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Warum der Kinderwunsch heute kein Selbstläufer mehr ist

Lausitz. Ein Kommentar von Lisa Zimmermann, Tattoo-Artist und Inhaberin eines Tattoo-Studios in Pulsnitz.

Lisa Zimmermann

Lisa Zimmermann

Bild: Lausitzwelle

Immer mehr Frauen entscheiden sich gegen Kinder – nicht aus Egoismus, sondern aus realistischen Gründen. In meinem Alltag als Tätowiererin höre ich oft: »Ich will mir das gut überlegen – ich möchte auch noch etwas vom Leben haben.«

Die Fakten sprechen für sich: In Brandenburg zahlen Familien mit mittlerem Einkommen bis zu 250?Euro monatlich für einen Kitaplatz. In Sachsen sind die Beiträge ähnlich hoch. Gleichzeitig verlieren Frauen im ersten Jahr nach der Geburt bis zu 80?Prozent ihres Einkommens im Vergleich zu Männern.

Hinzu kommt: Die 40-Stunden-Woche stammt aus einer Zeit, in der eine Person Zuhause blieb. Heute wird erwartet, dass Frauen arbeiten, erziehen und und den Haushalt wuppen – gleichzeitig. Das Schulsystem hinkt hinterher, Betreuung ist Glückssache, über allem schwebt der Druck von Social Media. Perfekte Familie, perfekte Wohnung, völlig realitätsfern.

Angesichts all dessen ist es nachvollziehbar, dass sich viele Frauen heute bewusst gegen Kinder entscheiden. Und genau dafür braucht es mehr Offenheit, weniger Bewertung und ein gesellschaftliches Klima, in dem auch diese Entscheidung verstanden werden darf. Dieser Entschluss gegen Kinder ist deshalb oft keine Ablehnung des Mutterseins, sondern eine Reaktion auf strukturelle Realität. Und sie ist legitim.

 

»kommentiert:« läuft immer donnerstags, 6.50 und 14.45 Uhr, im LAUSITZWELLE Radio über UKW und DAB+ und als Video auch im LAUSITZWELLE Fernsehen in der Drehscheibe Lausitz. Alle Kommentare sind jederzeit bei www.lausitzwelle.de sowie auf youtube.com/LAUSITZWELLE abrufbar.


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