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Wenn nicht so, dann anders!

Tätschwitz. Dreistellige Beträge für die Bastelkasse durchs Zampern? Das war vor Corona. Doch Not macht erfinderisch und ein kleines Dorf am Rande Sachsens fand eine Lösung für das Finanzproblem.
Schnitzeljagd statt Zampern - Weil die Tätzschwitzer »ihre Kinder« auch trotz Corona in bunten Kostümen durch den Ort ziehen sehen wollten, gab und gibt es zum Dank Spenden, mit denen die Kita Bastelmaterial kaufen kann.

Schnitzeljagd statt Zampern - Weil die Tätzschwitzer »ihre Kinder« auch trotz Corona in bunten Kostümen durch den Ort ziehen sehen wollten, gab und gibt es zum Dank Spenden, mit denen die Kita Bastelmaterial kaufen kann.

Bild: hgb

Der besorgte Anruf einen Tätzschwitzers macht uns auf die Lage im Dorf aufmerksam: »Wir sind hier wirklich der letzte Zipfel von Sachsen und müssen uns um fast alles selber kümmern. Selbst die Schneepflüge machen im Winter vor unserem Ortseingang kehrt.« Gut, in diesem Winter ist das Schneeproblem zu vernachlässigen. Wenn es jedoch um die Tradition »Zampern« geht, hört bei den Tätzschwitzern der Spaß auf. »Der hiesige Kindergarten hat Jahr für Jahr beim Zampern eine höhere dreistellige Summe eingenommen, die im Kitabetrieb dringend benötigt wird«, erzählt Daniel H. aus Tätzschwitz weiter.
Doch seit Corona herrscht Ebbe in der Zamper-Kasse. Wie wird der Verlust kompensiert und vor allem: »Wofür braucht ihr eigentlich das Zamper-Geld?« Beschwerde führt zur rettenden Idee Das fragen wir Bianca Kunze, die stellvertretende Leiterin der Tätzschwitzer Kita Gänseblümchen. »Von dem Geld kaufen wir vor allem Bastelmaterial. Aber auch Kinderfrühstück, wenn wir Feierlichkeiten haben.« Die Gemeinde gibt für derlei Zwecke zwar einen gewissen Grundbetrag, doch das reicht nicht wirklich aus, erfahren wir. Bis Corona das Zampern unmöglich machte, konnte man mit dem Zamper-Geld gut wirtschaften. Also was tun? Die Kids wollten schließlich nicht auf ihre Bastelutensilien verzichten.
Die rettende Idee kam durch eine Beschwerde der Tätzschwitzer bei der Kita. Das Motto »Geben und nehmen«: Die Tätzschwitzer wollten die Kinder weiter im Dorfbild sehen. Und weil Zampern nicht möglich ist, organisierten sie kurzerhand eine Schnitzeljagd. Die über 30 Kita-Kids zogen kostümiert und singend mit ihren Erzieherinnen durch den Ort, immer den bunten Wegweisern nach, die die Tätzschwitzer Bürger ihnen gebastelt haben. An mehreren Höfen machten sie Halt, um Aufgaben zu erledigen, wie zum Beispiel Eierpappentürme zu bauen. Nach erfolgreicher Ausführung erhielten sie zur Belohnung ein Puzzleteil. Zurück in der Kita ließ sich mit dem zusammengesetzten Puzzleteilen eine Schatztruhe finden, in der leckeres Naschwerk versteckt war. Und weil die Tätzschwitzer ihren Wunsch erfüllt bekamen und trotz Corona die Kids beim bunten Umzug durch das Dorf zu sehen bekamen, darf sich die Kita nun über die ersten Spenden freuen, die die Tätzschwitzer ihnen zum Dank bereits zukommen ließen. »Wir sind auch weiterhin für jede Spende dankbar, auch weil wir ein größeres Projekt vorhaben«, so Bianca Kunze. Denn nach über 20 Jahren soll der Kita-Spielplatz erneuert werden.
 


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