inkassoschreiben kann die Aufforderung zur Zahlung ins Ausland sein. Wie in dem aktuellen Fall aus Weißwasser in die Slowakei. Auch bei dem Fall von 2016 sollte das Geld ins Ausland gehen, damals nach Kroatien. Einen schnellen Check im Rechtsdienstleistungsregister, ob der Absender wirklich registriert ist, kann jeder selbst vornehmen. Das funktioniert über die Website
www.rechtsdienstleistungsregister.de. Gibt man dort Arcandor AG in die Suche ein, kommen null Treffer. Ein weiteres Indiz für unseriöse Forderungen: Kurze Zahlungsfristen. Ein seriöses Inkassobüro setzt angemessene Fristen zum Ausgleich der Forderung.
Der Betroffene in Weißwasser reagierte in jedem Fall richtig. Er suchte sich Rat.
Hier gibt’s Hilfe
Wer unsicher ist, sollte sich unabhängigen Rat bei einem Experten holen. Beispielsweise bei der Verbraucherzentrale. Termine können telefonisch unter 0341/6962929 oder online unter www.verbraucherzentrale-sachsen.de/terminvereinbarung gebucht werden.