Katrin Demczenko

Unterstützung beim Ankommen

Hoyerswerda. In der Zusestadt hilft den Geflüchteten ein starkes Netzwerk. Das traf sich vorige Woche zum Erfahrungsaustausch in der Kulturfabrik.
Mirko Pink, Khabat Ibo, Anke Bär und Frederic Robert Kasper (v.l.) stehen stellvertretend für das Netzwerk, das Flüchtlingen in Hoyerswerda beim Ankommen hilft.

Mirko Pink, Khabat Ibo, Anke Bär und Frederic Robert Kasper (v.l.) stehen stellvertretend für das Netzwerk, das Flüchtlingen in Hoyerswerda beim Ankommen hilft.

Bild: Katrin Demczenko

Hoyerswerda ist anders als oft behauptet wird. Geflüchtete finden hier faire Aufnahme und Unterstützung, um sich in einem neuen Alltag zurechtzufinden. Dabei helfen ihnen das Immigrants Network, der Verein »Hoyerswerda hilft mit Herz«, die RAA Hoyerswerda/Ostsachsen, die Stadtverwaltung, die Agentur für Arbeit, das Ausländeramt des Landkreises Bautzen und Unternehmer, die Flüchtlinge beschäftigen. Migranten, die schon gut Deutsch können, und deutsche Paten helfen Neuankömmlingen beim Spracherwerb und begleiten sie zu Behörden. Gemeinsame Treffen knüpfen feste Kontakte.

 

Fokus muss stärker auf vulnerablen Gruppen liegen

Vertreter dieses Netzwerkes hatten Mitte November in der Kulturfabrik über Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit und bestehende Probleme informiert. Organisator der Veranstaltung war das Immigrants Network, das seit April 2023 zum Kompetenznetzwerk »Gleich teilhaben« gehört, sagt der Vereinsvorsitzende Khabat Ibo. Darin vertreten sind 20 lokale Verbünde mit 800 Vereinen, die in ihren Städten die Lebenswirklichkeit von Flüchtlingen verbessern und für sie Chancengerechtigkeit herstellen wollen.

Insbesondere vulnerable Gruppen Geflüchteter - Menschen mit schweren Erkrankungen, Alleinerziehende sowie alleinlebende Frauen - sollen beim Ankommen in der deutschen Gesellschaft unterstützt werden.

»Gleich teilhaben« will auch Menschen helfen, die mindestens fünf Jahre geduldet in Deutschland leben und durch das Chancen-Aufenthaltsrecht ihr dauerhaftes Bleiberecht erreichen können. Das Gesetz gilt seit dem 31. Dezember 2022.Binnen 18 Monaten müssen die Geduldeten ihre Identität nachweisen, Deutsch lernen und Arbeit finden, um ihren Lebensunterhalt selbst verdienen zu können, erklärt Anke Bär, Sachgebietsleiterin Integration beim Ausländeramt. Die Menschen haben dann viele Aufgaben in kurzer Zeit zu lösen, denn Kontakte mit Behörden im Heimatland zur Klärung ihrer Identität dauern meist lange und Integrationskurse finden zu wenige statt. Es fehlen schlicht zertifizierte Lehrer, die Deutsch als Zweitsprache unterrichten dürfen, sagt Anke Bär. Von circa 1.900 Geflüchteten im Landkreis haben 248 den Antrag auf Chancenaufenthalt gestellt und in Hoyerswerda wurden bis jetzt 68 positiv bewilligt.

 

Integration findet auch in den Betrieben statt

Diese Menschen arbeiten unter anderem bei der AWO Lausitz. Die Lausitzer Grauwacke GmbH bildet seit drei Jahren Flüchtlinge am Standort Oßling aus. Weil der Geschäftsführer des Steinbruchs, Frederic Robert-Kasper, gebürtiger Franzose ist und 1992 mit wenigen Deutschkenntnissen ein Studium in Dresden begann, weiß er, wie sich zugewanderte Menschen fühlen. Er erlebt, dass sich die Haltung der Belegschaft gegenüber Geflüchteten positiv verändert. Einzelne Mitarbeiter engagieren sich auch über die Arbeitszeit hinaus und begleiten den Azubi zu Behörden. Die Grundaussage des Geschäftsführers lautet: »Ohne Sprache keine Integration.«

Der Hoyerswerdaer Bürgermeister Mirko Pink ergänzt, dass Integration am Arbeitsplatz wie nebenbei erfolgt. Er wünscht sich mehr mutige Unternehmer, die Flüchtlinge beschäftigen.

Der Pressesprecher des Flüchtlingsrates, Dave Schmidtke, sagt: »Flucht begleitet uns weiterhin und Migration durch Klimawandel ist noch nicht einmal angekommen.« Er fordert die schnellere Anerkennung ausländischer Ausbildungsabschlüsse und dass Mitarbeiter des Ausländeramtes Englisch können.


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