Weihnachten
Es gibt untrügliche Anzeichen für das Ende des Sommers und den Beginn des Herbstes. Die Tage werden merklich kürzer, die Nächte zum Teil empfindlich kalt. Und man erkennt den Fortgang des Jahres an den Angeboten im Supermarkt. Sie werden es sicher auch festgestellt haben: Die großen und auch kleineren Handelsketten haben die Weihnachtszeit eingeläutet.
Wo eben noch Sonnenschirme und Strandutensilien um Käufer warben, finden Sie jetzt Lebkuchen, Pfeffernüsse und Baumbehang aus Schokolade. Und damit einher geht auch der jährliche Aufschrei in den sozialen Medien, verbunden mit der Frage: Wer kauft sowas im September? Ich jedenfalls nicht und ich kenne auch niemanden aus meinem Bekanntenkreis. Und dennoch muss es ja schwerwiegende Gründe dafür geben, bereits monatelang vor den Feiertagen, Verkaufsflächen in Discountern und Supermärkten mit weihnachtlichen Leckereien und Dekorationen zu füllen.
Das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel macht einen erheblichen Teil des Jahresumsatzes aus und betrug 2023 rund 120 Milliarden Euro, Weihnachtsgeschenke abseits der Leckereien mit eingerechnet. Spätestens jetzt weiß jeder marktwirtschaftlich Vorgebildete, wohin die Reise geht. Die Handelsketten versuchen, dieses lukrative Geschäft so weit wie möglich in die Länge zu ziehen und so maximalen Umsatz zu erzielen. Das ist völlig legitim und funktioniert offensichtlich seit Jahren.
Ob allerdings damit beim Kunden die Vorfreude auf das Weihnachtsfest angestachelt wird, wage ich zu bezweifeln. Mich zumindest nervt es, den Einkaufswagen zwischen zugestellten Regalreihen und Sonderverkaufsflächen zu zirkeln, nur um die Waren des täglichen Bedarfs zu erreichen. Und seien wir doch mal ehrlich: Die richtige Weihnachtsstimmung kommt doch erst auf, wenn auch die passende, weihnachtliche Musik aus den Lautsprechern der Einkaufsmärkte dröhnt, angeführt von »Last Christmas«. Bis dahin dauert es vermutlich noch ein wenig, aber vielleicht nutzen ja gerade die Kunden, die die angesprochene Musik nicht mögen, jetzt die Zeit, um sich in Ruhe für Weihnachten zu bevorraten.
Im Übrigen ist das alles nicht neu. Ich erinnere mich an Zeiten, wo über das ganze Jahr verteilt, Nüsse, Mandeln und Zitronat gekauft wurden, einfach nur deshalb, weil es sie gerade gab. Das wiederum war auf eine andere Art auch aufregend.
Sollten Sie jetzt bei all diesen Gedanken doch langsam eine gewisse Vorfreude auf Weihnachten verspüren, dann genießen Sie sie. Die Zeit bis dahin vergeht schneller als man denkt. Und nein, ich wünsche Ihnen jetzt kein frohes Weihnachtsfest, sondern einen wunderschönen Herbst.
»kommentiert:« läuft immer donnerstags, 6.50 und 14.45 Uhr, im LAUSITZWELLE Radio über UKW und DAB+ und als Video auch im LAUSITZWELLE Fernsehen in der Drehscheibe Lausitz. Alle Kommentare sind jederzeit bei www.lausitzwelle.de sowie auf youtube.com/LAUSITZWELLE abrufbar.